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Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt

Titel: Kochlowsky 1: Vor dieser Hochzeit wird gewarnt
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Leo, Sie sollten sich auf den Jahrmärkten ausstellen lassen!«
    Das Herz voller Glück und den Kopf voller Pläne, fuhr Kochlowsky nach Ratibor zurück. Vorher besuchte er Eugen, den dick gewordenen Volksschriftsteller, und Louis Landauer, den Prominentenmaler. Er ging noch einmal zu Fuß durch Pleß, als müsse er nun für immer Abschied nehmen. Bei ›Popo‹ ließ er sich die Haare schneiden und den Bart stutzen – keiner konnte das so gut wie er.
    Nach seiner Rückkehr nach Lubkowitz schrieb Leo einen Brief an den Grafen von Douglas.
    »Darf ich den Herrn Grafen untertänigst an ein Wort erinnern, das Herr Graf vor etwa vier Jahren geäußert hat: ›Kochlowsky, bei mir ist für Sie jederzeit ein Posten frei.‹ Ich bitte, dem Herrn Grafen mitteilen zu dürfen, daß ich bereit wäre, in Ihre Dienste einzutreten …«
    Das Leben nahm eine neue Wendung.
    Ende März, während der Nachmittagsstunden, die von der Fürstin für ein Gespräch mit dem ›Nichtchen‹ Sophie reserviert waren, sagte Sophie ohne Erregung:
    »Durchlaucht, ich muß Ihre Dienste verlassen …«
    Die Fürstin Pleß sah Sophie verblüfft an und lächelte dann gnädig. »Hast du immer noch Heimweh nach Bückeburg?«
    »Nein, ich will heiraten …«
    »Mein Gott!« Die Fürstin beugte sich nach vorn. »Wer ist es denn jetzt?«
    »Leo Kochlowsky …«
    »Sophie!« Die Fürstin war aufgesprungen. »Ich denke, das hat seit über einem Jahr ein Ende. Du hast mir erklärt, daß sein letzter Besuch unverhofft war. Das Eislaufen war eine Dummheit …«
    »Das ist wahr, Durchlaucht.«
    »Ich lasse diesen Kochlowsky außer Landes jagen!«
    »Und ich gehe mit ihm. Es ist nicht mehr möglich, uns zu trennen, Durchlaucht.« Sophie hob den Kopf und sah die Fürstin strahlend an. »Ich muß ihn heiraten. Ich bekomme ein Kind.«
    »Das darf nicht wahr sein«, stammelte die Fürstin Pleß entsetzt. »Nichtchen, das wäre eine Tragödie … Nein!«
    »Jetzt gibt es kein Verbot mehr«, sagte Sophie ruhig. »Ich habe den Weg gefunden, der uns nie mehr trennt.«
    Noch an diesem Tag wurde Sophie von den drei Leibärzten des Fürsten Pleß untersucht. Ihr Triumph war vollkommen. Die Ärzte bestätigten es in einem Kommuniqué: Es liegt einwandfrei eine Schwangerschaft vor.
    »Entsetzlich!« sagte später am Telefon die Fürstin Pleß zu der Fürstin Schaumburg-Lippe. »Bitte, machen Sie mir keine Vorwürfe! Wir haben alles getan, um Sophie wie unser eigenes Kind zu behüten. Aber Sie kennen diesen Leo Kochlowsky nicht! Mit allen Wassern gewaschen! Das arme Kind … Aber nun kann man nichts mehr für sie tun.«
    »Sie darf auf keinen Fall erfahren, was wir wissen, liebe Pleß!« sagte die Fürstin Schaumburg-Lippe. »Nach diesem Ausbruch aus unserem Kreis wird Sophies Mutter ihr Geheimnis mit ins Grab nehmen! Nicht auszudenken, wenn das herauskäme! Ich werde mit Sophies Mutter sprechen. Nein, wenn ich bedenke, welche Pläne ich mit Sophie hatte! Und sie wirft sich einem Gutsverwalter an den Hals …«
    »Einem ausgemachten Scheusal …«
    »So häßlich?«
    »Als Mann ein Prachtbild – aber der größte Flegel, den ich kenne! Sie wird ihr ganzes Leben lang unglücklich sein.«
    »Und man kann ihr nicht helfen?«
    »Mit einem Kind von ihm im Schoß? Meine Liebe, da gibt es kein Zurück mehr. Jetzt muß sie ihren Weg gehen.«
    Fürst Pleß dachte ökonomischer. Er ließ Leo Kochlowsky zu sich befehlen. Formvollendet, in Gehrock und Zylinder, erschien er und wartete im Vorzimmer. Nach zehn Minuten sagte er zu dem Privatsekretär:
    »Ich bin für elf Uhr bestellt … Jetzt ist es später.«
    »Sie werden warten können.«
    »Nein, ich habe meine Zeit nicht gestohlen, so, wie du dem Fürsten die Zeit stiehlst mit Faulenzen.«
    »Sie sind total verrückt!« sagte der Sekretär, bebend vor Wut.
    »Ich war noch nie so normal! Noch fünf Minuten warte ich, dann sage deinem Fürsten, er möchte mich wieder kommen lassen, wenn er die Zeit einhalten kann …«
    So geschah es auch. Nach fünf Minuten setzte Leo seinen Zylinder auf, sagte zu dem entgeisterten Sekretär: »Ihr könnt mich alle kreuzweise – Ritze rauf und Ritze runter!« und verließ das Vorzimmer.
    Er ging gerade die Treppe hinunter, als der Sekretär ihm nachgelaufen kam und schrie:
    »Bleib stehen, du Idiot! Der Fürst hat geläutet …«
    Fürst Pleß saß hinter seinem Schreibtisch und trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. Kochlowsky machte seine Verbeugung und blieb mitten im Raum stehen.
    »Sie
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