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Klappohrkatze - Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde: "Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde"

Klappohrkatze - Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde: "Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde"

Titel: Klappohrkatze - Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde: "Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde"
Autoren: Bastei Lübbe
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Hühnchen mit Leber in Sahnesauce Deluxe.
    Norton fand noch einen raffinierten Weg, sich in mein Leben zu stehlen. Und das ging allein auf meine Kappe.
    Ich zeigte ihn gerne anderen. (Ich wusste, dass das ein schlechtes Zeichen war, aber so war es nun mal; ich konnte nichts daran ändern.) Also nahm ich ihn mit. Nicht weit. Nur in die Wohnungen von Freunden. Er war dort, unnötig zu erwähnen, der absolute Hit, erkundete diese Wohnungen genauso furchtlos wie meine, streifte herum und hüpfte von Raum zu Raum. Einige dieser Freunde hatten selbst Katzen und machten sich ein bisschen Sorgen über mögliche Konfrontationen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass irgendjemand – nicht einmal eine eifersüchtige Katze – etwas gegen Norton haben konnte, und wie sich herausstellte, behielt ich Recht. Meistens fauchte die Katze, in deren Territorium wir eindrangen, zuerst und umkreiste Norton, den ich mitten ins Wohnzimmer gesetzt hatte. Norton betrachtete dann den wilden Burgherrn und schien zu sagen: »Ach, nun hör schon auf mit dem Theater«; dann rollte er sich über den Boden und sah so süß aus, wie ein Tier aussehen kann. Der ausgewachsenen Katze blieb dann im Grunde nur noch übrig, zu ihm zu gehen und freundlich zu sein. Sonst hätte sie vor ihrem Besitzer wie eine verrückte Kriegstreiberin dagestanden.
    Es erschien mir auf diesen Vorstellungsrunden zu aufwendig, Nortons Transportbox durch die Stadt zu schleppen, vor allem, weil er noch so klein war, also zog ich einfach eine Windjacke oder einen Regenmantel an und steckte Norton in die Tasche. So ein paar Blocks mit ihm zu laufen war kein Problem. Er saß ruhig in der Tasche, steckte manchmal den Kopf über den Rand und sah sich um, dann zog er sich wieder ins Innere zurück. Er gewöhnte sich sogar sehr schnell an diese Form des Transportes. Selbst lange U-Bahn-Fahrten in die Upper West Side machten ihm nichts aus. Der Lärm schien ihm keine Angst zu machen. Das plötzliche Anfahren und Anhalten hielt er offenbar für ein lustiges Spiel. Die einzigen Nachteile waren (1) die Penner, die glaubten, sie hätten Halluzinationen, und ihn anfassen wollten, um sicherzugehen, dass er nicht der letzte Schritt vor dem rosa Elefanten war, und (2) die geschwätzigen Fremden, die eine Katze in der Jackentasche für eine ganz klare Aufforderung hielten, mir ihre traurigen Lebensgeschichten, oder, was am schlimmsten war, nette Anekdoten über ihre eigenen Haustiere zu erzählen.
    Ich fing auch an, ihn an Samstagen mitzunehmen, wenn ich Besorgungen machte. Er protestierte nie dagegen; tatsächlich glaube ich, dass es ihm gefiel. In den meisten Läden freute man sich, wenn sein kleiner Kopf aus der Tasche guckte und er sich neugierig umsah. In meiner Stammbäckerei bekam er ziemlich viele Kekskrümel und Gebäckstückchen zugesteckt und entwickelte eine echte Vorliebe für gefüllte Donuts; im Lebensmittelladen verwöhnte man ihn mit Käsestückchen und manchmal etwas Hühnchen. Er blieb sogar ruhig – in einer besonders großen Tasche – sitzen, wenn ich an Sonntagnachmittagen zu einem ausgiebigen Brunch in irgendein Restaurant im Village ging. Ein paar Kellner und Kellnerinnen fragten sich wohl, warum ich immer ein Glas Milch – in einem niedrigen, runden Glas, wenn irgend möglich; wenn nicht, in einem großen Glas und zusätzlich eine Untertasse – zu meinem Mimosa oder meiner Bloody Mary bestellte, aber niemand sagte je etwas dazu. Bis heute bin ich sicher, dass mehrere Oberkellner und Bedienungen nach wie vor über den bärtigen Typen reden, der immer kleine Milchpfützen unter dem Stuhl hinterließ. Sie müssen mir das jetzt einfach glauben, aber ich bin eigentlich wirklich ordentlich. Norton verteilt die Milch beim Aufschlecken dagegen in alle Richtungen. Wenn er durstig ist, erinnert mich seine Zunge an eine dieser Maschinen, die in Lichtgeschwindigkeit Farbe auf kleine Leinwände spritzt, damit Kindergartenkinder auf die Schnelle Kunstwerke erschaffen können.
    Ich gewöhnte mich daran, meine Hand bei meinen Fahrten durch die Stadt in der Tasche zu lassen und die weiche kleine Katze zu streicheln. Norton gewöhnte sich an diese ein- bis zweistündigen Abenteuer. Wenn ich das Haus ohne ihn verließ – wozu ich viel öfter gezwungen war, als mir lieb war –, dann sah er richtig traurig aus. Das führte dazu, dass es länger und länger dauerte, bis ich loskam. (Haben Sie schon mal einer Katze fünf Minuten lang erklärt, was Sie an diesem Tag noch alles erledigen
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