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Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Titel: Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)
Autoren: Tom Wolf
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Gelehrte Herr Voltaire hat als Gast Sr. Königlichen Majestät dort Wohnung bezogen. Se. Königliche Majestät haben den Herrn Baron von Beeren in den Grafenstand erhoben. Se. Königliche Majestät werden vor dem Anfang des Dezembers hier nicht eintreffen.«
    In Berlin begannen wie üblich die Karnevalsassemblées. Kavaliere und Damen im Domino bestimmten das Bild. Dessen unerachtet wurde einigen Regimentern Befehl gegeben, sich marschfertig zu halten. Am 7. Dezember ging das Sydowsche Regiment mit unbekanntem Ziel ab. Am Hof war Gala.
    Am 15. Dezember dann beendete folgende öffentlich angeschlagene Erklärung das Rätselraten:
    »Es haben Se. Königliche Majestät Unser allergnädigster Herr, den Entschluss gefasset, ein Corps d’Armée in die Schlesie rücken zu lassen; Höchst deroselben darunter genommene Resolution rühret keineswegs aus einer gegen den Wienerischen Hof hegenden feindseeligen Intention her, und noch vielweniger hat es damit die Absicht, die Ruhe in dem römischen Reiche zu stören, und zu unterbrechen; Seine Königliche Majestät haben sich ohnumgänglich genöthiget befunden, dieses Mittel unverzüglich zu ergreifen, um die unumstößliche Gerechtsame Ihres Königlichen Chur-Hauses auf das bemelde Hertzogthum, so sich auf die, zwischen Dero Glorwürdigsten Vorfahren, denen Chur-Fürsten von Brandenburg an der einen, und denen ehemaligen Fürsten in der Schlesie anderer Seits errichtete Familien-Verträge und Erb-Verbrüderungen sowohl, als andere wohl hergebrachte Jura gründen, gehörig zu vindiciren und gelten zu machen.«
    Langustier las es mit dem allergrößten Entsetzen.

Zeittafel der wichtigsten
historischen Begebenheiten des Jahres 1740
Mai
31. Tod Friedrich Wilhelms I., des »Soldatenkönigs«
Juni
2. Regierungsantritt Friedrichs II. in Charlottenburg
 
3. Erste »Cabinetsordres«, Lockerung der Folter und Religionsfreiheit betreffend
 
4. Friedrich II. läßt eine deutsche und eine französische Zeitung gründen
 
5. Der König gewährt Pressefreiheit
 
22. Beerdigung Friedrich Wilhelms I. in der Potsdamer Garnisonkirche
 
Pockenseuche in Berlin; ein Siebtel der Bevölkerung stirbt
Juli
7. Abreise Friedrichs II. Richtung Ostpreußen
 
10. Einführung der ersten Berliner Lotterie
 
20. Erbhuldigung der preußischen Stände in Königsberg
August
2. Erbhuldigung der kurmärkischen Stände in Berlin
September
Friedrich II. reist über Bayreuth ins Elsaß, anschließend nach Westfalen
 
11.–14. Treffen zwischen dem König und Voltaire nahe Cleve
 
Erbhuldigung der westfälischen Stände
 
28. Rückkehr nach Berlin und Charlottenburg
Oktober
3. Abfahrt des Königs nach Potsdam
 
Verlegung der Residenz nach Rheinsberg
 
20. Tod Kaiser Karls VI.; Maria Theresia wird durch Pragmatische Sanktion Kaiserin
 
26. Die Nachricht vom Tod des Kaisers trifft in Rheinsberg ein
November
19. Voltaire besucht Friedrich II. in Rheinsberg; er bleibt 14 Tage
Dezember
1. Friedrich II. schickt einen Sondergesandten mit Forderungen nach Wien
 
12./13. Der König verläßt einen Karnevallsball und bricht gen Schlesien auf
 
16. Preußische Truppen marschieren kampflos in Schlesien ein

Wahrheit und Dichtung:
    – Friedrich II., seinem Vater Friedrich Wilhelm I., dem Soldatenkönig, am 31. Mai 1740 auf den Thron gefolgt, wählte zunächst Schloß Charlottenburg zur Residenz. Zeitweilig residierte er aber auch in den Schlössern in Berlin, Potsdam und Rheinsberg. Nach mehreren längeren Reisen (u. a. ins Elsaß) kehrte er am 28. September nach Berlin zurück, um am 3. Oktober nach Potsdam und von dort wieder nach Rheinsberg zu fahren, wo ihn im Oktober Voltaire besuchte. Als am 20. Oktober der Deutsche Kaiser Karl VI. starb, wurde Maria Theresia durch Pragmatische Sanktion Deutsche Kaiserin. Friedrich II., Anfang Dezember nach Berlin zurückgekehrt, nutzte die Gelegenheit, alte Gebietsansprüche Brandenburgs mit Truppengewalt durchzusetzen. Am 16. Dezember begann die kampflose Okkupation Schlesiens. Der König folgte seinen Truppen im Abstand einiger Tage.
    – Des Königs Syphiliserkrankung und die Folgen der Quecksilbertherapie auf seine Zeugungsfähigkeit sind inzwischen historisch gründlich erforscht.
    – Die Leibköche Friedrichs II. würzten erwiesenermaßen scharf, waren aber keine Hobbykriminalisten.
    – Maupertuis plante wirklich einen Schacht zum Erdmittelpunkt.
    – Die Existenz der Grafschaft Hohenfließ ist nur in Jean Pauls »Titan« bezeugt.
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