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Kleine Morde für Zwischendurch #1 (German Edition)

Kleine Morde für Zwischendurch #1 (German Edition)

Titel: Kleine Morde für Zwischendurch #1 (German Edition)
Autoren: Gitta Edelmann
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Marco zu schauen.

    Da bist du. Tine. Gut siehst du aus. Dein Mund lächelt, aber deine Augen - deine Augen sind so ernst.

    Frank ist ein ruhiger, schlaksiger Typ, der immer noch ein bisschen schüchtern und schuljungenhaft wirkt. Er hat Medizin studiert.
    „Und jetzt hast du eine gutgehende Praxis in Herdern“, rate ich.
    Frank lächelt verlegen. „Nicht ganz.“
    „Chefarzt an der Uniklinik?“, rate ich weiter.
    „Gewissermaßen“, sagt er. „Institut für Rechtsmedizin.“
    „Bah, schnibbelst du da die Leichen auf?“, fragt Andi, der uns gegenüber sitzt.
    „Wir machen auch gerichtliche Obduktionen, ja“, sagt Frank kurz.
    „Wenn ich mal ’n Krimi schreib, ruf ich dich an!“, sagt Andi und lacht. Dann winkt er einem Neuankömmling zu und steht auf. Damit ist das Thema abgeschlossen.
    Ich hole mir ein Stück Apfelkuchen. Es ist schön hier so ruhig in der Sonne zu sitzen. Auf Andis Platz sitzt jetzt Holger und unterhält sich mit Frank. Bettina und die anderen lästern über alte Lehrer. Immer wieder heißt es „Weisch du noch?“
    Ich weiß noch – oder wieder? Weiß genau, wie wir hier sitzen, vor zwanzig Jahren, wenige Wochen nach dem Abi, um noch einmal zu feiern, bevor uns Ausbildung oder Studium in alle Winde verwehen.
    Yvonne trägt ihr weißes Kleid und ein plötzlicher Windstoß zaust ihre dunklen Locken. Irgendwann stehen wir auf und gehen zwischen den Tiergehegen spazieren. So können wir ungestört reden. Einmal kommt uns Marco entgegen und versucht uns beide zu umarmen und zu küssen. Er hat ziemlich viel getrunken und ist schon am Nachmittag nicht mehr nüchtern.
    Mir ist das egal, ich würde mich in jeder Situation von ihm küssen lassen. Ich bin schon Ewigkeiten in ihn verliebt. Doch Yvonne windet sich geschickt aus seinem Arm, läuft ein paar Schritte weiter und lacht. Einen Moment lang hält er mich noch fest, ich spüre seine Muskeln unter dem T-Shirt, dann lässt er mich plötzlich los. Ich stehe da wie bestellt und nicht abgeholt.
    „Vielleicht ein andres Mal?“, sagt Marco und zwinkert mir zu. Ich nicke wie hypnotisiert und er grinst.
    Grinst genau so, wie er jetzt Katrin angrinst, die ihn mit dick getuschten Wimpern anhimmelt. Hab ich damals auch so ein blödes Gesicht gemacht?
    Er schaut kurz zu mir rüber. Ob alles anders gekommen wäre ohne den Unfall? Ob es ein anderes Mal gegeben hätte? Ich weiß es nicht, aber der Gedanke an alles, was ich verloren habe, tut plötzlich unglaublich weh. Ich hätte nicht kommen sollen.

    Tine - ich habe dich nie vergessen. Bis heute sehe ich dich vor mir, wie du dein Abizeugnis entgegen nimmst. Deine Haare glänzen und deine Beine in den hohen Schuhen sind unendlich lang.

    „Erzähl mal von dir“, fordert mich Kathrin auf und schielt auf meine nackten Finger. „Hascht du Familie?“
    Ich schüttle den Kopf. Ich illustriere Kinderbücher, obwohl ich nie ein eigenes Kind haben werde. Männer sind gekommen und gegangen. Ich habe in Bonn meinen kleinen Freundeskreis, meine Zeichenschüler und mein Opern-Abo. Ich reise oft in den Süden, weil Sonne und Wärme meine Schmerzen lindern. Kathrin erzähle ich nur von meiner Arbeit, die sie total faszinierend findet. Marco wendet sich zu uns und hört zu. Seine Augen gleiten forschend über mein Gesicht. Mir wird heiß.

    Eines der Fotos von damals liegt bis heute in meinem Nachttisch, weil du darauf bist.

    Patrick hat zwei Flaschen Gutedel und zwei Flaschen Mineralwasser mit einem Tablett voll Gläser geholt und mixt sich eine Weinschorle.
    „Bedient euch“, sagt er.
    Marco greift nach dem Gutedel, lächelt und gießt mir mein Glas bis zum Rand ein. „Zum Auftauen.“
    Susi grinst. Mache ich einen so spröden, kalten Eindruck? Der Geschmack des Gutedels passt hierher. Sonst trinke ich nie Weißwein. Ich leere das Glas zu schnell, ich merke das in den Oberschenkeln, die irgendwie schwer werden. Der allgemeine Aufbruch zum Spazierengehen kommt für mich genau zum richtigen Zeitpunkt.
    Wir lösen uns in kleine Gruppen auf und verteilen uns zwischen den Tiergehegen. Ab und zu treffen wir aufeinander, mischen uns neu und gehen weiter, von oben muss es aussehen wie ein sorgsam abgestimmtes Ballett. Nun habe ich mich doch entspannt und kann die Gespräche genießen. Seltsam, wenn man so lange zusammen die Schulbank gedrückt hat, ist eine ganz besondere Verbundenheit da, eine besondere Vertrautheit. Inzwischen sehe ich im bärtigen Gesicht von Patrick den jungen Patti von damals wieder und
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