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Kleiner Werwolf - Funke, C: Kleiner Werwolf

Kleiner Werwolf - Funke, C: Kleiner Werwolf

Titel: Kleiner Werwolf - Funke, C: Kleiner Werwolf
Autoren: Cornelia Funke
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als meine Mutter, und der kleine Fleck da auf Ihrem Rock«, Motte schnupperte noch mal, »das war Leberwurst, aber Sie haben ihn mit Spülmittel ausgewaschen.«
    Frau Pruschke guckte auf ihren Rock – und nieste dreimal.
    »Stimmt alles!«, schniefte sie und rieb sich mit einem geblümten Taschentuch die Nase. Sehr lange tat sie das, während sie Motte nicht aus den Augen ließ. »Angenommen, ich glaube euch. Was dann?«
    »Wissen Sie, wann Vollmond ist?«, fragte Motte.
    »Übermorgen«, antwortete Frau Pruschke. »Übermorgen Nacht. Warum?«
    »Beim nächsten Vollmond wird Motte für immer und ewig ein Wolf!«, sagte Lina.
    »Du meine Güte!«, hauchte Frau Pruschke.
    Motte sah sie mit seinen gelben Augen an.
    »Nein, nein, nein!« Frau Pruschke fuhr sich durchs Haar. »Das müssen wir verhindern. Ich meine, Wölfe sind nicht gerade beliebt, wenn ihr wisst, was ich meine. Nicht auszudenken, was sie mit dir machen, Schultze. O mein Gott!« Sie schloss die Augen. »Was machen wir bloß?«
    »Wir müssen ins Völkerkundemuseum«, sagte Lina. »Früher hatten die Menschen Amulette gegen Werwolfzauber. Haben wir gelesen. In der Bücherei.«
    »Wo Faulwetter euch erwischt hat.« Frau Pruschke nickte. »Was für ein Pech! Ja, der liebe Kollege Faulwetter hat sich schon immer sehr für Werwölfe, Vampire und so etwas interessiert. Im Lehrerzimmer nennen wir ihn deshalb Dracula. Sein größter Traum ist es, einen wissenschaftlichen Beweis für die Existenz dieser Wesen zu finden, und was wäre da besser, als einen echten Werwolf zu fangen? Eine böse Situation.« Die Lehrerin kaute auf ihrer Unterlippe. »Trotzdem, ich glaube, ich kann euch helfen. Wir treffen uns heute Nachmittag um halb fünf beim Museum. Dann ist eigentlich schon geschlossen, aber ich kenne einen der Wissenschaftler dort. Ich werde ihn bitten, mir ein solches Amulett für den Unterricht zu leihen – falls sie eins haben. Und dann hängen wir es Schultze um. Was haltet ihr davon?«
    »Wunderbar!«, rief Lina.
    Motte nickte nur – und lauschte.
    »Was ist?«, flüsterte Lina.
    In dem Moment sprang Motte los. Er rannte zur Tür und riss sie auf.

    Draußen war niemand. Nur ein Geruch hing in der Luft. Ein unverwechselbarer Geruch. Und irgendwo fiel eine Tür zu.
    »Faulwetter!«, sagte Motte. »Kartoffelchips, Zigaretten, verschwitzte Socken, so riecht nur er.«
    »Dann hat er das mit dem Museum bestimmt gehört«, stöhnte Lina.
    »Macht nichts«, beruhigte sie Frau Pruschke. »Was soll er schon groß machen? Soll er uns doch nachschleichen.«
    »Und wenn es dunkel ist, wenn wir aus dem Museum kommen?«, fragte Motte. »Wenn er sieht, wie ich mich verwandle?«
    »Wird er nicht«, meinte Frau Pruschke. »Wir beeilen uns. Vor sechs Uhr wird es nicht dunkel. Bis dahin hab ich euch mit meinem Auto längst nach Hause gefahren.«
    »Okay!«, sagte Motte.
    Aber Angst hatte er doch ein bisschen.

[zurück]
Das Amulett
    Am Nachmittag kam ein starker Wind auf und türmte dunkle Regenwolken übereinander. Als Motte und Lina sich auf den Weg zum Museum machten, war der Himmel fast schwarz, obwohl es gerade erst halb fünf war.
    Mottes Haut kribbelte wie verrückt. Aber das war nicht das Schlimmste. Bei jedem Dackel, den er sah, knurrte sein Magen, und das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Ein paar Mal erwischte er sich dabei, wie er nach einer Fliege schnappte. Und einer Taube guckte er so gierig nach, dass Lina ihn anstieß. Es war grässlich. Seine Ohren schmerzten vom Straßenlärm und der Gestank der Autos erstickte ihn fast. Nein, es war nicht leicht, ein halber Wolf in einer großen Stadt zu sein.
    Andererseits hatte das Wolfsein auch sein Gutes. Sonst war es ihm immer schwergefallen, mit Linas langen Beinen Schritt zu halten. Jetzt war sie völlig außer Atem, als sie die riesige Treppe zum Museumseingang hinaufstiegen. Mottes Beine liefen wie von selbst, schnell und leichtfüßig.
    »Mensch, warum rennst du denn so?«, rief Lina. »Jetzt können wir uns die Beine vor der geschlossenen Tür in den Bauch stehen.«
    »Na, jetzt siehst du mal, wie das ist«, sagte Motte. »Außerdem kann ich nichts dafür.«
    Seine Stimme klang schon wieder ein bisschen rau und tiefer als sonst. Unruhig trat er von einem Fuß auf den anderen. Er schnupperte. Den ganzen Weg über hatten sie Herrn Faulwetter nicht zu Gesicht bekommen. Aber jetzt zog Motte sein Geruch ganz deutlich in die Nase. So deutlich wie ein falscher Ton in einem Orchester.
    »Er ist da«, knurrte er und
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