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Knautschgesicht und Fiedelfranz

Knautschgesicht und Fiedelfranz

Titel: Knautschgesicht und Fiedelfranz
Autoren: Wolfgang Ecke
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schnauzte der Detektiv und versetzte der beachtlichen Rundung unter der rotkarierten Weste einen Schlag mit der flachen Hand.
    „Wie steht’s mit meinem Zwanziger?“ forschte Kürbis und schielte von unten nach oben.
    „Hm, ich muß überlegen...“
    „Was gibt’s da zu überlegen, großer Detektiv? Geschäft ist Geschäft! Ich habe die Diebe genannt, und jetzt...“

    Balduin Pfiff winkte ab. „Ruhe!! Ich denke noch immer...“ Er schnaufte zwölfmal, wippte anschließend dreizehnmal auf den Zehenspitzen und schüttelte dann mit der Rechten seine linke Hand. Dazu sagte er strahlend: „Bravo, Baldi, genauso machen wir es.“ Und er wandte sich an Gänsebein: „Tja, jetzt bin ich fertig mit Denken. Ich mache dir einen geschäftlichen Vorschlag, Kürbis!“
    „Schon schlecht!“ maulte Eduard Gänsebein.
    Balduin Pfiff legte den gutgenährten linken Zeigefinger neben seine Nase, schloß die Augen und summte vor sich hin. Es klang wie: „Eiderdausundsonstnocheinemengeglückkannich-jetztbrauchenaberwehewennmichderhalunkeangeschmierthat-dannhauichihmeinschwarzesbrikettaufdenkürbisü“
    Eduard Gänsebein musterte Balduin mit einer Mischung von Furcht und Unbehagen.
    „Was ist mit’m Brikett?“
    „Dräng dich nicht in meine Geheimnisse, Kürbis! Also, hier ist mein Vorschlag: Entweder einen Zwanziger sofort oder einen Fünfziger später.“
    „Wieviel später?“ fragte der Spitzbube lauernd.
    „Wenn sich herausgestellt hat, daß der Tip sein Geld wert war.“
    „Und wann hat sich das herausgestellt?“
    „Wenn ich einige Nachforschungen angestellt habe. Kapiert?“
    „Hm... Hm...“
    „Los, entscheide dich, bevor ich vor Hunger umfalle. Ich möchte dann nicht gerade auf dich fallen, du alte Knoblauchzehe, hehehe!“
    „Also gut“, Kürbis nickte grimmig, „fünfzig, wenn sich herausgestellt hat, daß ich... Naja, Sie wissen schon.“ Er stemmte sich aus dem Sofa hoch, grapschte nach seinem Hut und brummelte: „Und das sage ich Ihnen, großer Sherlock Holmes, auch Sie werden eines Tages mitkriegen, daß nur Knoblauch das hier oben“, er tippte sich gegen die Stirn, „in Ordnung hält.“
    Balduin Pfiff schnitt eine Grimasse und wedelte Gänsebeins Atem zur Seite. Ohne auf dessen Zukunftsvision einzugehen, fragte er:
    „Hausen Knautschgesicht und Fiedelfranz noch immer in dem ausrangierten Eisenbahnwagen hinter dem Güterbahnhof?“
    Kürbis nickte stumm.
    „Und wo kann ich dich antreffen, wenn’s ans Zahlen geht?“
    „Seestraße 12 bei Möhlmann!“
    „Chrrrr-wau-wau-wau-chrrr!“ äußerte sich Pinsel über den Aufbruch des ungebetenen Besuchers. Er tippelte durchs Zimmer und baute sich neben Balduin Pfiff auf. „Kläffer!!“ schimpfte Gänsebein nach unten und ließ dabei geringschätzig die Mundwinkel fallen.
    „Das kann nur einer sagen, der die Hundesprache nicht versteht!“
    „Ach“, höhnte Kürbis, „hat der Kläffer eben was Bestimmtes gesagt?“
    „Hat er!“ Balduin nickte vielsagend.
    „Und? Was hat er gesagt?“
    „Wird allerhöchste Zeit, daß der alte Stinker endlich verduftet!“ hat er gesagt. „Hab’ ich recht, Pinsel?“
    „Wau-wau!“
    Eduard Gänsebein stampfte mit wuchtigen Schritten zur Tür. Dort angekommen, drehte er sich noch einmal um und keifte wütend in Pinsels Richtung: „Wünsch dir nur nicht, daß ich dir auf der Straße einmal allein begegne, du... du... du alter Putzlumpen!“
    „Wau-wau-wau-wau-wau-wau-wau...“ bellte Pinsel hinter ihm her. Und nicht mal das Poltern der zukrachenden Wohnungstür konnte ihn bremsen...“
    „Wau-wau-wau...“

    Mit sich, seiner Kochkunst und der Welt zufrieden, lag Balduin Pfiff auf seinem Sofa und versuchte ein kleines Verdauungsschläfchen zu machen.
    Pinsel — auch er in satter und genüßlicher Ruhestellung — schien an Balduins Bauch zu lauschen. So jedenfalls sah es aus, wie er sein Ohr zwischen dem dritten und vierten Westenknopf plaziert hatte. Tief unter ihm, im Magen seines Herrn, umspülte ein reichlicher Liter Buttermilch ein ganzes Curryhühnchen. Und manchmal, wenn sich der kleine Detektiv räkelte, gluckste es leise und dumpf aus besagter Tiefe an sein struppiges Ohr.
    So sehr sich Balduin Pfiff auch Mühe gab, das verdauende Schläfchen wollte und wollte sich einfach nicht einstellen. Komisch...“
    Zwei Gesichter schoben sich immer wieder vor seine geschlossenen Augen. Zwei Gesichter, denen er seit Wochen... oder vielleicht schon seit Monaten?... nicht mehr begegnet war.

    Das eine mit
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