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Königsjagd

Königsjagd

Titel: Königsjagd
Autoren: Jack Higgins
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aus der der Schrei gekommen war.

      Am Ende des Piers stand ein Pfahl mit einer Lampe. In ihrem Licht sah er Hanna Winter, auf dem Rücken liegend. Sindermann hockte auf ihr. Daneben stand Kleiber, mit der Luger in der Hand. »Und jetzt, Miss Winter«, sagte er auf englisch, »eine Lektion in guten Manieren.«

    »Das glaube ich nicht«, rief Jackson leise.
    Kleiber spürte den Aufprall der Kugel am linken Unterarm, wurde gegen das Geländer hinter sich geschleudert und ließ die Luger in das schwarze Wasser plumpsen. Er sagte kein Wort - stand einfach da, umklammerte seinen Arm, wartete auf das, was nun kam.
      Hanna Winter, die immer noch von Sindermanns Gewicht auf die Erde gepreßt wurde, blickte mit leeren Augen zu Jackson hoch. Er tippte dem Deutschen mit dem Lauf der Browning an den Hinterkopf. Sindermann stand auf und hob die Hände. Auf seinem Gesicht war nichts als blinde Wut. Jackson half dem Mädchen auf die Beine. Als sie Halt an ihm suchte, wurde seine Aufmerksamkeit für einen Sekundenbruchteil abgelenkt. Sindermann hechtete mit gesenktem Kopf auf ihn los. Jackson stieß das Mädchen beiseite und streckte einen Fuß aus. Sindermann strauchelte und sauste weiter, über das Geländer. Sie hörten, wie er unten aufs Wasser klatschte.
      Jackson legte ihr wieder den Arm um die Schultern. »Alles in Ordnung?«
    »Jetzt ja«, sagte sie.
      Er zeigte mit dem Browning auf Kleiber, der wartend dastand. Zwischen seinen Fingern sickerte Blut hervor und tropfte zu Boden. »Was machen wir mit dem?«

    »Lassen Sie ihn gehen.«
    »Keine Polizei?«
    »Es ist keine Sache für die Polizei«, sagte sie müde.

      Jackson nickte Kleiber zu. »Sie haben gehört, was die Dame gesagt hat.« Der Deutsche wandte sich ab und entfernte sich mit schnellen Schritten. Sie schwankte. Jackson steckte schnell den Browning hinten in den Gürtel und fing sie mit beiden Armen auf. »Okay, gehen wir ins Haus.«

    Sie stand zwanzig Minuten unter der heißen Dusche, ehe sie sich abfrottierte und den Morgenmantel anzog, den er ihr gegeben hatte. Die Wohnung befand sich im zweiten Stock an der Rückseite des Lokals, über dem Fluß. Sie war sauber und praktisch und sparsam möbliert, offenbar wenige Dinge von Wert. Der momentane Ruheplatz eines Mannes, der die meiste Zeit seines Lebens auf Wanderschaft gewesen war. Die Schiebefenster standen offen, und sie fand ihn auf der breiten Holzveranda, wo er, einen Drink in der Hand, über den Fluß schaute. Irgendwo in der Ferne, wo ein Dampfer ins Meer hinausfuhr, ertönte ein Nebelhorn.
    Sie erschauerte. »Der einsamste Klang der Welt.«

      »Nach Thomas Wolfe geben den Züge von sich«, sagte er. »Aber jetzt hole ich Ihnen am besten einen Kognak. Sie sehen aus, als könnten Sie einen brauchen.«
      Er sprach amerikanisches Englisch mit Bostoner Akzent. »Woher kommen Sie?« fragte sie.

      »Cape Cod. Ein kleines Fischerdorf, es heißt Wilton. Aber das ist schon lange, lange her.« Er reichte ihr den Kognak. »Und Sie?«
      »New York, obgleich gewisse Leute das nicht wahrhaben wollen«, antwortete sie, einen Schluck Kognak nehmend.

      Er zündete sich eine Zigarette an. »Ihre Freunde dort draußen? Sie sagten, es sei keine Sache für die Polizei.«

      »Stimmt«, erwiderte sie. »Sie sind allerdings Polizisten. Aber von einer Sorte, die es nur im Dritten Reich gibt, Gestapo.«

      Jetzt lächelte er nicht mehr. Er schloß das Fenster und drehte sich um, blickte ihr in die Augen. »Sie sind Joe Jackson, nicht wahr?«
    »Ja, aber wir sind uns nie vorgestellt worden.«
    »Nein«, sagte sie. »Ich weiß trotzdem alles über Sie. Mein Name ist Hanna Winter. Ich bin Sängerin. Geboren in Berlin, aber meine Eltern nahmen mich mit nach Amerika, als ich zwei Jahre alt war. Vor zwei Monaten kehrte ich zurück nach Berlin, um im Club meines Onkels Max zu singen. Kennen Sie einenPianisten namens Connie Jones?« Jackson lächelte. »Das kann man wohl sagen. Im Augenblick spielt er mit seinem Trio in Madrid, im Flamenco. Nächste Woche fängt sein Engagement hier an.«
      »Vor vierzehn Tagen hat er mich noch in der Bar meines Onkels in Berlin begleitet. Im Garden Room. Er ist derjenige, der mir von dem großen Joe Jackson erzählt hat - dem Besitzer der besten amerikanischen Bar Lissabons. Der mit der Internationalen Brigade in Spanien kämpfte und Jäger gegen die Legion Condor flog.« Jackson sagte: »Schon gut. Ich kauf's Ihnen ab.« Sie sagte: »Haben Sie schon von einem
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