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Kleine Morde für Zwischendurch #1 (German Edition)

Kleine Morde für Zwischendurch #1 (German Edition)

Titel: Kleine Morde für Zwischendurch #1 (German Edition)
Autoren: Gitta Edelmann
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und sie kannte mich gut. Hätte ich ihr geglaubt? Hätte ich ihr geholfen? Hätte ich ertragen, dass Marco ... Meine große Liebe und meine beste Freundin. Nein, ich hätte sie beide verloren. Nun verstehe ich ihre letzten Worte: „Glaub mir, es ist am besten so.“ Für Yvonne ist der Tod immer ein Ausweg gewesen.
    Doch ich habe überlebt. Ich habe überlebt, um heute hier zu stehen und die Wahrheit zu hören. Und um Yvonne zu rächen, nicht um ihr zu folgen. Ich atme tief ein und sehe Marco ein letztes Mal in die Augen. Dann ramme ich ihm mein rechtes, gesundes Knie gegen die Hoden. Stöhnend krümmt er sich zusammen und lässt meine Arme los. Jetzt könnte ich weg laufen, wenn ich schnell laufen könnte, wenn mein Bein bei dem Unfall nicht zerschmettert worden wäre.
    Neben dem Baum liegen ein paar helle Steine, solche, aus denen man Kopfsteinpflaster legt. Mich durchzuckt die Frage, ob so ein Stein wohl Kopfstein heißt und ich bewundere die Ironie des Namens, während ich mich nach ihm bücke, ihn hoch hebe und so schwungvoll wie ich kann auf Marcos Hinterkopf schlage. Er bricht seitlich zusammen und bleibt vor meinen Füßen liegen. Seine Augen starren in die Nacht. Sie werden nie wieder etwas sehen.
    „Tine?“
    Frank steht auf dem Weg und sieht mich an. Ich gehe auf ihn zu.
    „Ruf die Polizei“, sage ich. „Ich hab ihn umgebracht.“
    Frank schüttelt den Kopf.
    „Du bist schon längst mit mir nach Hause gegangen“, sagt er. „Und Marco ist im Dunkeln ungeschickt gestürzt, er hatte ja einiges intus.“
    Frank zieht ein Paar Einweghandschuhe aus seinem Rucksack und greift nach einem anderen Stein. Vorsichtig drückt er ihn mit einer Ecke in die blutige Wunde und platziert ihn dann so, dass es tatsächlich aussieht, als wäre Marco auf diesen Stein gestürzt. Den anderen Stein, meinen Stein, steckt er in den Rucksack und stopft die Handschuhe hinterher.
    „Komm“, sagt er und nimmt meine Hand.
    Ich schüttle den Kopf.
    „Niemand wird es erfahren. Ich habe morgen Dienst und werde die Autopsie selbst machen. Es war ein Unfall. Komm, Tine. Du warst die ganze Zeit bei mir.“
    Ein Unfall. Ich glaube nicht mehr an Unfälle.
    Franks Hand ist warm und stark und er wird mir helfen. Ohne mich noch einmal umzuschauen lasse ich mich zum Parkplatz führen und steige in sein Auto. Ich weiß nicht, ob er getrunken hat und es ist mir egal. Ich habe schon einmal überlebt.

    Tine, nun kann ich dir endlich meine Liebe beweisen. Ich werde dich retten und du wirst mir gehören. Endlich.

That’s what friends are for

    Es klingelt an der Haustür. Ich drücke auf den Türöffner und gieße schnell zwei Gläser voll Prosecco. Bis Gianna die drei Treppen hochgestiegen ist, stehe ich damit an der Wohnungstür. Und da ist sie auch schon, meine beste Freundin, und wir stoßen an, trinken einen Schluck, umarmen uns, verschütten den Prosecco, lachen und reden auf einmal. Über ein Jahr haben wir uns nicht gesehen!

    Viel ist geschehen in diesem Jahr. Meine Kinder sind ausgezogen und studieren in München und Hamburg. Mein Mann ist gleich mit ausgezogen. Er hat dann ein paar Wochen mit seiner langjährigen Geliebten in Wuppertal gelebt und ist vor drei Monaten an einem Herzinfarkt gestorben. Natürlich habe ich von der Geliebten erst erfahren, als er schon weg war. Das übliche eben.
    Gianna sieht fantastisch aus. Wie immer. Mit ihren dunklen Augen und schwarzen Locken war sie schon als Dreijährige so hübsch, dass ich unbedingt ihre Freundin werden wollte. Das war gar nicht so einfach. Gianna sprach nämlich nur italienisch. Ich nur deutsch. Aber irgendwie verstanden wir uns auf den ersten Blick und nach einem Jahr sprach Gianna, das Gastarbeiterkind, genauso Dialekt wie wir alle. Sie wurde das beliebteste Mädchen im Kindergarten und später auch in der Schule. Ich habe nie verstanden, warum sie ausgerechnet mich als ihre beste Freundin erwählte.
    Jetzt nach 47 Jahren ist dies eigentlich kein Thema mehr und dennoch bin ich jedes Jahr ganz aus dem Häuschen, wenn Gianna mich besucht.
    Sie duftet nach irgendetwas Teurem mit Zitrusnote. Ihre rabenschwarzen Locken glänzen. Ob sie da nachhilft? Mein mittelbraunes Haar ist grau durchsträhnt; ich fürchte, ich sehe zehn Jahre älter aus als Gianna. Aber ich bin nun mal nicht der Botox-Typ und das letzte Jahr war wirklich nicht ganz einfach.
    Wir setzen uns auf den Balkon. Ich habe extra neue Sitzkissen für die Korbstühle genäht. Mit roten Blumen, wie Gianna sie liebt. Sie
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