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Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Titel: Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt
Autoren: Heinz G. Konsalik
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alle Mädchen …«
    »Spricht man darüber?«
    »Mit Freude. Mit Glück. Wenn Herrchen ein Mädchen ansieht, ganze Familie ist voll Stolz.«
    »Du hast noch Vater und Mutter?«
    »Nur noch Mutter. Vater tot bei Holzfällen in Wald. Von Baum erschlagen, vor drei Jahren. Herrchen war bei Begräbnis dabei. Ich dann später arbeiten in Futtermühle.«
    »Und da habe ich dich gestern endlich gesehen.« Kochlowsky streichelte ihre Brust und lächelte. Daß er lächeln konnte, daß seine Hände weich sein konnten, daß der gefürchtete ›Feldherr‹ sogar Zärtlichkeit ausströmte, war ein Erlebnis, das Katja Simansky sprachlos machte.
    Bei aller Lockung hatte sie tiefe Furcht empfunden bis zu dem Augenblick, wo Leo sie zu streicheln begann. Katja schloß die Augen, weil Kochlowsky sich über sie beugte und sein Gesicht, so nahe über ihr, ihr doch wieder Angst einflößte. Dieses gefürchtete Gesicht, das jetzt über ihr war.
    »Du bist schön, wunderschön, Katja …«
    »Ich weiß nicht, Herrchen«, flüsterte sie und schloß die Augen. »Du weißt das besser.«
    »Und ob ich das weiß! Du bist das Schönste zwischen Pleß und Nikolai. Ich werde dich in den Hühnerhof hinübernehmen und dir drei Groschen mehr pro Tag geben …«
    »Du bist so gütig, Herrchen …« Katja seufzte und schlang die Arme um seinen Nacken. Aber die Augen öffnete sie nicht. Sie hatte noch immer Angst. »So sehr gütig.«
    Eine halbe Stunde später ritt Leo Kochlowsky weiter. Er machte noch einen Umweg zur Kolonne der Waldarbeiter, aber er war milde gestimmt diesmal und brüllte nicht herum, sondern kehrte in einem flotten Trab zur Gutsverwaltung III zurück.
    Kurz vor der Einfahrt begegnete er der Kutsche der Fürstin, die zum Schloß hinauffuhr. Der Leibkutscher Jakob Reichert winkte Leo zu und ließ die lange Peitsche schnalzen. Der Page neben ihm legte die Hand an die Federkappe.
    Kochlowsky blieb am Straßenrand stehen, und als die Fürstin von Pleß an ihm vorbeifuhr, senkte er den Kopf und verneigte sich tief im Sattel. Die Fürstin nickte ihm zu und lächelte.
    Wer kannte Leo Kochlowsky nicht auf Pleß!
    Baronin Suttkamm war im fürstlichen Haushalt eine der Hausdamen, die eine bestimmte Personalgruppe leiteten. Bei Elena von Suttkamm handelte es sich um das umfangreiche Küchenpersonal einschließlich der Kammerzofen der Fürstin und der Putzfrauen, die in den persönlichen Räumen der Fürstin saubermachen durften. Das war eine Auszeichnung, denn es ist etwas anderes, ob man ein Treppenhaus schrubbt oder im Boudoir der Fürstin den Holzmosaikboden poliert und den Spiegel Ihrer Durchlaucht blankreibt.
    Elena von Suttkamm hatte dadurch auch eine engere Beziehung zur Fürstin von Pleß als andere Hausdamen, wobei sie aber nie die Vertrautheit der Hofdamen erreichte, die ständig um die Fürstin waren. Dennoch hatte Elena öfter als jede andere Dame Gelegenheit, mit der Fürstin ein Gespräch zu führen.
    Das lag an einer Eigenheit der Fürstin: Im Gegensatz zu den meisten Mitgliedern des Hochadels kümmerte sich die Fürstin von Pleß um die Sorgen und Nöte, Freuden und Glücksfälle ihres Personals, soweit es in ihrer Nähe und überschaubar war. Bevorzugt wurde vor allem die Küche, und das lag wiederum an der Ersten Köchin, der hervorragenden Wanda Lubkenski aus Orzesche. Ihr Name war fast schon Legende. Selbst der kaiserliche Chefkoch in Berlin kannte ihn, denn Kaiser Wilhelm I. hatte nach einem Besuch in Schlesien zu ihm gesagt:
    »Ich habe bei dem Fürsten Pleß einen Rehpfeffer gegessen, der der beste meines Lebens war. Sie sollten sich das Rezept geben lassen.«
    Aber trotz einer beinahe offiziellen Intervention des kaiserlichen Hofmarschallamtes in Berlin gab Wanda Lubkenski das Rezept nicht heraus, und der Fürst von Pleß lachte schallend, als Wanda sagte:
    »Das bleibt bei uns, Durchlaucht! Die in Berlin haben gar keine Zunge dafür.«
    Elena Baronin Suttkamm war Witwe.
    Ihr Mann, der Rittmeister Enno von Suttkamm, war 1870 bei einer Attacke seiner Husarenschwadron in Frankreich gefallen, heldenhaft mit hocherhobenem Säbel, wie seine Kameraden stolz den Angehörigen berichteten.
    Elena hatte davon wenig. Die Suttkamms waren niedriger Adel, der Besitz Suttkamm im Pommerschen war von sieben Geschwistern bevölkert, und für die junge Witwe blieb nur die Ehre, ihren Mann dem neugegründeten Kaiserreich geopfert zu haben.
    So zog sie aus Suttkamm aus, nahm eine Stelle als Hausdame bei den Grafen von Prittwitz an, stieß dort
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