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Klara Fall, der Lakritzräuber und ich

Klara Fall, der Lakritzräuber und ich

Titel: Klara Fall, der Lakritzräuber und ich
Autoren: Ravensburger
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einen Moment. Dann fragte sie unvermittelt: „Haben sich deine Eltern gerade erst getrennt?“
    Ich war fast froh, dass sie das Thema angesprochen hatte. „Vor ein paar Monaten. Mein Vater hat eine andere Frau.“
    Klara nickte. „Oh, das ist besonders übel! Besuchst du ihn noch?“
    Ich sah sie erstaunt an. „Na sicher, oft sogar!“
    Sie nickte erneut. „Da bist du besser dran als ich. Ich treffe meine Mutter nur noch zwei oder drei Mal im Jahr. Sie ist Malerin und lebt weit weg, in der Nähe von Marseille.“
    „Ist ja auch super!“, sagte ich. „Erst verpasst sie dir einen so merkwürdigen Namen und dann lässt sie euch sitzen.“
    Klara zuckte mit den Achseln. „Ach, das mit dem Namen hab ich ihr verziehen.“
    „Das andere nicht?“
    Statt einer Antwort begutachtete Klara ihre Schuhspitzen. Offensichtlich war es Zeit, das Thema zu wechseln.
    „Wo wolltest du eben eigentlich hin?“
    Sie zog eine Grimasse. „Ermitteln, was sonst? Nee, im Ernst, ich bin auf dem Weg zu der Tankstelle.“
    „Zu der, die überfallen wurde?“
    Sie nickte. „Klar.“
    „Und was willst du da?“
    Sie verdrehte die Augen. „Was wohl? Gucken, ob ich was rauskriege natürlich!“
    „Aber die Polizei hat den Tankstellenpächter nach dem Überfall doch bestimmt schon x-mal befragt.“
    „Ich aber noch nicht.“ Sie sah mich an. „Was ist? Kommst du mit?“
    Ich deutete auf die vollen Plastiktüten zu meinen Füßen. „Und was machen wir damit?“
    Klara betrachtete die Tüten. „Die nehmen wir einfach mit.“
    Ich überlegte kurz, aber dann stimmte ich zu. „Okay, aber ich muss meiner Mutter Bescheid sagen. Sonst macht sie sich Sorgen.“
    Zum Glück hatte Klara ein Handy dabei. Mama war zwar etwas verwundert, dass ich meine Einkäufe erst noch durch die Gegend tragen wollte, aber sie hatte nichts dagegen. Ganz offensichtlich war sie froh, dass Klara und ich das zarte Pflänzchen unsere Freundschaft hegen wollten. Also zogen wir los Richtung Tanke.
    Unterwegs erzählte Klara mir, dass sie Zottelpoldi wohlbehalten wieder bei seinem Herrchen abgegeben hatte. „Morgen und übermorgen Früh führe ich ihn wieder aus.“
    „Wirklich?“
    „Klar!“ Sie nickte gut gelaunt. „So gewinne ich langsam, aber sicher das Vertrauen von diesem Mischa. Bis ich ihn irgendwann – schwups! – überführen werde! Das Gassigehen macht mir sogar Spaß. Gib zu, Jannis: Zottelpoldi ist doch wirklich süß!“
    Ich verzog das Gesicht. „Es ist ja nicht deine Nase, die er ständig abschlecken will.“
    Sie grinste. „Er mag dich eben!“
    Ich war froh, als die Tankstelle endlich in Sichtweite war. Die prall gefüllten Einkaufstüten waren nämlich mit jedem Schritt schwerer geworden und die Henkel wurden immer länger. Vielleicht hätten wir sie einfach irgendwo stehen lassen und auf dem Rückweg wieder abholen sollen. Aber dafür war es jetzt zu spät.
    „Was erzählen wir dem Pächter eigentlich?“, fragte ich, während wir auf den Eingang der Tankstelle zusteuerten.
    „Lass mich nur machen!“ Klaras Augen blitzten. Ganz offensichtlich war sie in ihrem Element.
    Ich atmete auf. Anscheinend erwartete Klara nicht, dass ich eine tragende Rolle bei dieser seltsamen Veranstaltung übernahm. So konnte ich mich dezent im Hintergrund halten. War mir auch weitaus lieber.
    Der Mann hinter dem Tresen beachtete uns nicht. Er kaute an einem Brötchen und war in eine Zeitung vertieft, die fast nur aus Überschriften zu bestehen schien.
    Klara hatte sich vor dem Süßigkeitenregal platziert und tat so, als inspiziere sie die Bestände. „Entschuldigung!“, piepste sie schließlich. „Haben Sie auch Lakritzbonbons?“
    Der Typ rührte sich nicht. „Nur, was da liegt“, brummelte er.
    „Ich suche Schwarze Tatzen “, erklärte Klara zuckersüß. „Die sind nämlich total lecker!“
    Endlich sah der Mann auf. „ Schwarze Tatzen gibt’s hier nicht mehr.“
    „Och schade! Etwa weil das die Sorte war, die bei dem Überfall auf Sie gestohlen wurde?“, fragte Klara mitleidig. „Das verstehe ich. Muss schlimm gewesen sein.“
    Der Blick des Mannes wurde misstrauisch. „Woher weißt du davon?“
    „Das stand doch alles im Wochenblatt“, erklärte Klara treuherzig. „Da stand auch, dass Sie gar keine Chance hatten, sich zu wehren. Obwohl sie ja wirklich stark und muskulös aussehen.“ Sie wandte sich an mich. „Der Räuber war nämlich bewaffnet. Er hatte … einen Stock oder so was.“
    „Keinen Stock“, widersprach der Pächter
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