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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter
Autoren: Monika Felten
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als Stoßtrupp zusammenzuste l len und als Vorhut unter einem Vorwand zum Rebe l lenlager zu schicken, wäre durc h führbar gewesen. Doch mit dem Auftauchen Kar a deks hatten sich die Pläne jäh zerschlagen.
    Nun saß er schon seit Stunden in der primitiven Zelle und sann darüber nach, ob und wie er die Bese s senen noch rechtzeitig auf den Weg bringen konnte.
    »Ich bringe dem Kommandanten Wasser und e t was zu essen«, hörte er eine vertraute Stimme je n seits des Bretterverschlags sagen. Sie gehörte dem Tamjiken, der ihm als Waldläufer schon so manches Mal gute Dienste geleistet hatte.
    »Hat Karadek es erlaubt?«, knurrte der Posten.
    »Hat Karadek befohlen, den Kommandanten ve r hungern und verdursten zu lassen?«, erwiderte der Tamjike.
    Der Posten murmelte etwas Unverständliches.
    »Na gut, wenn du die Verantwortung für sein Wohlergehen übernehmen willst …« Die unterschwe l lige Drohung in den Worten des Tamjiken war nicht zu überhören.
    »Also schön«, lenkte der Posten ein. »Aber nur ganz kurz.«
    Nur ganz kurz … Zoltan überlegte fieberhaft. Der Besuch des Tamjiken war vermutlich die einzige Gel e genheit, noch etwas zu bewirken. Er musste handeln, und zwar schnell. Kaum hatte er den G e danken zu Ende geführt, da steckte der Tamjike auch schon den Kopf durch die Tür. »Ich bringe Essen und Wasser«, sagte er, legte einen Wasserschlauch auf den Boden, stellte eine Schüssel mit Brot und hartem Käse daneben und sah Zoltan an.
    Zoltan hielt den Blick fest und atmete auf. Es lag kein grüner Schimmer darin. Der Tamjike nickte ihm zu und wollte wieder gehen, aber Zoltan hielt ihn z u rück. »Warte«, befahl er knapp. »Hör mir gut zu – und keine Fragen.« Der Tamjike nickte. »Im Lager gibt es einige Gardisten, in deren Augen du einen grünen Schimmer erkennen kannst«, fuhr Zo l tan so leise fort, dass der Posten vor der Tür es nicht hören konnte. »Suche dir ein paar davon und erzähle ihnen Folge n des: Zarife wird in der kommenden Nacht auf einer Lichtung nahe dem Hochland westlich des Rebellenl a gers eine Zusammenkunft abha l ten. Und sag ihnen: Zarife erwarte dort alle, die auf ihrer Seite kämpfen. Hast du das verstanden?«
    Der Tamjike nickte erneut.
    »Gut. Aber achte darauf, dass es niemand außer dem Betreffenden hört.«
    »He, was redet ihr da!?«, rief der Posten von dra u ßen.
    »Ihm ist das Wasser zu schal«, antwortete der Ta m jike.
    »Schal?« Der Posten gab ein kehliges Grunzen von sich, das wohl ein Lachen sein sollte. »Er soll froh sein, dass er überhaupt etwas bekommt.«
    »Ich habe verstanden.« Der Tamjike sagte das so laut, dass es sich wie eine Antwort anhörte. In Wir k lichkeit aber galten die Worte Zoltan. Leise sagte er: »Verlasst Euch auf mich. Ich werde so tun, als hätte ich die Meldung irgendwo aufgeschnappt.«
    »Raus jetzt! Sofort!«
    »Ich komme schon!« Der Tamjike zwinkerte Zo l tan zu und schlüpfte hinaus.
    Zoltan sah ihm nach und seufzte. Er vertraute dem Waldläufer, war aber nicht sicher, ob sein U n terfangen Erfolg haben würde. Zu vieles mochte geschehen, das den Plan, der eigentlich gar keiner war, noch durc h kreuzen konnte. Zu vage waren se i ne Vorstellungen davon, wie viele Gardisten tatsäc h lich schon in der Hand der fremden Mächte waren.
    Zoltan seufzte und lehnte sich mit dem Rücken schwer an die Wand seines Gefängnisses. Zum er s ten Mal in seinem Leben hatte er das Gefühl, versagt zu haben. Alles war schiefgelaufen, und das hatte er nicht zuletzt seiner eigenen Unaufmerksamkeit zuzuschre i ben. Aber für Vorwürfe und Selbstmitleid war es zu spät. Er hatte getan, was er tun konnte. Das Wohl und Wehe Benizes lag, welch Ironie des Schicksals, nun allein in den Händen des Tamjiken – in den Händen eines Feindes.
     
    Der Vormittag verstrich in endloser Eintönigkeit, die nur hin und wieder durch Geräusche aus dem Lager oder die knirschenden Schritte des Postens vor der Tür unterbrochen wurde. Zoltan versuchte zu schl a fen, aber die Zelle war zu klein, um sich hinzulegen, und so war es immer nur ein kurzer Schlummer, der ihm ein wenig Vergessen bescherte.
    Gegen Mittag unterlag der Nebel der Sonnenwä r me und zog sich wie ein verletztes Tier in die Tiefen des Waldes zurück. Grelles Licht flutete durch die Ritzen und Spalten der Arrestzelle und ließ die winz i gen Staubteilchen in der Luft golden aufleuchten. Mit dem Licht kam die Wärme. Sie vertrieb die Kälte der Nacht aus den klammen Gli e dern, brachte aber
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