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Knochenpfade

Knochenpfade

Titel: Knochenpfade
Autoren: Alex Kava
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nicht”, sagte Platt schließlich, nachdem er zu der Überzeugung gelangt war, dass er mit Ganz offen reden konnte. “Es hat mich zu sehr an die Anfangstage erinnert. Scheinbar bewegen wir uns im Kreis. Und das inzwischen offensichtlich noch langsamer.”
    Platt rieb sich müde die Augen. Er hatte sich immer noch nicht vom Jetlag erholt. Als der Anruf von Captain Ganz kam, war er noch keine achtundvierzig Stunden zu Hause gewesen.
    Platt beschloss, dass sie nun genauso gut auf den Punkt kommen konnten. “Erzählen Sie mir von diesem mysteriösen Virus”, bat er sein Gegenüber.
    “Wir haben jeden Soldaten isoliert und in Quarantäne versetzt, von dem wir annehmen mussten, dass er mit den Infizierten in Kontakt gekommen ist. Bei denen, die sich zuerst angesteckt haben, treten schon Symptome auf. Bis wir wissen, womit wir es zu tun haben, kann man nicht vorsichtig genug sein.”
    “Da stimme ich Ihnen zu. Wie sehen die Symptome aus?”
    “Das ist es ja gerade. Sie sind sehr unauffällig. Zumindest am Anfang. Zuerst klagen die Betroffenen über starke Schmerzen an der Operationsnarbe, was für die meisten dieser Fälle im Grunde nichts Außergewöhnliches ist. Wir reden hier von mehrfachen Brüchen und tiefen Wunden mit offen liegenden Knochen.”
    Er schwieg einen Moment, als eine Gruppe von Flugzeugen über sie hinweg startete und dabei einen ohrenbetäubenden Lärm machte.
    “Wir beginnen inzwischen, die Flugzeuge vor dem nächsten Hurrikan in Sicherheit zu bringen.”
    “Ich dachte, Isaac sollte weiter westlich zuschlagen, vielleicht in New Orleans.”
    “Die Medien konzentrieren sich immer auf New Orleans.” Ganz zuckte die Schultern. “Scheint wohl die bessere Story zu versprechen. Aber ein paar wirklich fähige Meteorologen haben uns gewarnt, dass er zu uns kommt. Wir können nur hoffen, dass sie sich irren. Deshalb wird der Admiral nervös. Und aus diesem Grund habe ich ihm gesagt, dass wir Ihre Hilfe benötigen. Ich sagte ihm, wenn einer das herausfinden kann, dann Platt.”
    “Hoffentlich enttäusche ich Sie nicht.”
    “Da bin ich ganz zuversichtlich, das schaffen Sie. Sie müssen es schaffen.”
    “Also Schmerzen an der Operationswunde”, versuchte Platt nun, wieder auf den Punkt zu kommen. Er wollte sich mit der Sache beschäftigen, bevor er zu müde und unkonzentriert wurde. “Was ist mit den Verbänden?”
    “Daran hatten wir bei den ersten Fällen auch gedacht. Wir haben die Verbände entfernt, was den Schmerz zuerst auch linderte. Aber nur vorübergehend.”
    “Infektionen?”
    “Die Wundränder zeigten keinerlei Schwellungen. Die Patienten hatten auch kein Fieber, obwohl sie behaupteten, ihnen wäre sehr heiß und sie übermäßig schwitzten. Sie klagten über Magenbeschwerden und Übelkeit. Einige mussten sich übergeben. Kopfschmerzen. Trotzdem waren alle Vitalfunktionen in Ordnung. Blutdruck, Puls… alles normal. Da sind wir.” Captain Ganz unterbrach seinen Bericht, als der Fahrer vor dem Seiteneingang eines zweigeschossigen Backsteingebäudes hielt.
    Die Stahltür war zusätzlich verstärkt. Die Tastatur für den Sicherheitscode blinkte rot, und auf der digitalen Anzeige leuchtete ihnen “C Klasse 1” entgegen.
    Ganz tippte eine Zahlenkombination ein und legte den Daumen auf den Touchscreen. Die Schlösser öffneten sich mit einem leisen Klicken; eines, ein zweites, dann das dritte. Dahinter befand sich eine kleine Eingangshalle. Ganz führte Platt in den ersten Flur rechts. Der Gang war ziemlich schmal, und die beiden Männer berührten sich beim Laufen an der Schulter.
    “Der Admiral will, dass ich diese Soldaten evakuiere. Sie ins Inland zum Militärkrankenhaus überführe, statt sie hier an der Küste zu lassen. Aber wie Sie wissen, gibt es bei einem Transport jede Menge Probleme.”
    Schließlich erreichten sie eine weitere Tür, die auch wieder per Sicherheitscode verschlossen war. Der Captain wiederholte die Prozedur mit Code und Fingerabdruck. Aber als diesmal das Klicken der Schlösser ertönt war, zog er die Tür nur einen Spalt weit auf und zögerte. Er drehte sich zu Platt um und sah ihm in die Augen.
    “Innerhalb von fünf Tagen bis einer Woche fällt der Blutdruck in den Keller. Die Patienten bekommen Herzrasen. Als würden sie keine Luft mehr bekommen. Dann fallen sie ins Koma. Die Organe versagen kurz darauf. Wir können nichts dagegen tun. Bisher habe ich zwei verloren. Erst gestern. Ich möchte nicht, dass die anderen Soldaten dasselbe Schicksal
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