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kommt wie gerufen

kommt wie gerufen

Titel: kommt wie gerufen
Autoren: Dorothy Gilman
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nachtragen. Ich hoffe. Sie fühlen sich durch das Tonband nicht gehemmt?«
    »Zu müde«, sagte Mrs. Pollifax.
    Bishop war eingetreten, und Mrs. Pollifax fragte: »Womit soll ich beginnen?«
    »Mit Ihrer Entführung«, sagte Carstairs. »Fangen Sie dort an, wo sie Johnny kennengelernt haben.«
    Sie nickte. »Wir haben Suppe und Kaffee bekommen – von den Männern in der Hütte.« Holprig und dann mit wachsendem Schwung berichtete sie von ihrem Flug nach Albanien, den anschließend dort verbrachten Tagen, und Farrell fiel ihr ab und zu ins Wort, um etwas besonders hervorzuheben.
    Carstairs unterbrach sie nicht, bis Mrs. Pollifax die Raketenbasis erwähnte.
    »Was sagen Sie da?« explodierte er.
    »Waren Sie davon noch nicht unterrichtet?« fragte Mrs. Pollifax zweifelnd.
    »In Albanien ist unser Nachrichtendienst nicht besonders ausgebaut«, bemerkte er trocken. »Nein, davon haben wir nichts gewußt. Sie sind ganz sicher, daß es eine Raketenbasis war?«
    »Nein, aber Oberst Nexdhet hat es mir gesagt.«
    »Wer…?«
    Farrell grinste. »Lassen Sie sie erzählen, es wird immer spannender.«
    Mrs. Pollifax fuhr fort und endete mit den Worten:
    »… und wir glaubten, daß die beiden Männer tot in den Booten liegen, also segelten wir direkt aufs offene Meer hinaus, und der Dschinn – wollte sagen, Dr. Howell – war kaum mehr bei Bewußtsein. Anfangs sind wir allen Booten ausgewichen, die wir von weitem gesehen haben, aber als wir schließlich überzeugt waren, in Sicherheit zu sein, da hat uns niemand zur Kenntnis genommen. Wir haben den Schiffen zugewinkt, und sie haben zurückgewinkt.«
    »Die dachten, wir machen einen Ausflug«, bemerkte Farrell trocken.
    Carstairs lächelte und stellte das Tonband ab. »Tolle Geschichte… Lassen wir es im Augenblick dabei bewenden. Die Hauptsache ist, daß Sie beide am Leben sind und nach allem, was ich eben gehört habe, ist das beinahe ein Wunder.«
    Farrell sagte nüchtern: »Sie gehen so geflissentlich über den Anfang hinweg. Über Mexico-City, meine ich. Vermutlich ist das ganze Unternehmen dort geplatzt. Hat es de Gamez erwischt?«
    Carstairs seufzte. »Tut mir leid, daß Sie danach fragen.« Er beugte sich über Zigarette und Feuerzeug und vermied es, Farrell anzusehen.
    »Den einen findet man, den anderen verliert man. Seien Sie froh, daß es Ihnen gelungen ist, Dr. Lee Tsung Howell zurückzubringen und sich selbst zu retten.« Er stellte das Feuerzeug auf den Tisch und sah Farrell voll an. »Ja, Johnny de Gamez ist tot. Er wurde am 17. August ermordet.«
    »Verdammt«, sagte Farrell empört.
    Mrs. Pollifax fühlte, wie es ihr kalt über den Rücken rieselte. Leise sagte sie: »Das tut mir unendlich leid. Er war so warmherzig und so ein guter Mensch. Ein wirklicher Kavalier.«
    Carstairs wurde plötzlich ganz still. Langsam wandte er den Kopf, um Mrs. Pollifax anzusehen, und sein Schweigen wirkte betroffen.
    Schließlich sagte er vorsichtig: »Aber woher können Sie das denn wissen, Mrs. Pollifax, wenn Sie doch nie mit dem wahren Señor de Gamez zusammengekommen sind?«
    »Aber das bin ich doch«, berichtete sie eifrig. »Natürlich nicht am 19. August, aber einige Tage nach meiner Ankunft in Mexico-City. Es ließ mir keine Ruhe, ehe ich wußte, wo der Buchladen war, verstehen Sie? Und nachdem ich ihn gefunden hatte, ging ich beinahe täglich daran vorbei. Und nachdem ich ihn im Laden gesehen hatte, dachte ich, es könnte doch nichts schaden, einmal einen Sprung vorbeizumachen und ein bißchen in den Büchern zu kramen.«
    »Weiter«, verlangte Carstairs mit belegter Stimme.
    »Das tat ich also, und wir haben sehr nett zusammen geplaudert, Señor de Gamez und ich.«
    »Wann? An welchem Tag?« drängte er.
    »Warten Sie mal – das war vier Tage vor dem 19. August, glaube ich. Das wäre also der 15. August gewesen. Ja, es war bestimmt der 15. August.«
    »Und wovon haben Sie geplaudert?« verlangte Carstairs so brüsk zu wissen, daß Farrell ihn erstaunt ansah.
    »Ach, darüber, ohne Begleitung zu reisen, und über unsere Enkelkinder und ob ich Patiencespielen könnte. Er hat mir ein Buch geschenkt, das hieß: >77 Arten des Patiencespiels <, und obzwar ich mich damals noch nicht für den Gedanken erwärmen konnte – «
    »Mrs. Pollifax«, fiel Carstairs ihr mit erstickter Stimme ins Wort.
    »Bitte?«
    »Mrs. Pollifax, de Gamez hat am 9. August Ihr Foto bekommen.«
    »Mein was?«
    »Mrs. Pollifax, als Sie am 15. August den Laden zum Papagei betraten, da wußte de Gamez,
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