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Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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unter der Fahne des Waffenstillstands ist keine Politik. Euer Schicksal ist an die Geschehnisse dieser Nacht gekettet.«
    Er sah sich nach ihr um und unterdrückte ein Schaudern. Ihre Augen schienen sich durch die Dunkelheit in die seinen zu bohren. »Ich trauere mit Euch um Euren Gemahl.«
    »Es geht um mehr.« Sie beugte sich vor und packte seine Hand mit einem Griff, der seine Knochen schmerzen ließ. »Du kennst den letzten Zauber Dracos?«
    »Jeder kennt ihn, Herrin. Er wird im Lied von Generation zu Generation weitergegeben.« Und er, der sonst so Furchtlose, spürte, wie seine Hand in der ihren bebte. »Dieses Kind?«
    »Dieses Kind. In dieser Nacht. Es ist unser Schicksal, und wir müssen es erfüllen.«
    Der Schmerz wurde übermächtig, und sie verlor das Bewusstsein. In der Ferne hörte sie schwache Stimmen, hunderte von Stimmen, so schien es ihr, die sich wie eine Flut erhoben. Hände griffen nach ihr, hoben sie vom Pferd. Ein Schrei entrang sich ihrer Kehle, als die Qualen der Geburt ihren Körper schüttelten.
    Sie roch Kiefernholz, Schnee und Rauch, fühlte, wie sich etwas Kühles gegen ihre Stirn presste. Als sie zu sich kam, sah sie eine junge Frau mit leuchtend rotem Haar, das im Feuerschein glänzte. »Ich bin Rhiann, Rohans Tochter. Trinkt ein wenig, Herrin. Es wird Euch gut tun.«
    Sie nippte an dem Becher, der ihr an die Lippen gehalten wurde, und stellte fest, dass sie in einem primitiven Unterstand aus Ästen lag. In der Nähe brannte ein Feuer. »Gwayne?«
    »Euer Mann wartet draußen, Herrin.«
    »Das hier ist Frauensache, und Männer sind dabei nutzlos, ob sie nun Krieger sind oder Gelehrte«, mischte sich eine andere Stimme ein.
    »Meine Mutter, Nara«, erklärte Rhiann.
    Gwynn stellte fest, dass die Frau damit beschäftigt war, Stoff in Streifen zu reißen. »Ich danke euch.«
    »Wenn wir dieses Kind auf die Welt gebracht haben, ist noch genug Zeit zur Dankbarkeit. Stell das Wasser aufs Feuer und hol mir meine Kräuter«, befahl sie ihrer Tochter, während sich Gwynn der nächsten Wehe überließ.
    Verschwommen nahm sie Bewegung wahr, hörte weitere Frauenstimmen. Frauenarbeit. Menschen in diese Welt zu bringen war die Aufgabe der Frauen, während es offenbar den Männern überlassen blieb, ihnen das Leben wieder zu nehmen. Die Tränen, die sie so lange unterdrückt hatte, begannen zu fließen.
    »Mitternacht naht.« Sie legte den Kopf an Rhianns stützende Schulter. »Die Wintersonnenwende. Die dunkelste Stunde des dunkelsten Tages.«
    »Pressen«, befahl Nara. »Pressen!«
    »Die Glocken! Die Glocken schlagen die Stunde.«
    »Hier gibt es keine Glocken, Herrin.« Rhiann sah, wie sich die Tücher rot färbten vom Blut. Zu viel Blut.
    »In der Stadt der Sterne lässt Lorcan die Glocken läuten. Für seine Feier, denkt er, aber sie läuten für das Kind, für den neuen Anfang. Jetzt!«
    Sie bäumte sich auf und stieß das Kind ins Leben hinaus. Durch ihr Weinen hörte sie Rufen und Lachen.
    »Dies ist ihre Stunde, ihre Zeit. Die Geisterstunde zwischen Tag und Nacht. Lasst sie mich im Arm halten.«
    »Ihr seid sehr schwach, Herrin.« Nara gab das schreiende Kind Rhiann.
    »Du weißt so gut wie ich, dass ich im Sterben liege, Nara. Dein ganzes Wissen, deine Kräuter, noch nicht einmal deine Zauberkraft können mein Schicksal abwenden. Gib mir mein Kind.« Sie streckte die Arme aus und lächelte Rhiann an. »Du hast ein mitfühlendes Herz, dass du um mich weinst.«
    »Herrin.«
    »Ich muss mit Gwayne sprechen. Schnell«, sagte sie, während Rhiann das Kind in ihre Arme legte. »Mir bleibt nicht viel Zeit. Da bist du ja, meine Kleine.« Sie drückte dem Neugeborenen einen Kuss auf den Kopf. »Du hast mein Herz geheilt, und nun wird es erneut in Stücke gerissen. Ein Teil von mir will bei dir bleiben, während es den anderen zu deinem Vater zieht. Wie es mich schmerzt, dich, mein Fleisch und Blut, zurückzulassen. Du wirst seine Augen und seinen Mut haben. Und meinen Mund, glaube ich«, murmelte sie und küsste das Baby auf die Lippen, »und was in meinen Adern fließt. So viel hängt von dir ab. Solch eine kleine Hand, in der du die ganze Welt hältst.«
    Sie lächelte über den Kopf des Kindes hinweg. »Sie wird dich brauchen«, sagte sie zu Nara. »Du wirst sie lehren, was eine Frau wissen muss.«
    »Wollt Ihr Euer Kind in die Hände einer Unbekannten geben?«
    »Du hast die Glocken gehört.«
    Nara setzte zu einer Erwiderung an, seufzte aber nur. »Ja, ich habe sie gehört.« Und sie hatte
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