Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kokoschkins Reise

Kokoschkins Reise

Titel: Kokoschkins Reise
Autoren: Hans Joachim Schädlich
Vom Netzwerk:
mit fiktivem Absender an Sie auf die Post zu geben. Wenn Sie wollen, können Sie mir an diesen fiktiven Absender antworten. Der Kulturattaché kann mir Ihre Post nach Boston weiterleiten.»
    «Wann werden wir uns je wiedersehen», sagte Branka.
    «Gott weiß», sagte Hlaváček.
     
    Hlaváček fuhr in Znojm auf den Hauptplatz in der Altstadt.
    «Sie sollen noch etwas sehen vor Ihrer Abreise», sagte Hlaváček.
    Sie stiegen aus und blieben vor der Pestsäule stehen.
    Hlaváček zeigte auf den Rathausturm und sagte: «Nach dem Brand des alten Rathauses Vierzehnhundertvierundvierzig stürzte der Rathausturm ein. In den drei, vier Jahren darauf wurde der Turm als selbständiges Bauwerk im spätgotischen Stil wiedererrichtet. Baumeister war der Steinmetz Niklas von Edelspitz.»
    «Mit den vier kleinen Türmchen an den Ecken erinnert mich der Turm an die Teynkirche.»
     
    Als sie zum Auto zurückkamen, parkte neben ihnen ein Wagen mit österreichischem Kennzeichen.
    Kokoschkin grüßte das ältere Ehepaar, das ausstieg, und sagte: «Verzeihen Sie die Frage: Fahren Sie heute noch nach Österreich?»
    «Ja. Wir wollen aber noch einmal das alte Znaim sehen.»
    Kokoschkin sagte: «Mein Name ist Kokoschkin. Ich bin Amerikaner. Wären Sie so liebenswürdig, mich nach Kleinhaugsdorf mitzunehmen?»
    «Kleinhaugsdorf? Aber was wollen Sie in Kleinhaugsdorf – wenn ich fragen darf.»
    «Ich will versuchen, von Kleinhaugsdorf nach Wien zu kommen.»
    «Wir fahren nach Wien! Fahren Sie mit uns!»
    «Oh, das ist wunderbar. Ich fahre gerne mit Ihnen. Vielen Dank!»
    Der Mann sagte: «Kirchgasser mein Name. Sie können schon einmal Ihr Gepäck bei uns einladen.»
    Hlaváček lud Kokoschkins Koffer in den Wagen der Österreicher.
    «In zwanzig Minuten sind wir wieder hier», sagte der Mann.
    Kokoschkin verabschiedete sich von den Hlaváčeks. Er sagte: «Bitte fahren Sie einfach los. Ich danke Ihnen sehr.»
    «Wir danken Ihnen», sagten die Hlaváčeks fast gleichzeitig.
     
    Das österreichische Ehepaar brachte Kokoschkin in Wien bis zum Graben, Ecke Dorotheergasse.
    Kokoschkin nahm ein Zimmer im Graben Hotel in der Dorotheergasse. Er war müde, wollte aber nicht schlafen.
    Das österreichische Ehepaar hatte während der Fahrtnicht aufhören wollen, vom Graben Hotel und vom Café Hawelka zu erzählen.
    «Wissen Sie, während des Ersten Weltkrieges war das Hotel
der
Treffpunkt von Peter Altenberg, Max Brod und Franz Kafka.»
    Kokoschkin wußte es nicht.
    «Und das Café Hawelka. Die Innendekoration stammt von Adolf Loos und ist bis heute erhalten. Es ist das bekannteste Literaten- und Künstlercafé von Wien. Frau Josefine Hawelka bäckt noch heute eigenhändig die Spezialität des Cafés   – Buchteln. Und Herr Leopold Hawelka begrüßt noch jeden Tag die Gäste. Gehen Sie einmal hin!»
    Es war später Nachmittag, Zeit für einen Kaffee. Kokoschkin ging ins Café Hawelka, schräg gegenüber vom Hotel. Er bestellte eine Melange und Buchteln.
    Den Abend verbrachte Kokoschkin im Hotel.
     
    Am nächsten Morgen hörte er in den Radio-Nachrichten: Russische Truppen haben in der Nacht die Tschechoslowakei überfallen, gemeinschaftlich mit polnischen, ungarischen und bulgarischen Truppen. Russische Panzer auf dem Wenzelsplatz. Schüsse. Tote. Tausende Flüchtlinge unterwegs nach Österreich. Russische Flugzeuge verletzen österreichischen Luftraum.
    Kokoschkin fragte sich: Hat der Russe die ostdeutschen Kommunisten davon abgehalten, in der Tschechoslowakei in die Fußstapfen Hitlers zu treten? Werden die Russen die österreichische Grenze respektieren?
    Was ist mit Jakub und Branka Hlaváček?
    Kokoschkin wählte Hlaváčeks Telefonnummer. Die Verbindung unterbrochen.
    Kokoschkin erkundigte sich nach einem Flug von Wien in die Vereinigten Staaten.

FÜNFTER TAG AUF SEE
    13.   September 2005
     
    Nach dem Essen traten sie aus dem hell erleuchteten   … Speisesaal auf das Deck   … und blieben am Bordgeländer stehen. Sie schloß die Augen, legte eine Hand mit der Innenfläche nach außen an die Wange, ließ ein   … anmutiges Lachen hören – alles an dieser   … Frau war anmutig – und sagte: «Mir scheint, ich bin betrunken   … Dreht sich mir eigentlich der Kopf oder ändern wir irgendwie die Richtung?»
    Aus der Dunkelheit blies einem ein starker, aber milder Wind ins Gesicht   … Der Dampfer   … beschrieb einen weiten Bogen und lief auf eine   … Anlegestelle zu.
    … ergriff ihre Hand und führte sie an seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher