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Knautschgesicht und Fiedelfranz

Knautschgesicht und Fiedelfranz

Titel: Knautschgesicht und Fiedelfranz
Autoren: Wolfgang Ecke
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das Gesicht. Und weil ihm gar nichts anderes einfiel, sagte er: „Für einen Detektiv haben Sie aber einen ganz schönen Schlaf. Sie schlafen wie eine tote Maus.“
    „Hehehehe, nur ein ausgeschlafener Detektiv ist ein guter Detektiv!“ Balduin lachte und reichte Herrn Blaumichel einen Geldschein.
    „Stimmt so. Bis zum nächsten Mittwoch dann. Und grüßen Sie Konrad...“
    „Wau-wau!!“ verabschiedete sich auch Pinsel, bevor er mit hocherhobenem Stummelschwanz seinem Herrn folgte.
    Gutgelaunt und ein Liedchen summend, stieg Balduin Pfiff die Treppen aufwärts. Wenn er daran dachte, was er vorhatte, liefen ihm ganze Meere im Mund zusammen. Ein Curryhuhn würde er sich jetzt in den Topf zaubern.
    Und dazu gäbe es wundervoll trockenen Reis.
    Vorher allerdings würde er sich in aller Muße einen Liter eisgekühlte Buttermilch durch den Hals rinnen lassen...“
    Pinsel stand bereits vor der Wohnungstür, als der Detektiv um die letzte Ecke bog.
    Schnuppernd fuhr die struppige Hundeschnauze an der Türritze auf und ab, und seine Stimmbänder produzierten ein leises, gefährlich klingendes Knurren. So etwa:
    „Chrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr...“
    „Na, was ist los, Pinsel?“ schnaufte Balduin Pfiff und dachte an nichts Böses.
    „Chrrrrrr...“
    „Hehehehe, wird doch nicht etwa ein fremder Hund an unserer Tür gewesen sein...“
    Pinsels Nase schnupperte zum zwölften Mal von oben nach unten die Tür entlang, und aus seiner Kehle erklang es:
    „Chrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr...“
    Noch immer ohne Argwohn, steckte der Detektiv den Schlüssel ins Schloß — und stutzte!
    „Ei der Daus und Heiliges Kanonenröhrchen“, wunderte er sich leise, denn er wußte genau, daß er die Tür abgeschlossen hatte.
    Und jetzt war sie es nicht mehr!
    Zigarrenrauch traf seine Nase, und diesmal wunderte er sich noch mehr, denn es roch nach seinen eigenen Zigarren.
    Pinsel verschwand wie der Blitz im Wohnzimmer, wo er unverzüglich ein gewaltiges Beil-Konzert anstimmte.
    Balduin Pfiff drückte zuerst die Tür ins Schloß, dann die Brust heraus, und mit dröhnendem und drohendem Links-zwo-drei-vier folgte er Pinsel.
    „Wau-wau-wau... Wauwauwau — Chrrrrrr-Wau-wau-wau...“
    „Ruhe, Pinsel! Geh auf deinen Platz!!“
    Klapp-klapp-klapp-klapp klappten Pinsels Ohren hin und her, während er sich, knurrend und widerwillig, rückwärts zu seinem Platz neben dem Ofen schob. Dabei ließ er den Fremden in einem schmuddeligen karierten Anzug und mit einem Schlapphut auf dem dicken Kopf nicht aus den Augen.
    „Hallo, großer Sherlock Holmes, da bin ich. Ich wußte gar nicht, daß Sie sich inzwischen einen gefährlichen Löwen zugelegt haben, hoihoihoihoi
    Er lacht immer noch so albern, fand Balduin Pfiff, und zwischen seine Augen kerbte sich eine tiefe Falte des Zorns.
    Der ungebetene Besucher tippte sich an die lappig herunterhängende Hutkrempe. Auf dem Rückweg zwirbelten seine Finger kurz und heftig die rechte Bartspitze des ausgefransten Schnauzers.

    Eduard Gänsebein, wegen seines gewaltigen Kopfes „Kürbis“ genannt, lümmelte in Balduins Lieblingssofaecke und
    paffte eine von Pfiffs Lieblingszigarren. Er,
    der Taschenräuber,
    der Schmuggler,
    der Zechpreller,
    der Schwindler,
    der Einsteigdieb und Betrüger.
    Rundum der kleine Gauner, der so gern ein großer Gauner sein wollte. Und er tat, als gehöre er in diese Sofaecke wie das Kissen in seinem Rücken. „Soso, der Kürbis hat wieder mal Sehnsucht nach einer Gefängniszelle.“
    Balduin Pfiff ließ seinen Bauch vorschnellen und traf damit den Gänsebein voll im unrasierten Gesicht. Der verlor das Gleichgewicht und plumpste gegen die Sofalehne. Während die Hand mit der Zigarre wild herumfuchtelte, rückte die andere den verschobenen Hut zurecht. Schließlich streckte er Balduin Pfiff beide Arme beschwörend entgegen und zeterte: „Was soll das Benehmen, Pfiffi, ich bin ein seriöser Geschäftsmann geworden. Ich habe mir seit dem letzten Mal nichts mehr zuschulden kommen lassen. Ich...“
    „Ruhe!! Wenn du noch einmal Pfiffi zu mir sagst, Kürbis, mache ich dir mit dem Milchdosenöffner zwei Löcher in die großen Zehen, ich wickle dein Gesicht mit Klosettpapier ein und laß dir von meinem Löwen in die Waden beißen. Verstanden?“ Gänsebein alias Kürbis schielte beklommen von unten nach oben und nickte stumm. Irgendwie schien er nicht sicher, ob es Balduin Pfiff ernst meinte oder nicht. Mit einem verlegenen Lächeln legte er die Zigarre in den
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