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Kodezeichen Großer Bär

Kodezeichen Großer Bär

Titel: Kodezeichen Großer Bär
Autoren: K. H. Scheer
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fühl­te mich wie be­täubt und ver­such­te, mei­ne Ge­dan­ken zu ord­nen.
    »Ko­de­zei­chen Großer Bär« war iden­tisch mit dem schlimms­ten Fall al­ler Fäl­le – näm­lich mit dem plötz­li­chen Ver­schwin­den von Ge­ne­ral Re­ling.
    Selbst­ver­ständ­lich hat­ten wir zu­min­dest theo­re­tisch da­mit ge­rech­net, daß der mäch­tigs­te Mann der GWA ein­mal un­ver­hofft nicht mehr da sein könn­te.
    Das war nun ein­ge­tre­ten. Wie, wann, wes­halb und wo wuß­te ich erst in gro­ben Um­ris­sen.
    Ich folg­te dem Of­fi­zier der Wa­che. Er führ­te mich durch die fes­tungs­ar­tig ab­ge­si­cher­ten Gän­ge der in­ne­ren Sek­to­ren, bis wir im Ver­wal­tungs­trakt die end­lo­sen Lauf­bän­der und Roll­trep­pen er­reich­ten.
    Man­zo, mein treu­er Mit­ar­bei­ter aus vie­len Ein­sät­zen, lag in ei­ner streng über­wach­ten Ab­tei­lung un­se­rer su­per­mo­der­nen Kli­nik.
    Ge­ne­ral Mou­ser hat­te mir bis­her nur knap­pe An­deu­tun­gen ge­ge­ben. Ir­gend­wie er­schi­en es mir un­faß­bar, daß Man­zo, die­ser Ko­loß, ver­letzt sein kön­ne. Des­halb be­rei­te­te ich mich in­ner­lich auf al­ler­hand Über­ra­schun­gen vor.
    Die bei­den schwer­be­waff­ne­ten Pos­ten vor der Schie­be­tür mach­ten mich ner­vös. Seit wann war es üb­lich, einen Ser­gean­ten, der doch im­mer­hin nur einen ge­rin­gen Dienst­grad be­klei­de­te, durch zwei pas­si­ve Mit­glie­der der Ab­wehr be­wa­chen zu las­sen!
    Die Män­ner grüß­ten.
    »Oberst­leut­nant HC-9?« frag­te ei­ner.
    Ich nick­te be­ja­hend.
    »Be­reits aus­ge­wie­sen«, sag­te der Of­fi­zier, der mich in die Kli­nik be­glei­tet hat­te.
    »Darf ich bit­ten, Sir!«
    Ich be­merk­te, daß er mit der Hand einen ver­bor­ge­nen Kon­takt be­rühr­te. Fast laut­los glitt die stäh­ler­ne Tür in die Wand zu­rück. Vor mir lag ein großer, freund­li­cher Raum, in dem ich ein Ge­schöpf er­blick­te, daß man mit dem bes­ten Wil­len nicht als Mensch hät­te be­zeich­nen kön­nen.
    Es war der Mu­tant Man­zo, der trotz sei­nes nicht­mensch­li­chen Äu­ße­ren mehr Mensch war als manch ei­ner, der sich Mensch nann­te.
    Nur un­be­wußt be­merk­te ich, daß man für Man­zo ein Spe­zi­al­la­ger auf­ge­stellt hat­te, da der 2,50 Me­ter große Gi­gant nie­mals in ei­nem nor­ma­len Bett Platz ge­fun­den hät­te.
    Selt­sa­mer­wei­se be­ru­hig­te mich die­se Tat­sa­che. Al­lein der Ge­dan­ke an das ab­so­lut Feh­ler­freie und Ge­wis­sen­haf­te in al­len Maß­nah­men un­se­res Pla­nungs­sta­bes ver­an­laß­te mich, die vor mir lie­gen­de Auf­ga­be als we­ni­ger schwie­rig und un­lös­bar an­zu­se­hen. Den­noch blieb das große Rät­sel!
    Ich trat lei­se nä­her. Der vor mir lie­gen­de Berg aus Mus­keln und Seh­nen be­gann sich vor­sich­tig zu be­we­gen. Über­gangs­los emp­fand ich das schmerz­haf­te Zie­hen in mei­nem Ge­hirn. Wenn mich nichts da­von hät­te über­zeu­gen kön­nen, daß ich vor ei­nem Te­le­pa­then stand – dies hät­te mir ab­so­lu­te Ge­wiß­heit ver­schafft.
    Man­zos faust­große Au­gen wa­ren un­er­gründ­lich. In dem Au­gen­blick jä­hen Er­ken­nens ver­än­der­te sich ihr Aus­druck. Ein lang­ge­zo­ge­ner Seuf­zer kam aus dem rie­si­gen Mund, hin­ter des­sen wuls­ti­gen Lip­pen zwei mes­ser­schar­fe Kno­chen­rei­hen er­kenn­bar wa­ren. Man­zo, das Kind strah­lungs­ge­schä­dig­ter El­tern, be­saß kei­ne Zäh­ne in un­se­rem Sin­ne.
    Die un­sicht­ba­ren Füh­ler sei­nes tas­ten­den Geis­tes ver­schwan­den. Mein Ge­hirn, das oh­ne­hin nicht auf Man­zos te­le­pa­thi­sche Ver­su­che rea­gie­ren konn­te, wur­de wie­der frei.
    »Ent­schul­di­gen Sie, Sir«, stieß er rauh her­vor.
    Un­ter der hauch­dün­nen, at­mungs­ak­ti­ven De­cke sah ich einen wei­ßen Ver­band schim­mern. Wahr­schein­lich wa­ren un­se­re Me­di­zi­ner auf große Schwie­rig­kei­ten bei der Be­hand­lung die­ses kör­per­lich und geis­tig an­oma­len Le­be­we­sens ge­sto­ßen. Der or­ga­ni­sche Auf­bau sei­nes Kör­pers war oh­ne­hin ein Stu­die­n­ob­jekt ers­ten Ran­ges. Man­zo ge­hör­te zu den we­ni­gen po­si­ti­ven Mu­tan­ten, die wir im Zu­ge un­se­rer
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