Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod

Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod

Titel: Kommissar Morry - Lautlos kommt der Tod
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
Die Spitze des Stahls schlug genau in die Mitte der Schulterblätter ein. Mit einem Todesschrei sank Winston Fleming langsam in sich zusammen. Dieser fuchtbare Schrei hatte den Wächter wieder zum Bewußtsein gebracht, er blickte zur Tür, und da sah er den Mann von vorhin, der sich gerade abwandte und davoneilte. Mühsam drückte sich der junge Mann vom Boden ab, ergriff dabei den Revolver und ging mit zusammengepreßten Lippen zum Fenster. Alle Kraft zusammennehmend, riß er einen Flügel auf, beugte sich heraus, und als er den Schurken sah, schoß er mehrere Male auf den Fliehenden. Die Kugeln erreichten jedoch nicht ihr Ziel. Höhnisch lachte der Mörder auf, lief nun ganz dicht an der Häuserfront entlang, und wenige Sekunden später fiel eine Wagentür ins Schloß.

    *

    In aller Ruhe hatte in der Zwischenzeit der andere Verbrecher den Geldschrank ausgeräumt und die Banknoten in den tiefen Taschen seines Mantels verstaut.
    Obwohl die verängstigte Frau keine Gefahr für ihn bedeutete, ließ er sie dennoch keinen Augenblick unbeobachtet. Zum Entsetzen Mrs. Flemings ließ sich plötzlich der Halunke an ihrer Seite nieder und betrachtete sie wohlgefällig,
    „Siehst gut aus, mein Kind", schmeichelte er und versuchte dabei, die Wange der zurückweichenden Frau zu streicheln. „Na, na, nicht so ängstlich", spottete der Verbrecher.
    In diesem Moment wuchs Betty Fleming über sich selbst hinaus. Vielleicht würde es ihr gelingen, den Verbrecher zu bewegen, seinen Hut abzunehmen. Für die spätere Entwicklung wäre es doch unsagbar wichtig, wenn sie eine genaue Beschreibung wenigstens von einem dieser Halunken geben konnte. Sie warf dem Mann an ihrer Seite einen koketten Blick zu und sagte ein wenig herausfordernd: „Wie kann ich wissen, mein Herr, wie Sie aussehen. Im Augenblick sehen Sie schreckenerregend aus. Wer weiß, warum Sie sich so vermummen . . ."
    Einen prüfenden Blick warf der Verbrecher der gepflegten Frau zu. Die schien für einen kleinen Flirt empfänglich zu sein. Da könnte man doch die Zeit angenehm verbringen. Passabel sah sie ja aus. Und da er sich in seiner Eitelkeit verletzt fühlte, schob er ein wenig seinen Hut aus dem Gesicht und fragte: „Na, Madame, genüge ich Ihren Ansprüchen?" „Ich glaube, Sie sind mein Typ", lachte Mrs. Fleming auf und versuchte, das Gesicht des Verbrechers sich einzuprägen. Wohl erschreckten sie die harten Augen des Mannes, der sie herausfordernd ansah, aber sie brachte es fertig, ihn kühl lächelnd zu betrachten, und dann fragte sie ihn abwägend: „Ich habe eine Vorliebe für dunkelhaarige Männer . . ."
    Lachend fiel ihr der Verbrecher ins Wort: „Das kann ich mir denken, Madame, denn wenn ich an die Glatze Ihres Mannes denke, kann ich Ihr Verlangen verstehen. Aber auch damit kann ich dienen. Ich habe pechschwarze Haare."
    „Das glaube ich nicht", rief herausfordernd Mrs. Heming, streckte ihre Hand ein wenig hervor und war erstaunt, daß der Mann es duldete, daß sie ihm seinen Hut noch weiter zurückschob. Tatsächlich, der Gangster hatte tief schwarzes Haar, und nun erst konnte sie sich ein richtiges Bild von dem Mann machen. Als Betty Fleming ihre Hand zurückziehen wollte, packte sie plötzlich der Verbrecher und stieß schwer atmend aus: „So haben wir nicht gewettet, Schätzchen. Ich glaube, ich war nun entgegenkommend genug. Jetzt liegt es an dir, mein Kind, zu beweisen, daß ich auch wirklich dein Typ bin."
    Leidenschaftlich riß er die aparte Frau an sich. Mit brutaler Hand preßte er ihren Kopf zurück und küßte ihre zusammengepreßten Lippen. Als der Verbrecher merkte, daß die Frau wie ein Stein in seinen Armen lag, wurde er von einer maßlosen Wut erfaßt. Mit einem Ruck erhob er sich, stieß dabei Betty Fleming mit beiden Händen von sich und zischte: „Du bist ja ein verteufelt schlaues Biest . . . und ich falle auf deinen Trick rein. Ich glaube, das wird dir noch schlecht bekommen. Du willst mit mir spielen . . . stellst dich verliebt, nur um herauszubekommen, wie ich aussehe."
    „Nein, nein, so ist es ja nicht", stammelte die verzweifelte Frau.
    Unter dem furchtbaren Blick des Verbrechers erbleichte sie und wußte nicht mehr, was sie machen sollte. Sie machte sich jetzt Vorwürfe, so leichtfertig gehandelt zu haben. Denn es war nicht vorauszusehen, wie jetzt die Sache auslaufen würde, die sie nach ihren Begriffen so geschickt eingefädelt hatte. Wie ein gereizter Tiger durchmaß der Verbrecher den Raum und überlegte krampfhaft,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher