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Klickpfiff

Titel: Klickpfiff
Autoren: William Jon Watkins
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Elegant, rhythmisch und subtil fl osse n Bi l der und Klänge von seinem Bewußtsein zu ihrem hinüber. Die Bewegungen des gemeinsamen Körpers wurden nach den Erkenntnissen von Brummschrei ausgeführt, der der größte Seher von allen Delphinen war. Sein Wissen, allu m fassend, unausweichlich, unentrinnbar, erfüllte sie mit dem Ziel. Sie kamen zur Oberfläche und tauchten unter, als seien sie der vielhöckrige Rücken einer unglaublich großen Se e schlange. Ihr Ziel war ein Feind, den auch die tapfersten von ihnen fürchteten.
    Während ihre Körper unerbittlich dem Unterseeboot z u strebten, schwammen sie im Geiste in einem vergangenen Meer. Sie schwammen dahin und spürten dank Klickpfiffs Erinnerung sowohl ihre Wasserwelt als auch die flüssige Welt davor. Während ihre schlanken, kraftvollen Körper die Strömungen der Tiefe durchschnitten, sahen sie vor ihrem geistigen Auge ein ruhigeres Meer, fast klar, in dem die Trennungslinie zwischen Wasser und Luft wie eine beso n dere, schimmernde Haut war, eine Haut, die wie die ihre mit dem sie umgebenden Rhythmus pulsierte, die nachgab und abwies, ebenso wie ihre eigene Haut dem Wasser nachgab und es abwies, in dem sie schwammen.
    Während das dunkle Wasser mitten im Ozean über ihre Körper glitt, fühlten und sahen sie das klare Wasser jener anderen Zeit, wie es sie nach oben trug, als sie auf Brum m schreis Geburt warteten. Sie warteten, bereit zur Verteid i gung gegen die Zähne der Haie, um freudig das Ritual zu vollziehen, das sie alle als Mutter oder Kind in einer Inka r nation nach der anderen schon mitgemacht hatten. Es war nie ganz klar, wer gebar und wer geboren wurde, weil sie im Geist eins waren, Mutter und Kind, jeder der andere, zur gleichen Zeit.
    Während ihre Körper sich zum Luftschnappen nach oben und dann nach unten krümmten, fühlten sie, wie sich der Körper der Mutter in den letzten Wehen der Geburt krüm m te. So wie sie spürten, wie ihre Körper die Wellen um sie herum teilten, fühlten sie, wie sich der Körper der Mutter teilte und Brummschrei sich mit der Schwanzflosse nach vorn in ein neues Leben wand.
    Sie fühlten eine zweite Kontraktion und eine dritte, und mehr und mehr von dem langen Körper, dessen Bewußtsein sie mit Brummschrei teilten, kam heraus in das warme, klare Wasser, bis schließlich der Kopf mit einem letzten Zappeln herausglitt und der Körper der Mutter sich wieder schloß, von neuem ein Ganzes.
    Während sie sich durch die Wellen wanden, fühlten sie durch den Geist von Klickpfiff, wie Brummschrei sich zur Oberfläche wand. Während ihre eigene Luft knapp wurde, fühlten sie die brennende Notwendigkeit, Luft in die Lungen des Kindes gelangen zu lassen. Und sie fühlten die langs a men Windungen der Mutter, als sie langsam hinter dem Kind nach oben stieg, es zur Oberfläche drängte, und dann jenen ersten Atemzug, der eine Befreiung war und eine Wiedergeburt voller Freude. Der erste Atemzug, der die letzte Spur der vorausgegangenen Existenz aus dem B e wußtsein wischte und dieses Leben zum Teil des gemeins a men Organismus werden ließ, zu dem sie alle als unve r wechselbare Einzelwesen, aber untrennbar verbunden, g e hörten.
    Als Brummschrei mit der Biegung seines Kopfes die Wasseroberfläche durchbrach, fühlten sie alle, wie der Wind zum ersten Mal sein Luftloch berührte.
    Sie spürten die erste Liebkosung der Sonne und den e r sten lustvollen Sprung durch die Oberfläche in die Luft, die erste betäubende Explosion von Farben außerhalb des Wa s sers. Und dann die kühlen Gelb- und Blau- und Grau-Grün-Töne der flüssigen Welt, als sie wieder zurücksanken, zum ersten Mal zurück in das flüssige Silber des Meeres.
    Sie fühlten, wie auch der Körper der Mutter aus dem Wasser herausbrach, nach Luft schnappte und dann durch die Trennungslinie in das Blau, Grün und Gelb der anderen Welt zurückglitt. Und sie fühlten alle die Geister, die das Selbst ergaben, wie sie auf das erste Ultraschallpfeifen, we l ches Leben bedeutete, warteten.
    Während die fünfzig näher und näher, Meile um Meile auf die Macht zuglitten, vor der sie gewöhnlich voller Angst flohen, fühlten sie, wie die warme Freude des Geburtsrituals durch sie hindurchfloß. Sie spürten das gleiche leichte Schaudern, das sie immer dann verspürten, wenn Klickpfiffs Ultraschallmelodie der Geburt sich senkte und zu dem a n steigenden und fallenden Sirenengeheul des Schreckens wurde, das die Nähe der anderen anzeigte. Sie schüttelten sich, als
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