Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Morry - Das Phantom

Kommissar Morry - Das Phantom

Titel: Kommissar Morry - Das Phantom
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
am Ende wiederum dem Willen dieses Clubs beugen mußte, tat er augenblicklich das klügste — er Wechselte ohne Übergang das Thema und wandte sich dem geschäftlichen Teil zu.
    „Was springt bei dieser nicht ungefährlichen Mehrarbeit für mich heraus?" wollte er mit monotoner Stimme wissen.
    Ohne das sonst bei Männern dieser Axt übliche Gefeilsche kramte Rob Austick einen Lederbeutel her» vor und zählte einige Silberstücke auf den Tisch.
    „Der Chef legt dreihundert Harte für jeden Transport der Ware zur Morant-Street für dich hinzu. Das andere wie üblich!" war die Antwort des Riesen.
    Der Betrag, der jetzt mattblinkend auf der schmutzigen Platte lag, war mehr als Godophin erwartet hatte. Für dreihundert gute, englische Dollar konnte man den kurzen Weg zu Dickens Hafenbar schon machen, ging es durch seinen Kopf und ließ im Vorgeschmack der dafür zu erstehenden Menge Alkohol seine Augen gierig aus den tiefliegenden Höhlen treten. Schneller als es die übrigen Gauner verfolgen konnten, verschwanden die Silbermünzen in Trustys Taschen.
    Der Handel war perfekt, und Trusty Godophin hatte es auf einmal sehr eilig, das Geld in hochprozentige Flüssigkeit in Dickens Hafenbar umzusetzen. Ohne sich weiter um seine Besucher zu kümmern, ergriff er das schuhkartongroße, in wasserdichtem Laken eingewickelte Paket, klemmte es unter den Arm und trat in die neblige Nacht hinaus. Trusty Godophin ahnte noch nicht, wie gefährlich für ihn der Weg in Wirklichkeit war...
    Außer den verstärkten Polizeistreifen, die ihr besonderes Augenmerk gerade auf die Gegend bei Limehouse und Poplar, den anrüchigsten Hafenvierteln Londons, richteten, war da noch ein Augenpaar, das schon seit Nächten das dunkle Haus am Lime Kiln Dock scharf beobachtete und jede Bewegung des Eigentümers und seiner Gäste registriert hatte. Heute schien seine Ausdauer und seine Hartnäckigkeit, mit der er sein Ziel verfolgte, endlich belohnt zu werden. Knirschend wurde ein Boot an Land gezogen. Drei Gestalten, deren schwache Umrisse er nur vernehmen konnte, geisterten durch den Nebel und steuerten das alleinstehende Haus an. Für den Mann, der sich aus dem Schatten eines Gebüsches löste, war es nicht schwer, geräuschlos bis an die Außenwand des Hauses zu schleichen. Regungslos, den Kopf leicht in Richtung des mangelhaften verhangenen Fensters geneigt, verharrte er nun schon seit Beginn der in dem Raum stattgefundenen Unterhaltung an diesem Platz. Keine Silbe des für ihn so aufschlußreichen Gespräches war ihm entgangen, und noch bevor sich quietschend die Haustür in ihren verrosteten Angeln gedreht hatte, war er wieder an seinem alten Beobachtungsplatz angelangt. Kurze Zeit später vernahm der lauschende Schatten Schritte im Nebel, die sich langsam entlang des Lime Kiln Docks in Richtung der Emmett-Street verloren. Trusty Godophin war mit der heißen Ware auf dem Wege zur Dickens Bar in der Morant-Street. Als auch die Stimmen der nächtlichen Besucher des Alten in der entgegengesetzten Richtung verklungen waren, setzte sich der Mann ebenfalls in Bewegung. Leicht flatterte der dunkle Umhang, den dieser Mann zum Schutze des herunterfallenden Nebels trug, in der vom Fluß herüberwehenden Brise. Am Hause hinter dem Lime Kiln Dock trat eine gespenstische Stille ein. Es hatte den Anschein, als läge alles hier herum in einem totenähnlichen Schlaf. Die unheimlich wirkende Ruhe war jedoch nicht von langer Dauer. Rob Austick und seine beiden Gefährten Hone und Pookfield hatten die am nördlichen Ufer der Themse gelegene Narrow-Street erreicht und wollten eben in die Nortbey-Street einbiegen, als alle drei wie auf ein gegebenes Kommando zusammenzuckten und stehen blieben. Ein Schrei, kurz und spitz, klang grauenhaft in ihren Ohren wider.
    „Bless my soul, Rob! Wenn das nicht die Stimme Trustys war, will ich nicht mehr Jean Hone heißen!"
    „Unsinn, Jean! Dem Alten tut keiner etwas, Außerdem kam der Schrei vom Fluß her, Trusty müßte aber schon die West India Dock Road hinter sich haben. Also nicht mehr hinter uns, sondern vor uns sein."
    „Stimmt! — Aber wollen wir nicht doch nachschauen. Trusty kann aufgehalten worden sein und nun in höchster Not den Schrei ausgestoßen haben."
    „Quatsch! Der Alte ist clever genug, sich nicht aufhalten zu lassen. Außerdem juckte ihn das Geld dermaßen, daß er jetzt schon in Dickens Bude sitzt und sich den durch sein schnelles Laufen trocken gewordenen Hals anfeuchtet."
    „Hoffentlich hast du
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher