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Komm mit mir nach Kreta

Komm mit mir nach Kreta

Titel: Komm mit mir nach Kreta
Autoren: Annie West
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dass er seinen Namen genannt hatte.
    Und nun stand er vor ihr. Sophie sah ihn an und spürte erneut die außergewöhnliche Kraft, die er ausstrahlte und der sie sich kaum entziehen konnte. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Wenn er behauptete, nicht im Auftrag ihres Großvaters zu kommen, warum war er dann hier?
    „Wer sind Sie?“, flüsterte Sophie. „Was wollen Sie?“
    Costas wünschte, er könnte gehen, um die junge Frau in ihrer Trauer nicht weiter zu behelligen. Offenbar war sie einem Nervenzusammenbruch nahe. Er hatte sie nur widerwillig losgelassen – aus Sorge, sie würde um sich schlagen. Sie wirkte wie eine Furie, begierig nach Rache. Und jetzt sah sie ungeheuer verletzlich aus. Er spürte ihren Kummer und bemühte sich um einen beherrschten Gesichtsausdruck, denn er wusste, dass sie sein Mitleid nicht würde sehen wollen.
    Nicht zum ersten Mal bereute er, sich mit den Liakos’ eingelassen zu haben. Es gab nichts als Ärger mit ihnen. Immer hatten sie ihm Schwierigkeiten bereitet. Und diese junge Frau mit dem bitteren Zug um den Mund schien das gleiche Los zu teilen.
    Insgeheim verfluchte Costas dieses entsetzliche Unglück. Doch er konnte nicht weggehen. Er musste die Sache zu Ende bringen, auch wenn es bedeutete, seine Probleme einer unglücklichen jungen Frau aufzuzwingen. Natürlich fühlte er sich schuldig. Er war verpflichtet, ihre Trauer zu respektieren und müsste ihr Zeit geben. Aber Zeit war genau der Luxus, den er nicht besaß. Er brauchte diese Frau. Sie war seine einzige Hoffnung darauf, die immer näher rückende entsetzliche Katastrophe noch abzuwenden.
    Und als wäre die Situation nicht schon verfahren genug, kam zu seiner Bestürzung etwas anderes dazu, was alles nur noch schwieriger machte. Und gefährlich. Er konnte es kaum glauben, aber es war auch nicht zu leugnen: Vom ersten Augenblick an, von dem Moment an, als sie ihm die Tür geöffnet hatte, begehrte er diese Frau wie noch keine andere zuvor in seinem Leben. Ausgerechnet sie! Genau das hatte ihm gerade noch gefehlt! In seiner Lage war sinnliche Begierde völlig unpassend, besonders, da sie in Trauer war und ihn für einen Unmenschen hielt.
    Besonders, da sie eine aus der Familie Liakos war.
    Und dennoch konnte er den Blick nicht von ihr reißen. Die Schönheit ihrer feinen Gesichtszüge raubte ihm den Atem. Ihre großen goldbraunen Augen. Die vollen Lippen. Unter dem T-Shirt zeichneten sich ihre üppigen Brüste ab. Es war unglaublich! Fast konnte er sie in seinen Händen spüren, fest, rund und verführerisch. Ihre abgetragenen Jeans saßen wie eine zweite Haut, brachten die langen schlanken Beine zur Geltung.
    Costas verwünschte sich selbst. Wo blieb sein Ehrgefühl? Sein Respekt vor ihrer Trauer?
    „Wer sind Sie?“, flüsterte sie wieder, und er sah ihr an, dass sie Angst hatte.
    „Mein Name ist Costas Vassilis Palamidis“, stellte er sich ihr noch einmal vor. „Ich lebe auf Kreta und bin ein seriöser Geschäftsmann. Ich muss mit Ihnen reden. Können wir uns vielleicht irgendwo anders unterhalten, Miss Paterson?“ Er blickte sich in der Küche um und begriff, dass das schmutzige Geschirr und die Essensreste nicht von einer Wochenendorgie, sondern von der Trauerfeier stammten.
    Ihr diese Sache jetzt aufzudrängen war grausam. Aber er hatte keine Wahl. Mitgefühl bedeutete Verzögerung, und die konnte er sich nicht leisten.
    „Draußen vielleicht?“ Costas zeigte in den Garten. Nur raus aus der klaustrophischen Enge dieses Hauses, raus aus der Atmosphäre von Kummer und Verlust.
    Offensichtlich war sie nicht überzeugt. Sie musterte ihn argwöhnisch.
    „Es war eine sehr lange Reise, und ein bisschen frische Luft würde mir guttun. Ihnen alles zu erklären wird eine Weile dauern.“
    „Gleich um die Ecke ist ein Park. Wir gehen dorthin“, sagte sie schließlich.
    Sie sah so schwach aus, als wenn sie es nicht einmal bis zur Haustür schaffen würde, geschweige denn ein Stück die Straße hinunter. „Das ist doch sicher zu weit. Wir könnten …“
    Ihre Wangen röteten sich, und Sophie hob herausfordernd das Kinn. „Sie sind derjenige, der reden will, Mr. Palamidis. Dies ist Ihre Chance. Machen Sie damit, was Sie wollen.“
    Der zornige Gesichtsausdruck stand ihr gut. Costas bedauerte, dass er in Anbetracht der Umstände keine Gelegenheit haben würde, sie besser kennenzulernen. „Natürlich, Miss Paterson. Das passt mir großartig.“ Wenn sie unterwegs zusammenbrach, würde er sie eben zurücktragen
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