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Kommissar Morry - Das Phantom

Kommissar Morry - Das Phantom

Titel: Kommissar Morry - Das Phantom
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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glühenden Augen hatte einen Menschen beseitigt, von dem er nicht einmal wußte, ob ihm dieser Mensch je gefährlich werden konnte.
    Er hatte getötet, weil er auf keinen Fall ein Risiko eingehen wollte. —
    Oder mordete diese Bestie gar aus reiner Lust am Töten?

    *

    Schon vor Beginn der eigentlichen Bürostunden herrschte am folgenden Morgen auf dem langen Gang des Sonderdezernates bei Scotland Yard Hoch» betrieb. Die Türangeln des einzigen Zimmers, das so schlicht und einfach mit einem wohlklingenden Namenszug versehen war, schienen nicht kalt zu werden. Unaufhörlich schleppten übernächtigte Detektive dicke Aktenbündel, Karteikarten und bereits durchgeführte Protokolle herbei. Alles glich einem aufgescheuchten Bienenkorb. Es war zwar nichts Außergewöhnliches, doch kam es auch in London nicht alle Tage vor, daß ein Angehöriger der Police, dazu noch einer aus einer Streifenwagenbesetzung, hinterrücks und lautlos ermordet wurde. Das Gesicht des jungen, sympathischen Kommissars, der hinter einem mächtigen Schreibtisch saß, verfinsterte sich zusehends. Der sonst immer auf seinen Lippen liegende lächelnde Zug war gänzlich verschwunden. Das eckige Kinn verriet mehr denn je Willensstärke und Intelligenz.
    „Die ganze Angelegenheit bleibt uns vorerst noch ein Rätsel, Methaws", konstatierte der junge Kommissar, nachdem er sich stumm die Ausführungen des blaß und angegriffen aussehenden Sergeanten angehört hatte. „Wenn uns da der Zufall nicht etwas zur Hilfe kommt, haben wir eine verdammt harte Nuß zu knacken."
    Unwillkürlich preßte Methaws seine Fäuste zusammen, und Morry ahnte, was in diesem Manne vorging.
    „Sergeant, quälen Sie sich nicht mit unbegründeten Selbstvorwürfen. Sie hätten den Mord an Flemming ebensowenig verhindern können, wie wir von Scotland Yard die ständigen Morde im Hafenviertel verhindern können, obwohl wir alles Erdenkliche tun, um dieses Gesindel restlos auszurotten. — Gehen Sie nun nach Hause und versuchen, so gut es geht, die Eindrücke dieser Nacht zu vergessen."
    „Vergessen, Sir? — Nie werde ich das grauenhafte Bild vergessen können."
    „Sie haben recht, Methaws", Morry hatte sich erhoben und dem fast gleichaltrigen Sergeanten die Hand väterlich auf die Schulter gedrückt, „wer so etwas einmal gesehen hat, kann es so schnell nicht wieder vergessen. Versuchen Sie jedoch, neue Eindrücke zu gewinnen, und Sie werden sehen, daß sich das Bild des Grauens langsam zu verwischen beginnt." Dankbar schaute Tommy Methaws den jungen Kommissar an. Die Worte taten ihm gut und gaben ihm etwas Selbstvertrauen zurück.
    „Thanks, Sir, ich werde es versuchen."
    Schwer erhob sich Methaws und wandte sich der schlichten Tür des Raumes zu. Noch ehe er diese erreicht hatte, wurde sie nach kurzem, energischen Anklopfen geöffnet, und Methaws wäre mit dem ein» tretenden, elegant gekleideten Herrn fast zusammengeprallt.
    „Morning Kommissar!"
    „Good morning, Captain Smiths!" hörte er die beiden Officer sich begrüßen.
    Respektvoll trat Methaws zur Seite, und während der mit Captain Smiths Angeredete ihm freundlich zunickte, musterte er im Vorübergehen diesen ihm noch unbekannten Officer. Seine stramme Haltung und seine eckigen Bewegungen ließen den Schluß zu, daß dieser Mann jahrelang irgendeiner Militärakademie angehört haben mußte.
    ,Alter Kasernenschimmel!' stellte Methaws abschließend fest und verließ das Zimmer, nachdem er an der Tür vor den beiden Herren kurz salutiert hatte.
    „Please, Captain Smiths, nehmen Sie Platz!" forderte Morry, nachdem sich die beiden artfremden Männer begrüßt hatten, den älteren auf, indem er mit einer lässigen Handbewegung auf einen Sessel deutete. Er selbst setzte sich wieder hinter seinen mit Akten überladenen Schreibtisch.
    „Thanks, Kommissar! — Hoffentlich störe ich Sie nicht? Wie ich sehe, ertrinken Sie ja fast in all diesen Schriftstücken."
    „Es sieht etwas gefährlicher aus, als es in Wirklichkeit ist, Captain. Ansonsten nur Routinesache. — Wenn Sie erst einige Zeit bei uns sind und sich eingearbeitet haben, werden Sie merken, wieviel Kleinkram zur Lösung eines geheimnisvollen Mordfalles gehört."
    „Mordfall? — Soll das heißen, daß Sie mir heute morgen einen frischen Mord präsentieren wollen, nachdem Sie mir gestern noch erzählten, keinen besonders aufregenden Fall zur Verfügung zu haben?"
    „Well, Captain — leider einen sehr traurigen und geheimnisvollen noch dazu."
    „Darf man
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