Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod

Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod

Titel: Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
zurück. „Mord", stammelte er entsetzt und blickte einen Moment fassungslos umher. Dann aber wußte er, was er zu tun hatte. Mit einem Sprung war er am Telefon und drehte die Nummernscheibe. Kommissar Morry war selbst am Apparat. Er hatte Nachtdienst und war gerade ein wenig eingenickt, als die Glocke des Telefons schrillte.
    „Was sagen Sie . . . Mord!" Wie fortgewischt war seine Müdigkeit, und während er sich nach dem Tatort erkundigte, drückte er auf einen Knopf. Ruhig und sachlich gab er dem Wächter seine Anweisungen. Nach dem Gespräch erhob er sich und zog hastig seinen Mantel über. Die Beamten der Mordkommission waren durch das Klingelzeichen alarmiert worden. Hastig durcheilte der sehnige Kommissar Morry die langen Korridore von Scotland Yard. In der unteren Etage blieb er plötzlich stehen und blickte zu einer angelehnten Tür, aus der ein Lichtschein herausfiel.
    „Nanu", flüsterte er vor sich hin, „Inspektor Halley hat doch heute keinen Nachtdienst!"
    Unwillkürlich schritt er näher, öffnete vorsichtig die Tür und sah seinen Vertreter, über eine Akte gebeugt, am Schreibtisch sitzen. Still lächelte Kommissar Morry. Er mochte ihn gern, den vierzigjährigen, ehrgeizigen Beamten, der Tag und Nacht arbeitete und in selbstlosester Weise sich für seinen Beruf aufopferte.
    „Hallo Inspektor", rief er dem Mann zu, „was machen Sie denn hier."
    Erschrocken fuhr Dick Halley empor, blickte seinen Vorgesetzten an und erklärte grübelnd: „Ich bin hier einer Sache auf der Spur, die mir keine Ruhe läßt . . . Überfälle auf Goldwarenhandlungen . . ."
    „Da können Sie sich gleich mir anschließen, Inspektor. Ich bin vor wenigen Minuten angerufen worden, der Juwelier Fleming ist ermordet worden!"
    Wortlos erhob sich Inspektor Halley, zog sich hastig seinen Mantel über, und nun stürmten die gefährlichsten Verbrecherjäger Londons die Stufen hinunter und warfen sich in den Wagen, der schon bereit stand. Mit unerhörtem Tempo durchraste jaulend der Polizeiwagen die menschenleeren Straßen der nachtdunklen Stadt. Dem jungen Fahrer bereitete es sichtlich Freude, Kommissar Morry, den er bewunderte und schätzte, zu beweisen, wie sehr er den Wagen in der Gewalt hatte. Es waren keine zehn Minuten nach dem Anruf des Wächters verstrichen, als sie ihr Ziel erreicht hatten. Hastig stürmte der Kommissar die Stufen empor, die zu den Geschäftsräumen Winston Flemings führten, dichtauf gefolgt von Inspektor Dick Halley. Mitten im Raum blieben die erfahrenen Beamten stehen, und als sich der Wächter den beiden Männern zögernd näherte, winkte Kommissar Morry mit einer harten Handbewegung ab. „Einen Augenblick, wir sprechen uns gleich."
    Morry ließ die Atmosphäre des Raumes auf sich wirken. Inspektor Halley störte seinen Vorgesetzten nicht, dessen Angewohnheiten er wie kein anderer kannte. Erst als die anderen Beamten der Mordkommission in das Mordzimmer traten, richtete sich Kommissar Morry aus seiner versunkenen Haltung auf und sagte: „Sie wissen, meine Herren, das übliche. Ich brauche wenigstens sechs Aufnahmen von dem Opfer und zwei Totalaufnahmen des Raumes. Hoffentlich haben wir Glück und finden irgendwelche Spuren."
    Mit einer behutsamen Bewegung zog Morry Inspektor Halley beiseite und fragte diesen: „Was meinen Sie, Herr Inspektor, von wo aus der Mörder das Messer geschleudert hat."
    Mit seinen Augen maß der ehrgeizige Beamte den Raum, dann erklärte er mit fester Stimme: „Von der Tür aus, Herr Kommissar!"
    „Das habe ich mir auch gedacht. Aber nun wollen wir erst mal den Wächter verhören."
    Er winkte Leo Glen, so hieß der Wächter, zu sich heran und forderte diesen auf zu berichten. Leo Glen vergaß nichts. Von Anfang an schilderte er das eigenartige Zusammentreffen mit dem Juwelier, und nun beschrieb er genauestens den Begleiter des Ermordeten, dessen Verhalten sofort seinen Verdacht erregt hatte. Nachdem der Wärter geendet hatte, blickte ihn Morry sinnend an und fragte: „Wie lange betreuen Sie schon diesen Bezirk?"
    „Über drei Jahre, Herr Kommissar", kam die schnelle Entgegnung.
    „Dann sind Sie mit den Eigenarten Mister Flemings vertraut gewesen, nicht wahr? Gehörte es zu seinen Angewohnheiten, zur späten Nachtstunde die Geschäftsräume aufzusuchen?"
    „Das war das erste Mal", erklärte Leo Glen.
    In diesem Augenblick betrat schnaufend ein dicker Mann mit hochrotem Gesicht den Raum. Breitbeinig pflanzte er sich vor Kommissar Morry auf und knurrte diesen gereizt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher