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Kleine Sünden erhalten die Liebe

Kleine Sünden erhalten die Liebe

Titel: Kleine Sünden erhalten die Liebe
Autoren: Janet Evanovich
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bündeln kann, um eine solche Brandwunde auf dem Nacken eines Menschen zu hinterlassen«, stellte Diesel fest.
    »Wulf?«
    »Ja.«
    »Also glaubst du, dass Wulf Reedy durch die Scheibe und vom Balkon gestoßen hat?«
    »Alles deutet darauf hin, aber es passt nicht zu Wulf. Wulf erledigt alles gern sauber und ordentlich. Und das hier ist unappetitlich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Wulf einen Mann vom Balkon stößt … vor allem nicht, wenn es regnet.«
    »Das würde eher zu dir passen«, meinte ich.
    »Ja. Das klingt eher nach mir.«
    Ich betrachtete die Menschenmenge auf der anderen Seite des Tatorts und entdeckte Wulf. Er stand ein wenig abseits und war mit einer schwarzen Hose und einem Pullover tadellos gekleidet. Er sah nicht aus wie ein Mann, der gerade erst jemanden aus dem Fenster gestoßen hatte. Sein Haar war zurückgekämmt, und seine dunklen Augen waren mit einer Intensität auf mich gerichtet, die mir eine Gänsehaut verursachte.
    Ich spürte, wie Diesel näher an mich heranrückte, bis sein Körper mich berührte. Er legte mir eine Hand auf den Nacken. Eine beschützende Geste. Wulf nickte zum Zeichen, dass er das zur Kenntnis genommen hatte. Dann flammte ein Lichtblitz auf, und Rauch stieg in die Luft. Als sich der Rauch wieder verzogen hatte, war Wulf verschwunden.
    »Die Rauchnummer macht er schon, seit er in der dritten Klasse in einem Ferienlager einen Zauberkurs besucht hat«, erklärte Diesel. »Das wird allmählich langweilig. Er sollte sich wirklich ein paar neue Taschenspielertricks zulegen.«
    Diesel und Wulf sind Cousins. Sie sind zwar blutsverwandt, unterscheiden sich aber deutlich durch ihr Temperament und ihre Weltanschauung. Diesel arbeitet als eine Art Kopfgeldjäger für die Aufsichtsbehörde, die Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten im Auge behält. Wulf ist nur Wulf. Und wie man mir erzählt hat, bedeutet das nichts Gutes.
    »Und nun?«, fragte ich Diesel. »Gehst du zur Polizei?«
    »Nein, das ist nicht die Art und Weise, wie wir solche Dinge erledigen. Überlass Wulf mir.«
    »Hoppla.«
    »Ja, und ich bin ihm nur noch einen Schritt hinterher.«
    Ich sah etwas Braunes, Pelziges an mir vorbeischießen und beobachtete, wie Carl unter die Plane schlüpfte, die man über die Leiche gebreitet hatte.
    »Ich dachte, du hättest ihn im Wagen eingeschlossen«, sagte ich zu Diesel.
    »Das habe ich auch getan.«
    »Was, zum Teufel …?«, brüllte jemand von der anderen Seite der Plane. »Wo kommt dieser Affe her? Er bringt hier alles durcheinander. Ruft sofort einen Tierfänger.«
    Diesel kroch unter die Plane und kehrte mit Carl zurück. Wir hasteten zum Wagen zurück, stiegen rasch ein, und Diesel steuerte das Auto die Straße hinunter.
    »Er hält etwas in der Hand«, sagte ich zu Diesel. »Es sieht aus wie ein Schlüssel.«
    Carl steckte das Ding in sein Maul und biss darauf. »Iiii!«
    Ich bot ihm zum Tausch ein Pfefferminzbonbon an und nahm den Schlüssel an mich. Der Größe nach passte er in ein Schloss an einem Tagebuch, und er war aufwändig mit winzigen Ranken und Blättern verziert.
    »Ist das deiner?«, fragte ich Diesel.
    »Nein. Carl muss ihn vom Boden aufgehoben haben.«
    »Vielleicht hat er ihn Reedy abgenommen. Möglicherweise hat er ihn ihm aus der Tasche gezogen.«
    »Ich habe einen Blick auf Reedy geworfen, und da gab es keine Taschen. Er trug nur Boxershorts und eine Socke. Eigentlich kann der Schlüssel nur in seiner Nase oder in südlicheren Gefilden gesteckt haben.«
    Ich holte rasch mein Handdesinfektionsspray aus meiner Tasche und spritzte es auf den Schlüssel. Diesel bog auf die Lafayette Street ab und fuhr Richtung Marblehead.
    »Sind wir fertig?«, erkundigte ich mich.
    »Wenn wir fertig wären, würde ich jetzt an einem Strand in der Südsee liegen. Ich dachte, wir fahren zurück zu dir. Dann kannst du deine Suppe fertig kochen, und ich kann ein paar Nachforschungen über Gilbert Reedy anstellen.«

KAPITEL 2
    D iesel bog von der Pleasant Street ab und schlängelte sich auf engen Straßen, die eigentlich für Pferde und Fußgänger gedacht waren, um den historischen Kern von Marblehead herum. An der Weatherby Street bog er ab und parkte vor meinem Haus. Die Schindeln sind grau, die Fensterrahmen weiß, und neben der roten Haustür hängen zwei Zwiebellaternen.
    Glo saß auf der Verandatreppe vor meinem Häuschen. Sie hatte die Kapuze ihres Sweatshirts über den Kopf gezogen und drückte ihre Leinentasche an die Brust. Sie ist Single wie ich,
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