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Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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zumindest in Ruhe.
    Und die Menschen, die er liebte, waren in Sicherheit.
    Die Stute schnaubte leise, als er ihr mit der Hand über den seidigen Hals fuhr. Für einen Augenblick legte Thane seine Wange an die des Tieres und schloss die Augen. Er war erschöpft. Jede Nacht suchten ihn Träume heim, sodass er voller Verlangen erwachte. Stimmen und Visionen mischten sich in seinem Kopf, aber er fand keine Antwort, keine Erleichterung.
    Selbst sein Licht, seine Liebste, brachte ihm eine merkwürdige Ruhelosigkeit.
    Da er nicht kämpfen konnte und keinen Frieden fand, blieb ihm nur die nicht enden wollende Arbeit.
    Er trat zurück und fuhr sich mit der Hand durch das widerspenstige schwarze Haar. Schon wollte er sich dem nächsten Tier zuwenden, da spürte er eine Unruhe in seinem Bauch, einen Hunger, der nichts mit dem Bedürfnis nach Nahrung zu tun hatte.
    Mit pochendem Herzen ging er durch die Ställe zur Tür, wo das Licht wie ein goldener Vorhang hereinfiel.
    Er hob die Hand, um seine Augen vor der gleißenden Helligkeit zu schützen, und dann sah er sie, seine Vision, auf einem weißen Hengst. Das Blut strömte ihm in den Kopf, bis ihm schwindelte.
    Sie lächelte mit gesenkten Wimpern. Er wusste, dass sich darunter Augen verbargen, die grau waren wie der Rauch des Feuers. Wie durch einen Nebel vernahm er ihre Stimme,
ihr Lachen – wie gut kannte er diese Stimme, dieses Lachen! –, als sie Owen die Hand reichte.
    »Die Diener werden sich um Eure Pferde kümmern, edle …«
    »Ich bin Aurora, die Tochter von Ute aus dem Westland. Mein Vater entschuldigt sich dafür, dass er mich nicht begleiten und Euch die Ehre erweisen kann, Prinz Owen. Seine Gesundheit lässt es nicht zu.«
    »Da er ein solches Juwel schickt, sei ihm vergeben.«
    Sie errötete gekonnt und klimperte mit den Wimpern. Er sah gut aus, golden wie ein junger Gott, bis man in seine Augen blickte. Dort fand sie die Schlange. Er war der Sohn seines Vaters.
    »Ihr schmeichelt mir, Herr, und ich danke Euch. Ich muss um Nachsicht bitten. Meine Pferde sind mir lieb und teuer, ich sorge mich um sie wie eine Glucke um ihre Küken. Wenn es möglich ist, würde ich gern die Ställe sehen und mit den Knechten ihre Pflege besprechen.«
    »Natürlich.« Er legte die Hände um ihre Taille. Sie unterdrückte ihren Abscheu und lächelte kokett, als er sie vom Pferd hob.
    »Welch prächtige Stadt!« Sie strich mit der Hand über ihren Kopfputz, als wollte sie ihn zurechtrücken. »Für ein Landkind wie mich« – sie sah ihn verführerisch an – »ist diese Pracht geradezu überwältigend.«
    »Gegen Euch verblasst alles, Lady Aurora.« Dann wandte er sich um, und sein schönes Gesicht wurde hart vor Zorn. Die dunklen Augen funkelten vor Hass.
    Als sie seinem Blick folgte, geriet ihre Welt ins Taumeln.
    Sie hatte ihren Wolf gefunden. Er war in Lumpen gekleidet, die vom Schweiß der Arbeit getränkt waren. Sein
dunkles Haar ringelte sich in wirren Locken um das vom Schmutz des Stalls befleckte Gesicht. In der Hand hielt er kein Schwert, sondern eine Kardätsche.
    Ihre Augen begegneten sich, und sie spürte für eine einzige Sekunde den Schock ungläubigen Wissens.
    Wie in Trance tat er einen Schritt auf sie zu.
    Mit wenigen Schritten hatte Owen ihn erreicht und schlug ihm so heftig mit dem Handrücken ins Gesicht, dass er blutete. Für einen flüchtigen Augenblick brannte die Wut in Thanes Augen, dann senkte er sie, als Owen erneut zuschlug.
    »Auf die Knie, du nichtsnutzige Kanaille. Wie kannst du es wagen, die Augen zu einer Dame von Stand zu erheben. Dafür hast du die Peitsche verdient.«
    Mit gesenktem Kopf sank Thane auf die Knie. »Ich bitte um Vergebung, Herr.«
    »Wenn du Zeit hast, herumzustehen und Maulaffen feilzuhalten, brauchst du offenkundig mehr Arbeit.« Owen hob seine Reitpeitsche.
    Zu Auroras Enttäuschung kauerte der Wolf ihrer Träume am Boden wie ein geschlagener Hund.
    »Prinz Owen.« Ihre Knie bebten, und ihr Herz hämmerte. Sie musste ihren Instinkt unterdrücken, durfte auf keinen Fall zu ihm gehen und mit ihm sprechen. Stattdessen musste sie das verwöhnte Dämchen spielen und ihren Stolz herunterschlucken. Aurora legte den Handrücken an die Stirn und gab vor, am Rande einer Ohnmacht zu stehen. »Gewalt ist mir unerträglich«, sagte sie schwach, als er zu ihr stürzte, um sie aufzufangen. »Mir ist nicht gut.«
    »Wie bedauerlich, dass Ihr Zeugin eines solchen Schauspiels werden musstet.« Er blickte voller Verachtung auf
Thane herab.
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