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Knochenfunde

Knochenfunde

Titel: Knochenfunde
Autoren: Iris Johansen
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Dunkelheit.
    »Ich hab Kaffee für dich gemacht.« Jane reichte Joe die Tasse und setzte sich neben ihn auf die Verandastufen.
    »Danke.« Er stellte die Tasse auf der Stufe ab.
    »Glaubst du, wir können Eve dazu bringen, etwas zu essen?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ich hab gelauscht«, sagte Jane, ohne ihn anzusehen. »Ich wollte unbedingt wissen, warum sie so unglücklich war.«
    »Meinetwegen.«
    »Ja. Das hättest du nicht tun dürfen, Joe.«
    Er antwortete nicht.
    »Es sei denn, du wärst dir sicher gewesen, dass es nicht rauskommt.«
    Er schaute sie an.
    »Als ich heute mit Toby am See war, hab ich gedacht, ich hätte vielleicht dasselbe getan, wenn ich keine Angst gehabt hätte, dass sie es rausfindet. Sie war so glücklich, seit wir Bonnie nach Hause geholt hatten. Ich meine… das andere kleine Mädchen. Ist es besser für sie, glücklich zu sein oder traurig?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht…«
    Er hätte wissen müssen, dass Jane nicht alles in Schwarz und
    Weiß sah. Sie war von einer Pflegefamilie zur nächsten gereicht worden, sie hatte in ihrem kurzen Leben zu viel erlebt. »Lass uns eins klarstellen. Was ich getan habe, war falsch, aber meine Beweg-gründe waren richtig.«
    »Du hast ihr gesagt, du würdest es wieder tun.«
    »Das würde ich wahrscheinlich auch.« Seine Mundwinkel zuck-
    ten. »Und das war keine Lüge.«
    »Dann solltest du es beim nächsten Mal schlauer anstellen. «
    »Ein nächstes Mal wird es vielleicht nicht geben. Vielleicht bekomme ich gar keine Gelegenheit mehr, ihr nahe genug zu kommen
    – « Er rieb sich die schmerzenden Schläfen. »Ich dachte, ich hätte es richtig raffiniert eingefädelt oder wäre zumindest vorsichtig genug gewesen. Ich habe dem Mann, der die Tests gemacht hat, viel Geld dafür gegeben, dass er die Unterlagen mit den Ergebnissen verschwinden lässt.«
    »Aber er hat sie stattdessen an Eve geschickt. Hast du ihn geärgert?«
    Joe schüttelte den Kopf. » Und er hat nicht mal versucht, noch mehr Geld aus mir rauszuquetschen.«
    »Was hättest du denn getan, wenn er mehr Geld verlangt hätte?«
    »Ich hätte ihm die Hölle heiß gemacht. Capel ist geldgierig, aber nicht dumm.« Er richtete sich auf. »Ich sollte nicht so mit dir reden.
    Wenn die vom Jugendamt mich hören könnten, würden die dich im Handumdrehen von hier wegholen. «
    »Ich würde aber nicht mit denen gehen.« Sie schmiegte sich an ihn. »Die können mich alle mal.«
    »Und dieser Kommentar wäre ebenfalls ein Punkt gegen mich.«
    Er legte seinen Arm um ihre Schultern. »Ich möchte, dass du mir eins versprichst, Jane. Verbünde dich nie mit mir gegen Eve. Ich bin im Unrecht, und sie ist im Recht. Verstanden?«
    »Klar.«
    »Solltest du also nicht lieber reingehen und mit Eve reden?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sie wird nicht mit mir reden wollen.
    Nicht, wenn es um Bonnie geht. Sie weiß nie, wie ich… Sie ist immer so. darum bemüht, meine Gefühle nicht zu verletzen, und im Moment hat sie mit sich selber genug Kummer.«
    Er schloss die Augen. »Da hast du allerdings Recht.« Er spürte ihren Schmerz, als wäre es sein eigener. Es war sein eigener.
    Sie nahm seine Hand. »Ich würde lieber noch ein bisschen hier draußen bei dir bleiben. Okay?«
    Er drückte ihre Hand. »Okay.«
    Eve war noch wach, als Joe ein paar Stunden später ins Schlafzimmer kam.
    Er kniete sich neben das Bett. »Keine Angst. Ich bleibe nicht lange. Ich werde dich nicht mal berühren.« Er schwieg einen Moment.
    »Ich möchte dich nur an ein paar Dinge erinnern, solange du da liegst und dir sagst, was für ein Mistkerl ich bin.«
    »Du bist kein Mistkerl.«
    »Ich möchte dich daran erinnern, was wir uns aufgebaut haben.
    Ich möchte dich daran erinnern, was wir einander bedeuten.« Er holte tief Luft. »Und irgendwann wirst du dir sagen, dass ich dich angelogen habe, weil ich Bonnie aus unserem Leben tilgen wollte.
    Das stimmt nicht. Wenn ich geglaubt hätte, dass du deinen Kummer überwinden und ein halbwegs normales Leben führen könntest, hätte ich sie bis ans Ende meiner Tage gesucht. Aber es ist immer noch eine offene Wunde in dir.« Im Halbdunkel sah Eve, wie er die Fäuste ballte. »Und das tut mir weh. Ich wünschte, ich hätte sie gekannt. Ich wünschte, sie wäre unsere gemeinsame Tochter gewesen. Dann würdest du mir vielleicht vergeben. Denn ich hätte dasselbe getan, wenn Bonnie meine Tochter gewesen wäre. Glaubst du mir das?«
    »Ich glaube… dass du es glaubst.«
    Joe
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