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Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)

Titel: Königreich der Angst: Aus dem Leben des letzten amerikanischen Rebellen (German Edition)
Autoren: Hunter S. Thompson
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Jesus-Freaks und superreicher Geldscheffler, die dieses Land mindestens die letzten zwanzig, wenn nicht gar die vergangenen zweihundert Jahre regiert haben. Sie nehmen willfährig deren Befehle entgegen, ohne zu viele Fragen zu stellen.
    In Amerika liegt die wahre Macht in den Händen einer schnell aufstrebenden neuen Oligarchie aus Zuhältern und Priestern, die keinen Bedarf an Demokratie sehen oder an Fairness oder auch nur an Bäumen – mit Ausnahme vielleicht derjenigen, die in ihren eigenen Gärten stehen. Und es macht diesen Leuten noch nicht mal was aus, das offen einzugestehen. Sie beten das Geld und die Macht und den Tod an. Die ideale Lösung aller Probleme der Nation wäre ihrer Ansicht nach ein weiterer hundertjähriger Krieg.
    Älterwerden in einem faschistischen Polizeistaat wird für niemanden ein Zuckerschlecken sein, am allerwenigsten für Leute wie mich, die nicht dazu neigen, Nazis freiwillig zu erdulden, und die nichts als Verachtung für die flaggenhörigen Feiglinge empfinden, die allzu gern ihre aus der Mode gekommene Freiheit für diesen erbärmlichen Eintopf-Fraß aufgeben würden, den man ihnen als Freiheit von Furcht auftischt.
    (Lynn Goldsmith)
    Ho ho ho, verlieren wir nicht die Beherrschung. Freiheit gab es gestern in diesem Land. Ihr Kurs ist gesunken. Die einzige Freiheit, nach der uns heutzutage wirklich verlangt, ist die Freiheit von Dummheit. Etwas anderes zählt nicht.
     
     
    Ich habe niemals auf Nummer Sicher gelebt, ganz im Gegenteil, aber ich bin stolz auf mein Leben, und mein Sohn ist das ebenfalls. Mehr wünsche ich mir gar nicht. Ich würde alles noch mal genauso machen, ohne auch nur das Geringste zu ändern, obwohl ich meine Lebensweise anderen Menschen nie weiterempfohlen habe. Das wäre grausam und unverantwortlich und falsch, denke ich, und so bin ich nicht.
    Also, das wär’s dann, Leute. Uns bleibt keine Zeit mehr. Sorry. Mahalo.
    HST
     
     
    PS: »Der Unterschied zwischen dem beinahe -richtigen Wort & dem richtigen Wort entspricht … dem Unterschied zwischen einem Leuchtkäfer und einem Blitz.«
    Mark Twain

TEIL 1

Wenn die Verhältnisse irre werden, werden die Irren zu Profis
    So was wie Witze gibt es nicht. Die Wahrheit ist der größte Witz von allen.
    Muhammad Ali

Der Briefkasten: Louisville, Sommer 1946
    Meine Eltern waren anständige Leute, und wie meine Freunde wurde auch ich dazu erzogen, alle Polizisten als Freunde und Beschützer anzusehen – ihre Dienstmarke war das Symbol hoher Autorität, ja, vielleicht der allerhöchsten. Warum, hat nie jemand gefragt. Das war eine jener widernatürlichen Fragen, von denen man sich am besten fern hielt. Wenn man sie stellen musste, hatte man sich todsicher irgendwas zuschulden kommen lassen und gehörte wahrscheinlich schon seit langer Zeit hinter Gitter. Gewinnchancen gleich null.
    Dem FBI stand ich das erste Mal Auge in Auge gegenüber, als ich neun war. Zwei grimmige Agents tauchten bei uns zu Hause auf und jagten meinen Eltern einen Mordsschrecken ein, indem sie ihnen eröffneten, ich sei »Hauptverdächtiger« eines nach den Bundesgesetzen strafbaren Vergehens: Ein Briefkasten der Bundespost war umgestürzt worden, direkt vor die Räder eines mit hoher Geschwindigkeit heranrollenden Busses. Und das, sagten sie, würde mit fünf Jahren Gefängnis bestraft.
    »O nein!«, jammerte meine Mutter. »Aber doch nicht ins Gefängnis! Das ist ja Wahnsinn! Er ist doch noch ein Kind! Wie hätte er das denn ahnen sollen?«
    »Die entsprechende Warnung steht deutlich auf jedem Briefkasten«, sagte der Agent im grauen Anzug. »Und er ist doch wohl alt genug, um lesen zu können.«
    »Nicht unbedingt«, warf mein Vater bissig ein. »Woher wollen Sie denn wissen, dass er nicht blind ist oder geistig minderbemittelt?«
    »Bis du geistig minderbemittelt, mein Sohn?«, fragte mich der Agent. »Bist du blind? Als wir reinkamen, hast du da vielleicht nur so getan, als würdest du die Zeitung lesen?« Er deutete auf den Louisville Courier-Journal auf der Couch.
    »Das war nur der Sportteil«, antwortete ich ihm. »All die anderen Sachen kann ich nicht lesen.«
    »Sehen Sie«, mischte sich mein Vater ein. »Ich hab Ihnen doch gesagt, er ist minderbemittelt.«
    »Unkenntnis schützt vor Strafe nicht«, erwiderte der Agent im brauen Anzug. »Sich am Eigentum der US-Mail zu vergreifen, ist eine strafbare Handlung, die den Bundesgesetzen unterliegt. Der erwähnte Briefkasten wurde stark beschädigt.«
    Briefkästen waren damals noch
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