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Knautschgesicht und Fiedelfranz

Knautschgesicht und Fiedelfranz

Titel: Knautschgesicht und Fiedelfranz
Autoren: Wolfgang Ecke
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sonst die Flöhe husten und den Schnittlauch lachen hörst, du hinterhältige Knoblauchzehe!“
    Eduard Gänsebein packte sich ein paar dicke, beleidigte Falten ins Gesicht und brummte mürrisch:
    „Immer diese Reden...“
    „Nun spiel nur nicht die gekränkte Leberwurst!“
    „Ich komme her, um einen Tip loszuwerden, und zum Dank werde ich eine .hinterhältige Knoblauchzehe' genannt.“
    „Wau-wau-wau!“ schimpfte Pinsel aus der Ofenecke, und Balduin Pfiff stimmte zu:
    „Recht hat er, der Löwe. Das ist doch kein Tip!“
    Da riß Kürbis die Augen auf wie einer, der auf der Straße plötzlich von einem Pferd angesprochen wird.
    „Ja, Mensch, Sherlock Holmes, lesen Sie denn keine Zeitung? Haben Sie denn nicht gelesen, was am letzten Sonntag passiert ist?“
    „Ei der Daus, ich habe gelesen, daß es der kälteste Septembersonntag seit Menschengedenken gewesen sein soll. Was hat die Kälte mit deinem Tip zu tun?“
    „Ich meine doch nicht die Kälte, ich meine doch die Sache in Schönwyl!“
    Der kleine Detektiv stutzte, sein Arm schoß vor, und der rechte Zeigefinger zeigte auf Kürbis.
    „Kürbis, Kürbis“, rief er, „du spielst doch nicht etwa auf den Diebstahl bei dem Reißverschlußfabrikanten Klemmer an?“ Eduard Gänsebein nickte so heftig, als wolle er seinen großen runden Kopf vom Hals stoßen.
    „Klar tue ich das!“
    Balduin Pfiff sprang auf und baute sich erneut vor Gänsebein auf. Bei jedem Wort stieß er seinen Besucher heftig an. „Da wurde ja tatsächlich Garderobe gestohlen!“
    Kürbis grinste unverschämt. „Na, endlich ist der Groschen gefallen! Sie werden doch einsehen, daß es für mich einträglicher ist, mit dem Tip einen Fünfziger...“
    „Zwanziger!!“ verbesserte der Detektiv.
    „...einen Zwanziger zu verdienen, als nichts von der Polizei zu bekommen!“
    „Chrrrrrr“, knurrte Pinsel leise, ohne sich aus dem Wärmefeld des Ofens zu begeben.
    „Was hat er?“ Kürbis zeigte auf Pinsel.
    „Das will ich dir sagen, er hört seinen sechsten und siebten Sinn klingeln, hehehe. Mit anderen Worten: Er rät mir, den Kürbis und das, was der sagt, mit äußerster Vorsicht zu genießen.“ Und ganz breit flötete der kleine Detektiv in Gänsebeins mißmutiges Gesicht: „Eeeer mißtrauauauaut diiiir!“
    „So ein Blödsinn!“ zischelte Gauner Kürbis.
    „Er meint, genau wie ich, daß zu einem richtigen Tip nicht nur Stimmen im Rücken, sondern auch Namen gehören. Was, Pinsel?“
    „Wau-wau!“
    „Da hast du’s!“
    Eduard Gänsebein versuchte verschmitzt auszusehen. „Wozu das ganze Palaver, Sherlock Holmes, ich habe die Stimmen doch auch gesehen!“
    „Was du nicht sagst…“ Noch glaubte Balduin Pfiff nicht daran. Noch immer war er fest davon überzeugt, daß ihm Kürbis auf die dumme Art einen Zwanziger abnehmen wollte.
    „Es waren Knautschgesicht und Fiedelfranz!"
    Und nun verschlug es dem kleinen dicken Detektiv doch für einen Augenblick die Sprache. Dann aber sprudelte es laut aus ihm heraus:
    „Heiliges Kanonenröhrchen, Kürbis, machst du vielleicht Witze? Willst du mich vergackeiern?“
    „Nein, nein, es waren Knautschgesicht und Fiedelfranz. Sie sind ganz nah an mir vorbeigegangen!“ beteuerte Gänsebein.
    Balduin Pfiff schüttelte den Kopf. „Die musikalischen Bettler als Diebe und Einbrecher?“
    „Ja, ja, so kann man sich in den Menschen täuschen. Früh Bettler, abends finstere Gestalten. Früh singen sie an der Ecke das Heideröslein, und abends klauen sie wie die Raben!“ Kürbis tat, als sei seine Weste rein wie ein frisches Babylätzchen.
    Balduin Pfiff dagegen war in Gedanken noch immer bei den beiden Bettlern. Und er sagte:
    „Ich habe die beiden immer für arbeitsscheu, aber ehrlich gehalten..." Seine Augen richteten sich auf Eduard Gänsebein, und seine Stimme klang drohend: „Ich hoffe nicht, Kürbis, daß das ein Märchen ist oder daß du denkst, du könntest mir einen Knopf von der Hose beißen...“ Seine Faust wirbelte wild vor Gänsebeins Gesicht herum.
    Pinsel knurrte einmal die Tonleiter hoch und runter, Kürbis aber, der Gauner in Balduin Pfiffs Sofalieblingsecke, beteuerte mit der Hand auf dem Herzen: „Mir soll sofort ein Pflaumenbaum aus der Schulter wachsen, wenn ich nicht die Wahrheit sage!“
    „Knautschgesicht und Fiedelfranz...“ sinnierte Balduin. Und weiter: „Baldi, Baldi, kann sich ein Mensch wirklich so irren...?“
    „Rrrrrouiiii!“ gurgelte es in diesem Moment wieder in seinem Bäuchlein.
    „Ruhe!!“
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