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Kohlenstaub (German Edition)

Kohlenstaub (German Edition)

Titel: Kohlenstaub (German Edition)
Autoren: Anne-Kathrin Koppetsch
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falsche Fährte locken: Jankewicz. Doch mit Hannings
Tod kann er nichts zu tun haben. Er hat ein Alibi für die Nacht. Habe ich
recht, Giovanni?«
    Der junge Mann
machte den Mund auf und begann zu stottern. Bevor er einen zusammenhängenden
Satz zustande gebracht hatte, betraten die Sanitäter den Bunker. »Wo ist der
Patient? Alle anderen raus, bitte!«
    Sie verfrachteten
Manni auf eine Trage und transportierten ihn ab. Der Krankenwagen parkte in der
naheliegenden Straße. Dort hatten sich jetzt auch Schaulustige eingefunden.
    »Wie hat
eigentlich Borussia Dortmund gespielt?«, fragte ich in die Runde. »Haben sie
gewonnen?«
    »Ja, haben sie«,
antwortete Luschinski. »Zwo-Null sogar, gegen Alemannia Aachen. Schmidt schoss
das Eins-Null und Emmerich das Zwo-Null.«
    »Dann haben sie
also den Pokal geholt?«
    »Ja, haben sie«,
wiederholte Luschinski. »Allerdings im schlechtesten Spiel aller Zeiten.«

DREIUNDZWANZIG
    »Nä, nä. Ich hab’s
ja immer gesagt: Im Bunker müsst ihr nachschauen. Und hat’s gestimmt? Hab ich
recht gehabt?«
    »Ja, Trudi. Das
nächste Mal sagste aber gleich dabei, welchen Bunker du meinst!« Luschinski
ließ sich von Schwester Tabea Kaffee einschenken und schlürfte geräuschvoll den
ersten Schluck. »Und überhaupt: Was machst du hier? Musste nicht in deinem
Laden stehen?«
    Trudi stemmte die
Hände in die Hüften. »Ist doch Sonntag heute. Mach ich eben mal später auf.«
    »Genau. In die
Kirche zu gehen hat auch noch keinem geschadet«, kommentierte Kruse.
    »Wie geht es
Manni?«, fragte ich.
    »Er befindet sich
auf dem Weg der Besserung«, berichtete Schwester Käthe. »Gott sei Dank!«
    »Gott sei Dank!«,
wiederholte Frau Jankewicz. Obwohl sie immer noch dunkle Ringe unter den Augen
hatte, wirkte sie sichtlich erleichtert. Fräulein Kreuter schäkerte mit dem
Lehrer, dem diese Zuwendung allerdings nicht sonderlich zu gefallen schien. Er
schielte an der Blondine vorbei auf unser kleines Grüppchen.
    »Wir haben viele
Gründe, dankbar zu sein. Gott haben wir im Gottesdienst heute gedankt«, sagte
Kruse und faltete fromm die Hände. Seine Frau neben ihm, in Hut, Mantel und mit
Dutt, senkte den Kopf.
    Ich nickte, doch
ich war nicht bei der Sache.
    Manni war
gerettet. Hatte niemand mehr Interesse an der Aufklärung von Hannings Tod?
    »Ist Rabenau noch
inhaftiert?«, wollte ich wissen.
    »Wieder auf freiem
Fuß!« Auch Kommissar Kellmann hatte es sich nicht nehmen lassen, zur Kirche zu
kommen und hinterher im Gemeindehaus Kaffee zu trinken.
    »Und sein Sohn
Detlef? Hat es ein Verhör gegeben?«
    »Schwester
Martha!«, trompetete Kruse. »Wie heißt es doch gleich in der Bibel: Wer die
Hand an den Pflug legt und schaut zurück, der ist nicht geschickt für das Reich
Gottes, nicht wahr, Bruder van Diecken?«
    Von mir unbemerkt
hatte der Superintendent den Raum betreten.
    »Schwester
Gerlach!« Er fasste mich an beiden Händen. »Ich wollte mich persönlich
vergewissern, dass es Ihnen gut geht! Gestern Nachmittag hat mich Bruder Kruse
angerufen und in höchster Sorge von Ihrem Verschwinden berichtet.«
    »Unkraut vergeht
nicht!« Das war Luschinskis Kommentar, versehen mit dem obligatorischen
Zwinkern. »Du bist die Heldin des Tages, Martha! Dürfte ich dich für die
Zeitung ablichten?«
    Gnädig erteilte
ich die Zustimmung. Dann fiel mir etwas anderes ein. »Was ist mit Giovanni? Er
hat mich zu Manni in den Bunker geführt. Ihm gebührt die Ehre.«
    Der scheue junge
Mann war am Abend zuvor in der Dunkelheit verschwunden und seitdem nicht wieder
aufgetaucht.
    »Er ist nicht
hier.«
    In diesem Moment
kam Idschdi freudestrahlend auf mich zu. »Fräulein Pastor. Hat geklappt!« Er
schüttelte meine Hand.
    »Was, bitte?«
    »Ziehen ein in
Haus von tote Pastor. Schon bald!« Seine Frau Marie nickte strahlend. »Vielen,
vielen Dank!«
    Irritiert schaute
ich von Marie zu Idschdi und zurück. »Aber ich habe gar nichts gemacht!«
    »Pastor hat jetzt
zugestimmt. Vielen, vielen Dank!«
    »Idschdi?
Eigentlich heißen Sie ja gar nicht Idschdi. Wie darf ich Sie denn sonst
anreden?«
    »Bleiben bei
Idschdi, Fräulein Pastor. Ist schwierig das andere.« Der Blick seiner blauen
Augen richtete sich auf mich.
    »Wenn Sie meinen.«
Ich stellte die Kaffeetasse auf die Untertasse. »Eine Frage noch: Was heißt
denn eigentlich Idschdi?«
    Er sah seine Frau
hilfesuchend an.
    »Idschdi gwupki …«, half ich.
    »Idschdi gwupki
oschlo«, ergänzte Idschdi.
    Marie senkte den
Kopf. »Heißt ›Geh …‹, aber
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