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Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)

Titel: Kölner Totenkarneval: Sandmanns zweiter Fall (German Edition)
Autoren: Stefan Keller
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Eltern haben Sie beauftragt?«,
fragte der Türke. »Kann ich mir vorstellen.«
    »Warum?«
    »Kannten Sie Ali?«, antwortete er
mit einer Gegenfrage. Marius verneinte.
    »Ali war keiner, der eine Bombe
baut oder sich damit sogar selber in die Luft sprengt. Er wollte nichts anderes
als reich werden und deutsche Freunde haben, die ihm dafür Anerkennung zollen. Letzteres
vor allem.«
    »Warum war ihm diese Anerkennung
wichtig?«
    »Waren Sie mal bei den Ökçans zu
Besuch?«
    »Nein, wir haben uns bei einem gemeinsamen
Bekannten getroffen.«
    »Eines Tages wird er Sie einladen.
Alis Vater hat es wirklich zu etwas gebracht. Tolles Haus!« Er machte eine Pause
und steckte sich eine Zigarette mit einem silbernen Benzinfeuerzeug an, ohne Marius
eine anzubieten.
    »Sie rauchen nicht, oder?« Marius
schüttelte den Kopf. »Dachte ich mir. Der Mann hat wirklich etwas aufgebaut. Vor
Jahren schon. Und als er mit seiner Frau und seinem kleinen Jungen damals dieses
neue, tolle Haus in Rodenkirchen bezogen hat, haben seine deutschen Nachbarn ihn
jedes Mal wegen Falschparkens angezeigt, wenn er nur mit einem Reifen auf dem Bordstein
gestanden hat, und ›Türken raus‹ auf seine schöne, weiße Haustür geschmiert. Bis
heute weigert sich die halbe Straße, ihn zu grüßen. Arschlöcher!«
    »Es gibt Leute, die würden sagen,
dass das der Stoff ist, aus dem man Attentäter macht.«
    Taner zog die kräftigen Augenbrauen
hoch und steckte die Zigaretten in die Sakkotasche, als er aufstand.
    »Wäre er Deutscher, würden diese
Leute wahrscheinlich sagen, das sei der Stoff, aus dem man Aufsteiger macht.«
    »Wie gut kannten Sie Ali denn?«
    »Wir haben uns in den letzten Jahren
nicht mehr oft gesehen. Im Kindergarten und in der Schule waren wir zwei gegen alle.
Später nicht mehr. Ali ging aufs Gymnasium.«
    »Trotzdem war Ihr Name der erste,
der Alis Eltern einfiel, als ich sie nach seinen Freunden gefragt habe.«
    »Das freut mich. Seine Eltern sind
nette Menschen. Großzügig, freundlich …«
    »Ali nicht?«
    Taner überlegte, bevor er antwortete.
»Er war schon okay. Vielleicht sollten Sie seine neuen Freunde fragen – die deutschen,
meine ich.«
     
    »Der wollte uns umbringen!« Dem Mann, der da vor Marius Sandmann stand,
war das Entsetzen immer noch anzusehen. »Du glaubst, du kennst jemanden, bist richtig
gut befreundet. Und dann das!«
    »Wie kommen Sie darauf, dass er
Sie umbringen wollte?« Marius hatte sich mit Michael Eckstein, einem Kommilitonen
Alis in der Cafeteria der Fachhochschule in der Kölner Südstadt verabredet. Jetzt
standen sie in der Schlange am Kaffeeautomaten, und Eckstein war kaum zu bremsen.
    »Er hat uns extra noch eine SMS
geschrieben und gefragt, wo wir bleiben. Da stand er vermutlich schon vollbepackt
mit Sprengstoff im Treuen Husar. Er wollte wohl noch ein paar seiner Freunde mit
in den Tod reißen.«
    »Was hat er Ihnen geschrieben?«
    »Moment, ich hab sie noch …« Eckstein
kramte sein Handy hervor. »Hier: ›Wo bleibt ihr? Ist schon verdammt voll. Beeilt
euch!‹«
    Eckstein knallte seinen Kaffeebecher
auf sein Tablett, dass es schepperte und die Frau an der Kasse ihm einen missbilligenden
Blick zuwarf.
    »War er allein im Husaren?«
    »Ich nehme es an. Oder wissen Sie
etwas über Mittäter?«
    »Nein. Sie sind überzeugt, dass
Ali der Täter ist?«
    »Das hat die Polizei doch gesagt.«
Eckstein machte eine kurze Pause, »Genauso die Presse. Die werden schon wissen,
was sie tun. Das sind absolute Profis.«
    »Trauen Sie Ökçan denn ein solches
Attentat zu? Sie kannten ihn sicher besser als Polizei und Presse.«
    Eckstein warf ihm einen überraschten
Blick zu. Er bezahlte seinen Kaffee und sein Stück Kuchen, bevor er Marius antwortete.
»Woher soll ich das wissen? Er hat es getan. Zugetraut hätte ich es ihm niemals.
Um Himmels willen! Und dann noch uns mit reinreißen. Erst labert er von Heiraten
und dann so was!«
    »Heiraten?« Marius war für einen
Moment völlig perplex.
    »Ja, meine Schwester. Die beiden
waren ein Paar.«
    »Ali Ökçan hatte eine Freundin?
Eine Deutsche? Seine Eltern haben mir davon gar nichts erzählt.«
    »Vermutlich, weil sie es nicht wussten.
So integriert, wie sie sich geben, sind die Ökçans wohl doch nicht. Im Nachhinein
vermute ich, dass Ali nur ein bisschen rumvögeln wollte, bevor er eine von seinem
Stamm heiraten würde.«
    »Oder sich in die Luft sprengt?«
    »Oder das!«

7
    Allein war Paula Wagner den Weg ins Rechtsmedizinische Institut
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