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Königreich der süßen Versuchung

Königreich der süßen Versuchung

Titel: Königreich der süßen Versuchung
Autoren: JENNIFER LEWIS
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Grübeleien. „Und die Köchin fragt, wo sie hinsollen.“
    Andi war zusammengezuckt und drehte sich jetzt zu Livia, einer der Palastangestellten, um, die durch eine andere Tür hereingekommen war. „Äh … lassen Sie einige für die ersten Gäste hier raufbringen. Auch die mit Käse gefüllten Selleriestangen.“
    „Okay.“ Livia nickte gleichmütig. Für sie war dies ein Abend wie jeder andere. Nur für Andi war es der letzte …
    „Und? Haben die Sie nun zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen?“ Neugierig beugte Livia sich vor.
    „Dazu will ich jetzt nichts sagen.“
    „Aber wenn, wie wollen Sie das hinkriegen? Ich meine, sich in New York zu bewerben, wenn Sie hier im Palast gebraucht werden?“
    Andi hatte noch niemandem erzählt, dass sie Ruthenia auf alle Fälle verlassen würde. Das wäre ihr wie ein Betrug an Jake vorgekommen. Man würde es schon noch früh genug erfahren.
    Als Andi schwieg, richtete Livia sich auf und stemmte empört die Hände in die Hüften. „Sie können doch nicht einfach ohne mich nach New York abhauen. Ich habe Ihnen schließlich von dem Job erzählt.“
    „Aber Sie haben nicht gesagt, dass Sie ihn wollen.“
    „Ich habe gesagt, dass er sich fantastisch anhört.“
    „Dann sollten Sie sich bewerben.“ Genervt wandte Andi sich ab. Eine solche Unterhaltung brachte überhaupt nichts, und Livia würde sie sich bestimmt nicht anvertrauen. Das Mädchen konnte kein Geheimnis für sich behalten.
    „Mach ich vielleicht auch!“ Kess grinste Livia sie an.
    Andi zwang sich zu einem freundlichen Lächeln. „Reservieren Sie mir eine Pastete, ja?“
    Livia zog nur kurz die Augenbrauen hoch und verschwand durch die Tür, durch die sie gekommen war.
    Leise seufzend strich Andi sich das Haar zurück. Wer würde in Zukunft das Menü zusammenstellen und darauf achten, dass der Service bei Tisch reibungslos ablief? Vielleicht die Köchin, obwohl sie nicht sehr belastbar war und bei Stress schnell ausflippte. Livia? Sie konnte nicht gut organisieren und war deshalb bei Beförderungen schon ein paar Mal übergangen worden. Das mochte auch der Grund dafür sein, dass sie Ruthenia verlassen wollte.
    Wie auch immer, das war nicht mehr Andis Problem, und Jake würde sicher bald Ersatz für sie finden. Bei dem Gedanken wurde ihr das Herz schwer, doch dann atmete sie tief durch, straffte die Schultern und trat auf den Flur, der ins Foyer führte. Offenbar waren die ersten Gäste eingetroffen, denn sie hörte Stimmen. Beim Näherkommen sah sie auch, wie die Diener den Damen die teuren Mäntel abnahmen, worunter schmal geschnittene Abendkleider und glitzernde Juwelen zum Vorschein kamen.
    Unwillkürlich strich sich Andi die schlichte schwarze Stoffhose glatt, die sie trug. Es schickte sich nicht, dass eine Angestellte sich ähnlich elegant wie die Gäste kleidete. Als Jake die Treppe herunterkam und die Damen mit einem Kuss auf beide Wangen begrüßte, verspürte Andi einen Stich und ärgerte sich über sich selbst. Ihre Eifersucht war einfach lächerlich. Eine dieser jungen Frauen würde Jake heiraten, das war ihr von Anfang an klar gewesen. Und es wurde allerhöchste Zeit, dass sie sich endlich damit abfand.
    „Können Sie mir ein Kleenex besorgen?“ Maxi Rivenshnell sah Andi noch nicht einmal an, als sie ihr die Frage stellte.
    „Selbstverständlich.“ Andi biss die Zähne zusammen, während sie ein Papiertuch aus der Packung zog, die sie immer bei sich trug. Immer noch ohne sie anzusehen und ohne ein Wort des Dankes, nahm Maxi es ihr aus den Fingern und steckte es sich in ihren langen Handschuh.
    Wieder wurde Andi schmerzhaft bewusst, dass sie für diese Menschen einfach nicht existierte. Ihre Aufgabe war es lediglich, ihnen zu dienen, so wie sie es von ihrem eigenen Personal gewohnt waren. Als ein Kellner mit einem Tablett voller Champagnergläser erschien, half Andi ihm, die Gäste zu bedienen, während sie gleichzeitig dafür sorgte, dass sich alle in den grünen Salon begaben. Dort brannte bereits ein Feuer in dem großen Kamin aus Natursteinen, über dem das Wappen des regierenden Königshauses hing.
    Während sich der Raum mit elegant gekleideten Rutheniern füllte, ging Jake lächelnd durch die Menge und machte Konversation. Viele der Familien waren erst kürzlich aus dem Exil zurückgekehrt. Viele Jahrzehnte hatten sie in Städten wie London, Monaco oder Rom gelebt und sich mit dem Zusammenbruch des sozialistischen Systems in Ruthenia Freiheit und Wohlstand in ihrem Heimatland
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