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Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Titel: Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt
Autoren: Heinz G. Konsalik
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entgegensetzen konnte. Nach der ersten Nacht mit Leo Kochlowsky dachte sie sogar an Selbstmord durch Arsen oder das Aufschneiden der Pulsadern, sie schämte sich, spuckte ihr Spiegelbild an, schrie: »Du Hure!« und wollte der Fürstin alles beichten.
    Aber dann kam die zweite Nacht, und Elena schlich, in ein großes schwarzes Spitzentuch gehüllt, wieder zum Verwalterhaus.
    Das war vor einem Jahr geschehen. Jetzt, im Sommer darauf, lebten Elena und Leo in einem ständigen Krieg miteinander.
    Während Elena von Suttkamm mit allen Fasern ihres Herzens an Kochlowsky hing und bereit war, auf Adel und Ansehen zu verzichten, wenn er sie nur heiraten würde, war der gestrenge und doch so vielgeliebte Herr Verwalter zu allem anderen eher bereit, als sich den Ehering überstreifen zu lassen. Jede Woche mindestens einmal gab es Szenen und Tränen, Ausbrüche und Vorwürfe, die dann schließlich endeten, indem Elena an Leos Brust sank, und da sie immer noch eine sehr schöne Frau war, trug Kochlowsky sie ins Bett und gewährte ihr ein paar Stunden die Illusion der Liebe.
    Auch an diesem Tage war die Atmosphäre mit Unheil geladen, als Leo das Verwalterhaus betrat und Elena in einem Sessel neben dem Kamin hocken sah. Sie starrte ihn mit schmalen Augen an, und diesen Blick kannte er zur Genüge.
    Kochlowsky zog seinen Reitrock aus, knöpfte das Hemd über der behaarten Brust auf, streifte die hohen Stiefel ab und ging auf Socken zu dem geschnitzten hohen Schrank, in dem einige Flaschen Portwein standen. Er holte zwei Gläser, goß eines voll und sah sich dann zu Elena um.
    »Willst du auch eins?« fragte er.
    »Schämst du dich nicht?« sagte sie dumpf.
    »Nein! Wofür?«
    »Das fragst du noch?«
    »Weil ich in Socken herumlaufe?«
    »Spiel nicht den Zyniker! Du weißt es genau!«
    »Ich weiß gar nichts.«
    »Seit drei Wochen bist du heimlich mit dieser polnischen Furchenhure zusammen …«
    »Mit wem?«
    »Mit dieser Katja Simansky! Leugne es nicht, ich weiß es! Ich habe euch im Birkenwäldchen beobachtet. Mir ist übel geworden bei diesem Anblick.« Sie verkrampfte die Finger ineinander und begann zu zittern. »Mit einer polnischen Magd!«
    »Schönheit ist kein Privileg des Adels!« Leo trank sein Glas aus, schenkte das andere voll und kam zum Kamin. »Du hast sie ja gesehen … Ist sie nicht wunderschön? Verzichte jetzt auf deine übliche Ohnmacht, sie bringt nichts mehr ein.«
    »Du gibst mir einen Tritt? Nach einem Jahr schiebst du mich ab wegen einer polnischen Hure? Ich warne dich …«
    »Was heißt das?« Er stand vor ihr, blickte sie aus seinen schwarzen Augen lauernd an und sah mit dem offenen Hemd, der haarigen Brust und den Reithosen mit den Socken selbst aus wie ein Knecht, der gerade aus dem Stall gekommen war. »Ich lasse mir doch nicht drohen …«
    »Deine Katja ist verlobt, weißt du das? Verlobt mit Jan Pittorski …«
    Das war neu. Kochlowsky kannte Jan Pittorski selbstverständlich. Er war der Erste Bereiter des Fürsten und verantwortlich für dessen Lieblingspferde. Wenn Fürst Pleß mit jemandem länger sprach als normal, dann mit Pittorski. Das Gestüt Luisenhof war einer der Lieblingsplätze des Fürsten, dort suchte er die Einjährigen aus, die dann von Pittorski zugeritten und dem Fürsten vollendet vorgeführt wurden.
    Leo Kochlowsky blickte Elena nachdenklich an. »Wen interessiert das?« fragte er gedehnt.
    »Es wird Pittorski sehr interessieren, wer mit seiner Braut in die Wälder schleicht und sich dort wie ein liebestoller Hengst aufführt.«
    »Du wirst es ihm sagen?«
    »Und ich werde lachen und mein schönstes Festkleid anziehen, wenn er dir den Schädel einschlägt! Denn genau das wird er tun! Du kennst Jan.«
    »Dann geh hin!« sagte Kochlowsky ruhig. Er schüttete Elena ein Glas Portwein ins Gesicht, und sie saß wie versteinert, ließ den Wein über ihr Haar und ihre Wangen laufen, er tropfte auf das Kinn und das Kleid, und sie dachte dabei: Wer wagt es einmal, diesen Mann zu besiegen, ihn winseln und sich wie einen Wurm krümmen zu lassen … Wer kriegt diesen Kerl klein? Pittorski? Er würde ihn wirklich erschlagen – aber das geht zu schnell! Er müßte langsam zerfressen werden wie von einer unbekannten Krankheit.
    Voller Haß starrte sie Leo an, das Gesicht von dem süßlichen Portwein naß und verklebt.
    »Das ist das neunte Weibsbild, mit dem du mich betrügst«, sagte sie mit brüchiger Stimme.
    »Ich kann mich nicht erinnern, dir ewige Treue geschworen zu haben. Vor keinem
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