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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman
Autoren: Katja Doubek
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Liebe! Was für eine Freude, dich zu sehen.« Er umarmte seine Frau und küsste sie auf die Stirn.

    »Man hat mir schon berichtet, dass du wieder da bist. Was ist der Anlass für deine frühe Rückkehr, es ist doch hoffentlich kein Ärgernis? Aber nein, das kann nicht sein, ich sehe dich frisch und erholt, jünger denn je.« Cormac merkte, dass seine Worte hölzern klangen.
    »Nicht doch, es ist alles in Ordnung, ich hatte nur Sehnsucht nach dir.« Gwendolyn schmiegte sich an ihn und begann, munter und aufgeräumt von ihrer Zeit auf dem Land zu erzählen.
    »Aber ich rede und lasse dich gar nicht zu Wort kommen. Wie ist es dir ergangen? Sicher hast du wie immer viel zu viel gearbeitet und zu wenig geschlafen.« Cormac sah seine Frau prüfend an. Ahnte sie etwas?
    Das Abendessen verlief quälend. William Cormac bemühte sich, sein schlechtes Gewissen mit übertriebener Heiterkeit zu überspielen, und geriet doch jedes Mal ins Stocken, wenn Margaret das Zimmer betrat, um den nächsten Gang zu servieren und Wein nachzuschenken. Seine Frau gab sich betont interessiert an den Geschehnissen der jüngsten Vergangenheit. Sie fragte nach den Freunden; wen hatte ihr Mann getroffen, wo war er eingeladen gewesen, wie hatte er seine freie Zeit verbracht.
    »Du warst nicht einmal im Theater? Bist kaum ausgegangen? Mir scheint, du hast das Leben eines Eremiten geführt.« William fühlte, wie unter dem Hemd Schweiß seine Achseln hinunterrann. Bevor er antworten konnte, klingelte Gwendolyn nach Margaret und stand auf.
    »Du kannst den Tisch abräumen«, wies sie das Mädchen an, ging zu ihrem Mann und raunte ihm zu: »Ich ziehe mich zurück. Lass mir ein paar Minuten, mich frisch zu machen, bevor du heraufkommst.« Cormac traute seinen Ohren nicht. Noch nie hatte sie ihn so direkt aufgefordert, das Bett mir ihr zu teilen. Margarets Blick vermeidend, erhob auch er sich und verließ beinahe fluchtartig das Esszimmer. Zehn unsichere, von Gewissensbissen geplagte Minuten verbrachte er im Garten, zog hektisch an seiner Pfeife und flehte zum Himmel, dass seine Furcht vor Entdeckung unbegründet sein möge. Er ahnte nicht, dass diese Nacht, in der er seiner Frau ein vollendeter Liebhaber war, die letzte sein sollte, die er mit ihr verbrachte.

    Am Vormittag des folgenden Tages rief Gwendolyn Laura und Margaret zu sich.
    »Ich habe mir überlegt, dass es eine nette Idee wäre, ein Sommerfest zu geben. Es ist schon so lange her, dass wir eine größere Gesellschaft hatten. Tom wird den Garten mit Fackeln schmücken; mit dir, Laura, möchte ich die Speisen besprechen, und du, Margaret, sorgst dafür, dass das Geschirr in einwandfreiem Zustand ist und …«, sie hielt kurz inne, »… und selbstverständlich auch das gute Besteck. Es muss sicher poliert werden. Am besten fängst du gleich damit an.« Gwendolyn stand auf und ging zur Truhe. Stück für Stück legte sie die edlen Teile auf den Tisch, trat einen Schritt zurück und runzelte die Stirn.
    »… zwanzig, einundzwanzig, zweiundzwanzig. Wie kann das sein? Es müssen zwei Dutzend sein!« Sie sah die Köchin fragend an.
    »Aber natürlich hatten wir immer von allem vierundzwanzig, Madam.« Sie bückte sich und durchstöberte die Truhe. »In der Küche, das schwöre ich, Madam, habe ich kein Stück davon.«
    »Margaret! Hast du eine Idee, wo die fehlenden Teile sein könnten?« Das Mädchen zog die Schultern hoch und schüttelte den Kopf.
    »Madam, seit ich hier bin, wurde noch nie mit diesem Besteck gegessen. Ich habe es nur ganz am Anfang einmal geputzt, und danach haben Sie es persönlich wieder eingeräumt.« Die grünen Augen spiegelten ihre Unschuld.
    »Nun, Messer und Gabeln haben keine Beine! Margaret, du schaust bitte in alle Schränke und Truhen, und Laura, du suchst noch einmal gründlich in Küche und Vorratskammer. Gebt mir Bescheid, wenn ihr die fehlenden Stücke gefunden habt.«
    Bis zum Abend waren alle Schübe und Laden des Hauses durchforstet, doch das Silber blieb verschwunden.
    »William, ich habe eine unerfreuliche Angelegenheit mit dir zu bereden«, eröffnete Gwendolyn beim Essen das Gespräch. Jetzt kommt es, jetzt bezichtigt sie mich, ein Verhältnis mit Margaret zu haben, durchzuckte es ihren Mann.
    »Sechs Teile meines guten Besteckes sind unauffindbar. Laura, Margaret und ich haben heute den halben Tag mit der Suche verbracht,
aber das Silber ist wie vom Erdboden verschluckt.« Cormac sah seine Frau mit offenem Mund an. Er hatte eine Szene erwartet, und was
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