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Kommissar Morry - Ich habe Angst

Kommissar Morry - Ich habe Angst

Titel: Kommissar Morry - Ich habe Angst
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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die dem Teufel dienten. Sie werden ihre Rechnung in der Hölle begleichen müssen. Sie sind für den Galgen noch zu schlecht."
    Erst als die Konstabler sich mit ihren Gefangenen entfernt hatten, fand Kommissar Morry die Zeit, sich mit Jack Havard zu unterhalten. Der junge Mann lehnte blaß am Türrahmen. Er hielt noch immer seine Aktentasche in der Hand. Beklommen blickte er auf die Tür des Wohnzimmers.
    „Diesmal wäre es aus gewesen", murmelte er zwischen den Zähnen. „Wie sind Sie denn darauf gekommen, Sir, daß auf mich ein neuerlicher Anschlag geplant war? Woher wußten Sie das?"
    „Es war nicht schwer", lächelte Morry bescheiden. „Ich wollte Sie anrufen. Ich hörte eine fremde Stimme im Apparat. Es mußte also jemand in Ihrer Wohnung sein. Da bin ich dann gleich losgefahren und konnte Sie gerade noch unten in Empfang nehmen. Sonst noch eine Frage?"
    „Nein", sagte Jack Havard tief atmend. „Ich möchte Ihnen danken, Kommissar! Sie haben mich...“
    „Machen Sie nicht so viele Worte", winkte Morry ab. „Sagen Sie mir lieber, wann Sie zu Esther Harras nach Averon fahren."
    „Morgen früh, Sir! Ich habe zwei Tage Urlaub genommen."
    „Ich nehme an", sagte Morry, „daß Alban Lampard Ihnen folgen wird. Seien Sie vorsichtig! Bringen Sie das Mädchen nicht in unnötige Gefahren. Ich selbst werde alle Sicherungsmaßnahmen treffen. Nach menschlichem Ermessen dürfte Esther Harras nichts geschehen. Aber nachdem wir es mit einem Teufel zu tun haben ..."
    „Ich bin auch noch da", meinte Jack Havard zuversichtlich. „Ich werde Esther Harras schützen, so gut ich kann."

    24

    Es war Nachmittag. Durch die Fenster des Maklerbüros in Averon blickten stürmische Regenwolken. Man wußte jetzt schon, daß die Dämmerung früh hereinbrechen würde. Esther Harras saß an ihrem Schreibtisch und malte an einem Reklameentwurf. Sooft sie den Kopf hob, mußte sie beklommen feststellen, daß sie von dem Makler John Luffman gierig angestiert wurde. Er ließ kein Auge von ihr. Seine Blicke verschlangen sie buchstäblich mit Haut und Haaren. John Luffman wollte sie eben wieder bedrängen, da klopfte es an der Tür. Der Briefträger trat ein. Er brachte die Nachmittagspost. Ein ganzer Packen Briefe wanderte in die rötlichen Hände John Luffmans. Er zog sich hinter seinen Schreibtisch zurück. Er sortierte die Post. Plötzlich reichte er ihr ein Telegramm herüber. „Das ist für Sie", brummte er mürrisch.
    „Für mich?" fragte Esther Harras erstaunt und wurde blutrot im Gesicht. Nervös riß sie das Kuvert auf. In fiebernder Hast überflog sie den Telegrammtext.
    „Ankomme heute Abend 17.30 Uhr in Averon. Holen Sie mich bitte am Bahnhof ab. Viele Grüße. Jack Havard."
    Esther Harras ließ das Telegramm blitzschnell verschwinden. Ein glückliches Leuchten lag auf ihrem Gesicht. Ihre Augen strahlten, als hätte sie eben einen Blick in den Himmel getan. Sie freute sich wie ein Kind auf den Abend. Sie blickte auf die Uhr. Eine Stunde noch, dachte sie. Dann ist er bei mir. Dann bin ich nicht mehr allein.
    „Was haben Sie denn?" forschte John Luffman lauernd. „So lustig habe ich Sie noch nie hier gesehen. Ist das Telegramm etwa von einem Freund?"
    Er war eifersüchtig. Er blickte sie durchbohrend an. Schielend tasteten seine Augen über sie hin.
    „Mein Onkel kommt", sagte Esther Harras rasch gefaßt. „Er hat in diesem Telegramm seinen Besuch angekündigt. Ich werde ihn heute abend abholen."
    Sie rechnete die Minuten nach. Sie hatte auf einmal keine Ruhe mehr. Sie konnte einfach nicht mehr auf ihrem Stuhl sitzen bleiben. Schon um fünf Uhr rannte sie aus dem Büro, eilte ins Wohnhaus hinüber und nahm ihr schönstes Kleid aus dem Schrank. Sie zog einen flauschigen Pelzmantel an und drückte eine entzückende Kappe auf die braunen Locken. Als sie eben auf die Straße treten wollte, winkte John Luffman aus dem Fenster des Büros.
    „Kommen Sie herein", rief er hastig. „Sie werden am Telefon verlangt. Irgend jemand aus London will Sie sprechen."
    Esther Harras kehrte noch einmal um. Sie tat es nur widerstrebend. Ihre Füße waren plötzlich schwer wie Blei. Es wird Alban Lampard sein, dachte sie erschreckt. Er hat sich schon seit Tagen nicht mehr gemeldet. Er wird wissen wollen, wie weit ich hier hin. Ich werde ihm Rechenschaft ablegen müssen. Zugleich aber dachte sie furchtsam daran, daß sie diesen Satan in eine Falle locken sollte. Konnte sie das überhaupt? Hatte man da nicht zuviel von ihr verlangt? Würde es
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