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Kleine Suenden zum Dessert

Kleine Suenden zum Dessert

Titel: Kleine Suenden zum Dessert
Autoren: Clare Dowling
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auch nicht der Sohn, den du dir gewünscht hast.«
    »Das ist nicht wahr.«
    »Es fiel mir nie etwas Interessantes zu sagen ein.« Er lachte auf. »Und wenn doch einmal, kam Daddy mir zuvor. Er hatte eine echte Begabung dafür.« Michael senkte den Blick auf seinen Kakaobecher. »Ich vermisse ihn.«
    »Ich auch.«
    »Aber als er nicht mehr da war, dachte ich, du würdest jemanden brauchen. Ich sah es als eine Chance für mich, Mammy. Gillian hält mich für einen Jammerlappen.«
    »Und mich für eine blöde Kuh.« Julia hatte etwas Schnodderiges sagen müssen, denn ihre Augen brannten plötzlich bedenklich.
    »Das tut sie nicht. Sie hält dich für unsicher.«
    »Unsicher? Ich bin dreiundsiebzig und sicher wie eh und je.«
    Nach kurzem Schweigen fragte Michael: »Trinken wir noch einen Kakao?«
    »Versprichst du mir, dass du danach nach Hause fährst?«
    »Ja.« Er nickte. »Danach fahre ich.«
    Sie sah ihm zu, wie er das Tablett vom Tisch nahm. »Und was ist mit Gillian?«
    »Was soll mit ihr sein?«
    »Du musst ihr sagen, dass du mich besuchst - aber dann wird sie mich noch mehr hassen.«
    »Sie hasst dich nicht. Sie glaubt, dass du ein Aggressionsproblem hast.«
    »Wie kann ich gleichzeitig aggressiv und unsicher sein? Das ergibt keinen Sinn.«
    »Es gibt einen Sinn, wenn du eine so genannte passive aggressive Persönlichkeit bist.«
    »Hol den verdammten Kakao, Michael.«
    »Können wir Schokolade haben?«, fragte Neil.
    »Hatten sie heute schon Schokolade?«, erkundigte Grace sich bei Ewan. Sie vergewisserte sich vorsichtshalber. Am Anfang, als alle noch damit zu kämpfen hatten, sich an die neuen Lebensregeln zu gewöhnen - wochentags bei Grace, an den Wochenenden bei Ewan -, hatte Neil bezüglich seines (und Jamies) Schokoladen-, Fastfood-und Fernsehkonsums hemmungslos Kapital aus der Situation geschlagen.
    »Nein«, antwortete Ewan. Grace griff nach ihrem Portemonnaie.
    »Natürlich nur, wenn wir es uns leisten können«, fügte Neil leise hinzu.
    »Armut ist gesund für die Seele«, erklärte Grace ihm.
    »Ich hätte lieber einen Haufen Geld als eine gesunde Seele«, meinte Jamie düster.
    »Kannst du sie nicht zwingen, wieder zu arbeiten?«, wandte Neil sich an seinen Vater.
    »Neil!«
    »Lass nur - es ist schon okay, Ewan.« Grace schaute ihre Söhne an. »Ihr wisst, dass ich im Moment studiere. Wenn ich damit fertig bin, gehe ich wieder arbeiten, okay?«
    »Ich will dich ja nicht beleidigen, Ma - aber du wirst nicht reich werden, indem du Kleider entwirfst.«
    »Es sind nicht nur Kleider. Es ist Mode allgemein. Das schließt Schuhe, Hüte, Sportbekleidung und Unterwäsche ein. Denkt zum Beispiel an die revolutionären Büstenhalter, die in letzter Zeit kreiert wurden!«
    Auf den Gesichtern der Jungen malte sich Entsetzen. »Wenn das in der Schule bekannt wird, brauchen wir gar nicht mehr hinzugehen«, sagte Neil zu Jamie. »Die würden uns fertig machen.«
    Insgeheim hatte Grace nichts mit Büstenhaltern im Sinn und das nicht nur, weil sie keine mehr trug. Es war der Stoff - wenn man das überhaupt als Stoff bezeichnen konnte -, der sie abstieß. Es gab jetzt sogar BHs mit Plastikträgern, um Himmels willen! Und die Wäschedesigner ignorierten die körperlichen Gegebenheiten größtenteils. Wie sollte ein normaler Po in einem Tangaslip gut wirken? Und die meisten gepolsterten Büstenhalter waren nicht mehr als Regale für müde Busen, die ein wenig mehr Komfort verdienten.
    Aber Stoffe, richtige Stoffe, und die Art, wie man sie in einen weich fallenden Rock oder eine elegante Bluse für die vollschlanke Frau verwandeln konnte, brachte sie ins Schwärmen. Und die Vielseitigkeit von Baumwolle! Nachts träumte Grace von ganzen Ballen dieses herrlichen Gewebes, und von Leinen und warmer, weicher Wolle, und wenn sie aufwachte, ertappte sie sich dabei, dass sie ekstatisch an ihrem Laken leckte.
    Wenn man sich vorstellte, dass sie ohne Amanda nie auf dieses Metier gekommen wäre! Ihre kleine Lüge hatte sich in ihrem Kopf festgesetzt und war dort zu einer konkreten Idee herangereift und erblüht und hatte sie zu guter Letzt in den Anschlusskurs am The Design Institute geführt. Natürlich betrachtete Natalie Graces Neuorientierung als ihre Leistung, und nur, weil sie ihr ein Buch über Weiterbildung geschenkt hatte. »Du bist jetzt eine arbeitslose, in Scheidung lebende Frau, und du musst irgendetwas tun, Grace«, hatte sie zu ihr gesagt.
    »Er schwitzt es durch. Nick schwitzt mein Hemd durch!«, beschwerte sich
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