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KON-TIKI

KON-TIKI

Titel: KON-TIKI
Autoren: Thor Heyerdahl
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alten Schuh über die Lagune herüber. Da sahen sie alle ein, daß sich ein Schiffbruch an der Ostseite des Riffs abgespielt hatte. Jetzt schickte der Häuptling endlich zwei Kanus aus, um nach den Überlebenden zu suchen, deren Feuer sie auf der Insel gesehen hatten.
    Aufgefordert von den anderen, fragte der eine Braune, warum eigentlich »Tiki« auf dem Brett stand, das über die Lagune getrieben kam. Wir erklärten drauf, daß »Kon-Tiki« auf unserer ganzen Ausrüstung stand, das sei nämlich der Name des Fahrzeugs, auf dem wir gekommen waren.
    Unsere neuen Freunde waren höchst erstaunt, als sie hörten, daß alle an Bord den Schiffbruch glücklich überstanden hatten und daß das flachgedrückte Wrack da draußen am Riff das Fahrzeug war, mit dem wir gekommen waren. Sie wollten sofort uns alle in die Kanus verladen und mit ins Dorf hinübernehmen. Wir wiesen dies dankend zurück, wir wollten hierbleiben, bis die »Kon-Tiki« über das Riff geborgen war. Sie sahen erschreckt auf das flache Wrack da draußen. Wir dürften doch nicht daran denken, es noch einmal flott zu bekommen! Der Wortführer sagte schließlich mit Pathos, wir sollten mit ihnen kommen. Sie hätten dazu bestimmten Befehl des Häuptlings, sie dürften nicht ohne uns zurückkommen.
    Wir beschlossen darauf, daß einer von uns als Gesandter an den Häuptling mit den Eingeborenen fahren sollte, daraufhin wieder zurückkommen und uns Bericht über die Verhältnisse auf der Insel da drüben erstatten. Wir wollten das Floß nicht auf dem Riff zurücklassen. Wir konnten uns nicht von unserer Ausrüstung trennen. Bengt ging mit den Eingeborenen. Die zwei Kanus wurden vom Strand losgeschoben, und bald verschwanden sie bei gutem Wind nach Westen.
    Am nächsten Tag wimmelte der Horizont von weißen Segeln. Die Insulaner waren wohl mit allen Fahrzeugen, die sie besaßen, auf dem Weg zu uns.
    Das ganze Gefolge kreuzte auf uns zu, und als sie heran waren, sahen wir unseren guten Freund Bengt im ersten Kanu mit dem Hut winken, umgeben von braunen Gestalten. Er rief uns zu, daß er mit dem Häuptling selbst käme, und wir nahmen Aufstellung drunten am Strand, wo sie an Land wateten.
    Mit großem zeremoniellem Geschick stellte Bengt uns den Häuptling vor, der nach seinen Worten Tepiuraiaril Teriifaatau hieß - aber er verstand, was wir meinten, wenn wir ihn Teka nannten. Wir nannten ihn Teka.
    Der Häuptling Teka war ein großer schlanker Polynesier mit ungewöhnlich intelligenten Augen. Er war eine mächtige Persönlichkeit und stammte von dem alten Königsgeschlecht auf Tahiti. Er selbst war Häuptling über die Raroia- und Takume-Inseln. Auf Tahiti war er in die Schule gegangen, so daß er Französisch sprach und lesen und schreiben konnte. Er erzählte mir, daß die Hauptstadt Norwegens Christiania hieß und fragte, ob ich Bing Crosby kannte. Er erzählte des weiteren, daß nur drei ausländische Schiffe Raroia im Laufe der letzten zehn Jahre besucht hatten, aber daß das Dorf mehrmals im Jahr Besuch des Kopraschoners aus Tahiti bekam, der Handelswaren brachte und Kokoskerne holte. Sie warteten jetzt schon lange auf den Schoner, so daß er in der nächsten Zeit herüberkommen mußte.
    Bengts Bericht lief in Kürze darauf hinaus, daß es weder Schule, Radio noch Weiße auf Raroia gab, aber daß die hundertzwanzig Polynesier des Dorfes alles getan hatten, was sie konnten, daß wir es im Dorf angenehm haben sollten. Sie waren dabei, für uns einen großen Empfang vorzubereiten.
    Die erste Bitte des Häuptlings war, das Schiff zu sehen, das uns lebend am Riff abgesetzt hatte. Mit einem Schwarm von Eingeborenen hinter uns wateten wir hinaus zur »Kon-Tiki«. Als wir uns näherten, blieben sie plötzlich stehen und begannen wie aus einem Mund zu schnattern. Wir sahen jetzt die Stämme der »Kon-Tiki« deutlich, und einer von den Eingeborenen stieß hervor:
»Das ist ja kein Boot, das ist ein Pae-pae!«
    »Pae-pae!« wiederholten alle wie aus einem Mund.
    Im Galopp platschten sie aufs Riff hinaus und kletterten auf die »KonTiki«. Wie begeisterte Kinder krochen sie überall herum, befühlten die Stämme, das Bambusflechtwerk und das Tauwerk. Der Häuptling war genauso aufgeregt wie die anderen, er kam zurück und wiederholte erstaunt und interessiert:
»>Tiki< ist ja gar kein Schiff, es ist ein Pae-pae!«
    Pae-pae ist das polynesische Wort für Floß und Plattform, auf der Osterinsel ist es auch die Bezeichnung für die Kanus der Eingeborenen. Der Häuptling
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