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Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde
Autoren: Iris Johansen
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aller Höflichkeit befragen und sich anschließend für ihr Vorgehen entschuldigen.«
    »Aber sie werden wissen, wer an der Versammlung teilgenom-
    men hat. Wir haben Tonbandaufnahmen und Videos. Sie werden alle auf der schwarzen Liste stehen. Der Geheimbund ist nicht länger geheim. Und diese Art von Machtspielen werden sie kaum weiterhin organisieren können, wenn man sie von allen Seiten verdächtigt.
    Und damit werden sie alle ins Rampenlicht gezerrt.«
    »Das Rampenlicht leuchtet nicht ewig.«
    »Nichts währt ewig«, sagte Eve.
    »Da irren Sie sich. Es gibt etwas, das von großer Dauer ist.«
    Bently schaute wieder zu dem Gebäude hinüber. »Während meiner Genesungszeit habe ich eine Menge über Sprengstoff gelernt. Etienne war ein hervorragender Lehrer. Er war bei einem Meister in die Lehre gegangen. Er wusste, wie man Bomben dort legt, wo sie nicht entdeckt werden. Wussten Sie, dass es sogar möglich ist, ihren Geruch vor Spürhunden zu verbergen? Auf seine Kenntnisse war er sehr stolz.«
    Eve erstarrte, als ihr plötzlich klar wurde, dass er nicht von dem Sprengstoff sprach, den er in dem Schädel deponiert hatte. »Sie bluf-fen doch. Bei den vielen Wachen können Sie unmöglich nahe genug an das Gebäude herangekommen sein.«
    »Vor drei Wochen waren hier keine Wachen.«
    O Gott, all die Halblügen, die Halbwahrheiten. »Etienne hat Ihnen genau beschrieben, wo die Versammlung stattfinden würde.«
    Bently nickte. »Habe ich vergessen, das zu erwähnen? Nachdem
    Sie alles andere herausbekommen haben, hätte ich gedacht, dass Sie auch darauf gekommen wären.«
    Sie ging in Richtung Wagentür. »Um Gottes willen, wollen Sie
    etwa – «
    Der Wagen schaukelte unter der Wucht der Explosion.
    Die Pistole flog Eve aus der Hand, als sie gegen die Wand ge-
    schleudert wurde. Joe, der zu Boden gestürzt war, lag einen Augenblick lang benommen da.
    Bently war bereits an der Tür, als Eve sich aufrichtete. Mit
    grimmiger Genugtuung schaute er sie über die Schulter hinweg an.
    »Der Tod währt ewig, Eve. Nichts währt länger. Jetzt gibt es keinen Cabal mehr.«
    Dann war er verschwunden.
    Eve schnappte sich die Pistole, hastete quer durch den Wagen
    und sprang hinaus.
    »Bleib hier.« Joe rappelte sich vom Boden auf. »Ich kriege ihn schon.«
    »Großer Gott.« Eve blieb erschüttert stehen, als sie sah, wie wenig von dem Gebäude übrig geblieben war. Überall lagen riesige Betonteile auf dem Boden, die Trümmer standen in Flammen.
    Sie riss sich von dem Anblick los. Bently.
    Er rannte auf einen Abwassergraben zu. Hilflos rannte sie hinter ihm her.
    Joe war vor ihr, er hatte Bently beinahe eingeholt.
    Bently watete durch den Graben. Im nächsten Augenblick kletter-te er auf der anderen Seite wieder hinaus und verschwand im Ge-büsch.
    Joe schaute über die Schulter zu Eve hinüber. »Verdammt, ich
    hab dir gesagt, du sollst im Wagen bleiben. Womöglich hat er noch eine Bombe – «
    Die Erde bebte, als eine weitere Explosion das Gebäude erschütterte. Trümmer flogen in alle Richtungen wie tödliches Schrapnell.
    »Runter!«, brüllte Joe.
    Eve ließ sich zu Boden fallen, während ihr Betonbrocken um die Ohren flogen. Gott, sie kam sich vor wie bei einem Vulkanausbruch.
    Als sie den Kopf hob, brannte ihre Haut, weil ein Hagel aus winzigen Steinchen ihr Gesicht traf. »Joe, wo bist du – «
    »Joe!«
    Einundzwanzig

    Joe lag zusammengekrümmt am Boden. Er rührte sich nicht.
    Sie rannte zu ihm hin und sank neben ihm auf die Knie. »Joe.«
    Er war blass. Die Augen waren geschlossen. An seiner Schläfe
    klaffte eine blutende Wunde. Atmete er noch? Er musste noch atmen.
    »Joe. Sprich mit mir. Hörst du mich? Sprich mit mir!«
    Seine Augen blieben geschlossen.
    O Gott, lass ihn nicht sterben.
    Sie nahm ihr Handy aus der Tasche. 911. Sie musste den Notruf wählen.
    Scheinwerfer.
    Mehrere Autos hielten vor dem brennenden Marinefliegerstütz-
    punkt. Der Secret Service.
    Egal.
    Sie musste 911 wählen und Joe retten.
    Joes Augen öffneten sich. »Hallo. Alles… in Ordnung?«
    Eve nickte. »Und mit dir auch. Du hast eine Gehirnerschütte-
    rung.« Sie rang sich ein Lächeln ab. »Du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt. Du bist gar nicht mehr aufgewacht. Zwei Tage lang.«
    Er nahm ihre Hand. »Tut mir Leid.«
    »Das sollte es auch.«
    »Wird nicht wieder vorkommen.« Seine Augen fielen wieder zu.
    »Ich bin müde…«
    »Dann schlaf.«
    »Bleibst du hier?«
    »Darauf kannst du Gift nehmen.«
    »Bently?« Seine
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