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Klickpfiff

Klickpfiff

Titel: Klickpfiff
Autoren: William Jon Watkins
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Pearsons Stimme war trocken und entschieden. Für den Kapitän gab es keinen Zweifel, daß sein Besucher ein Mann war, der genau wußte, daß die Grenzen seiner Macht praktisch nicht existent waren.
    „Kapitän Curry, erkennen Sie den offiziellen Code?“
    „Jawohl“, antwortete Curry. Gegen seinen Willen wäre er beinahe in Grundstellung gegangen. Er war seit seiner Kadettenzeit nicht mehr so sehr von der Macht beeindruckt gewesen, der er gegenüberstand. „Wie lauten Ihre Befehle, Sir?“
    „Sie verlassen mit Ihrer Mannschaft sofort das Schiff, Kapitän.“
    „Verlassen, Sir?“ Curry erkannte wohl die Worte, aber er konnte sich keine Möglichkeit vorstellen, in der sie der Realität entsprechen könnten, und er nahm an, daß er sich verhört hatte.
    „Sie haben zehn Minuten Zeit, um Ihren persönlichen Besitz zu packen und mit Ihrer Mannschaft auf den Außenposten umzusteigen. Dort erwarten Sie weitere Befehle.“
    Curry starrte ihn mit offenem Mund an. Es war, als sei jemand mit einem Satz von Befehlen zu ihm gekommen, durch die er davon informiert wurde, daß er seit drei Wochen tot sei. Er starrte Pearson an, als habe er kein Wort gehört und warte noch immer darauf, daß der Fremde ihm seine Befehle erteile.
    Pearson lehnte sich näher zu ihm hin und sah ihn seltsam an. „Hören Sie überhaupt zu, Kapitän?“
    „Jawohl, Sir!“
    „Warum stehen Sie dann noch hier herum?“
    „Sir?“
    „Kapitän“, sagte er mit der gemessenen Stimme eines Mannes, der die Geduld verliert, „Ihnen bleiben nur noch knapp über neun Minuten Zeit dazu, Ihren persönlichen Besitz zu packen und ihn, sich selbst und Ihre Mannschaft zum Außenposten zu transportieren.“
    „Jawohl, Sir.“ Der Kapitän nickte, bewegte sich aber nicht.
    Pearson sprach subvokal.
    In dem Raum war kein Laut zu hören, aber der Computer übertrug seine Worte zu dem Kapitän und dem Rest der Mannschaft. Dieser indirekte Weg benötigte nur den Bruchteil einer Sekunde länger als der direkte.
    „Alle Mannschaftsmitglieder packen ihre persönlichen Gegenstände und melden sich in acht Minuten am Einstiegsluk.“
    Der Kapitän schien auch das nicht gehört zu haben, und Pearson fuhr ihn an:
    „Hören Sie zu, Kapitän Curry?“ Curry nickte. „Wie lautet Ihr Befehl?“
    Curry sprach, als sei er in Trance. „Ich soll meine persönliche Habe packen und das Schiff verlassen.“ Er schüttelte den Kopf, als enthielten die Worte eine verborgene Bedeutung, die ihm offensichtlich entging und die seiner Welt die geistige Gesundheit zurückgeben könnte.
    Pearson schüttelte den Kopf; selbst zu den besten Zeiten war seine Toleranz für Militärs nicht groß. „Kapitän, dies ist ein direkter Befehl mit der Autorisierung Seiner Exzellenz selbst. Verweigern Sie den Gehorsam?“
    Curry schüttelte den Kopf und starrte leer vor sich hin. Entweder hatte er nicht richtig gehört, oder er hatte es mißverstanden. Ganz gleich aber, wie oft er es sich im Kopf wiederholte, es lief immer wieder darauf heraus, daß er und seine Mannschaft ihr Schiff verloren hatten.
    Es war völlig unverständlich, daß dieser Gnom hier plötzlich mit einem roten Umschlag auf seinem Schiff auftauchte und ihm befahl, von seinem eigenen Schiff herunterzugehen, und ihn dabei nicht einmal seines Postens enthob. Das hätte er verstehen können, die einfache Botschaft, daß er als Kapitän abgelöst werde. In diesem Fall hätte er bei seiner Ablösung geholfen, so gut er konnte, und wäre dann in die Hauptstadt abgezogen. So einen Befehl hatte er eines Tages erwartet, wenn er alt genug sein würde, um die Stufen hinaufzufallen, aber das, was ihm jetzt passierte, war ganz und gar unmöglich. Und dazu wurde ihm noch befohlen, die Mannschaft mitzunehmen!
    Pearson sah den Mann traurig an; er hätte es ihm gern erklärt, aber das kam nicht in Frage. Er sagte ihm sanft: „Kapitän, ich verstehe die Gefühle, die Sie für Ihr Schiff hegen, aber ich muß innerhalb der nächsten zehn Minuten ablegen, und Sie halten meinen Zeitplan auf. Ich möchte wirklich äußerst ungern den Sicherheitsdienst anweisen, Sie abzutransportieren, aber wenn es sein muß, dann tue ich das auch.“
    Curry drehte sich um und schlurfte zu seinem Schreibtisch. Darin hatte er eine Stahlkassette aufgehoben, von der er hoffte, daß sie gefunden würde, wenn ihm einmal etwas passieren sollte. Er holte sie sich mechanisch. Er brauchte nur wenig länger, um seine Uniformen und einen Zivilanzug zusammenzupacken. Außerdem
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