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Kodezeichen Großer Bär

Kodezeichen Großer Bär

Titel: Kodezeichen Großer Bär
Autoren: K. H. Scheer
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ge­wis­sen­haf­ten Nach­for­schun­gen bis­her ent­deckt hat­ten.
    Ich zog mit ei­nem Fuß einen Hocker her­an. Da mir der Arzt nur zehn Mi­nu­ten Sprech­zeit be­wil­ligt hat­te, durf­ten wir kei­ne Zeit ver­lie­ren. Ge­nau das wuß­te auch Man­zo. Er ver­schwen­de­te kei­nen Atem­zug auf un­nüt­ze Er­klä­run­gen. Trotz sei­ner of­fen­sicht­li­chen Schwä­che dröhn­te sei­ne Stim­me in alt­ge­wohn­ter Stär­ke:
    »Glat­ter Durch­schuß links oben, Sir!«
    Er tat, als hät­ten wir uns ges­tern zum letz­ten Mal ge­se­hen. Den­noch be­merk­te ich den Aus­druck der Freu­de in sei­nen Au­gen.
    »Wenn mein ko­mi­sches Herz nicht auf der an­de­ren Brust­sei­te sä­ße, Sir, hät­ten sie mich tat­säch­lich er­wi­scht.« Er lach­te in sich hin­ein. Es war ein hu­mor­lo­ses La­chen.
    Über die Art des »glat­ten Durch­schus­ses« war ich be­reits vom dienst­ha­ben­den Arzt in­for­miert wor­den. Das, was Man­zo of­fen­sicht­lich als mit­tel­schwe­re Ver­let­zung an­sah, hät­te aus­ge­reicht, um einen te­x­a­ni­schen Long­horns­tier in die ewi­gen Jagd­grün­de zu be­för­dern. Ich blick­te in­ten­si­ver auf den Ver­band.
    Ge­nau ge­nom­men hät­te ich je­de Art von Ver­let­zung ak­zep­tiert, nur die­se nicht. Da­zu kam noch ei­ne selt­sa­me Tat­sa­che, de­ren Sinn nur Man­zo er­klä­ren konn­te.
    Na­tür­lich hat­te mich Ge­ne­ral Mou­ser ein­ge­hend über die Vor­fäl­le des ver­gan­ge­nen Ta­ges in­for­miert. In­fol­ge­des­sen wä­re es ei­gent­lich nicht mehr er­for­der­lich ge­we­sen, den schwer­ver­wun­de­ten Mu­tan­ten auf­zu­su­chen, wenn es nicht um Din­ge ge­gan­gen wä­re, die von ei­nem mensch­li­chen Nor­mal­ver­stand kaum noch er­faßt wer­den konn­ten. Zu­min­dest, so glaub­te ich, war es un­se­rem tak­ti­schen Ge­nie John F. Mou­ser nicht ge­lun­gen, Klar­heit in das Dun­kel der rät­sel­haf­ten Vor­fäl­le zu brin­gen.
    Mir war be­kannt, daß in Man­zos Ober­kör­per ei­ne brei­te Schuß­bahn klaff­te. Es han­del­te sich aber um ei­ne Ver­let­zung, wie sie von ei­ner uns be­kann­ten Waf­fe nie­mals ver­ur­sacht wer­den konn­te.
    Man­zo schi­en mei­ne Un­ru­he zu er­fas­sen. Auch wenn es ihm nie ge­lun­gen war, mit Hil­fe sei­ner te­le­pa­thi­schen Fä­hig­kei­ten in mein Ge­hirn ein­zu­drin­gen, so stand es doch au­ßer Fra­ge, daß er mei­ne Ge­müts­be­we­gun­gen zu er­ken­nen ver­moch­te.
    Ich beug­te mich weit nach vorn, um ihm in die Au­gen zu se­hen.
    »Jun­ge, man hat mir nur zehn Mi­nu­ten be­wil­ligt«, sag­te ich ein­dring­lich. »Zwei da­von sind schon um!«
    »Okay, Sir«, dröhn­te es ver­hal­ten aus der Trom­mel­brust des Hü­nen. »Sie sind be­reits in­for­miert?«
    »Ge­nau«, be­stä­tig­te ich. Mein Blick husch­te zur Uhr. Ich wuß­te, daß un­se­re GWA-Me­di­zi­ner kei­ne Gna­de kann­ten. Zehn Mi­nu­ten und kei­ne Se­kun­de län­ger.
    Man­zo schweb­te of­fen­bar noch in größ­ter Le­bens­ge­fahr. Es war über­haupt er­staun­lich, daß er klar bei Be­wußt­sein war. Die­se Ver­let­zung hät­te kein nor­ma­ler Mensch über­lebt, das stand au­ßer Zwei­fel.
    »Es gibt nicht viel zu er­zäh­len, Sir«, rö­chel­te Man­zo in plötz­li­cher Er­schöp­fung. Sei­ne Lip­pen beb­ten hef­tig. »Es ge­sch­ah schnel­ler als ich den­ken konn­te, und das will et­was hei­ßen.«
    Bei die­sen Wor­ten er­in­ner­te ich mich dar­an, daß ich Man­zo am 24. No­vem­ber 2006 als Spe­zi­al­agent zur be­son­de­ren Ver­wen­dung ab­ge­stellt hat­te. Nur einen Tag spä­ter war der Mu­tant vom Ar­beits­stab für per­sön­li­che Si­cher­heit des Chefs an­ge­for­dert wor­den und hat­te seit­dem als Spe­zi­al­wäch­ter fun­giert.
    Zu je­ner Zeit war die Pla­nung »Ve­nus-Di­vi­si­on« in das ent­schei­den­de Sta­di­um ge­tre­ten. Die ers­ten Trup­pen wa­ren im Ama­zo­nas-Camp ge­lan­det. Es war prak­tisch der Tag ge­we­sen, an dem das Un­ter­neh­men »Ve­nus« wirk­lich be­gon­nen hat­te. Von da an war es mir und dem Pla­nungs­stab für per­sön­li­che Si­cher­heit des Chefs rat­sam er­schie­nen, den mäch­tigs­ten Mann der Ge­hei­men-Wis­sen­schaft­li­chen-Ab­wehr un­ter si­che­re
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