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Klappohrkatze - Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde: "Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde"

Klappohrkatze - Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde: "Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde"

Titel: Klappohrkatze - Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde: "Wie ich vom Katzenhasser zum Dosenöffner wurde"
Autoren: Bastei Lübbe
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Hand. Ich wusste, dass er wusste, wer ich war. Zu diesem Zeitpunkt konnte er nicht mehr sprechen, aber er lächelte und rollte mit den Augen, als wenn er sagen wollte: »Schöne Scheiße, was?«
    Ich musste ihm nichts sagen. Wir hatten uns sehr nahegestanden, als er noch lebte – ich meine, wirklich lebte, nicht gerade noch so lebte –, und ich hatte ihm viel gesagt, als es noch wichtig war. Ich musste ihm nicht sagen, dass ich ihn liebte. Er wusste das. Alles, was ich jetzt zu ihm hätte sagen können, hätte gekünstelt geklungen oder melodramatisch oder irgendwie sinnlos. Also sagte ich nichts. Ich hielt nur seine Hand und wartete, bis er wieder eingeschlafen war. Mein Dad konnte es nie haben, wenn Leute zu viel Theater machten. Ich glaube, er wusste das Schweigen zu schätzen.
    An jenem Nachmittag kam Janis aus New York. Mein Vater war ganz verrückt nach ihr gewesen und umgekehrt. Sie hatten sich toll verstanden, hatten immer viel miteinander geplänkelt. Er hatte es ihr schwer gemacht, und sie hatte es ihm mit Freuden heimgezahlt. Er wusste es zu schätzen, wenn jemand es ihm schwer machte.
    Als sie die Treppe raufkam, saß die ganze Familie am Bett meines Vaters. Er war nicht bei Bewusstsein gewesen, aber als sie hereinkam, regte er sich. Er war immer ein Mann gewesen, der gerne mit Frauen flirtete.
    »Dad«, sagte ich, »Janis ist hier. Sie kommt dich besuchen.«
    Er hob den Kopf, sah uns alle an, dann fiel sein Blick auf sie. Sie lächelte ihn an. Er sah wieder meine Mutter an, dann meinen Bruder, dann mich – und rollte mit den Augen. Es war ein übertriebenes Rollen, und es war an Janis gerichtet. Das Rollen sagte: »Meine Güte – als wäre das alles nicht schon schlimm genug, und jetzt seht euch an, wer da ist!«
    Wir mussten alle furchtbar lachen; selbst mein Vater gab sich alle Mühe zu lachen. Dann schlief er wieder ein und wachte nie wieder auf.
    Es hat etwas Tröstliches, dass er mit seiner letzten Handlung in diesem Leben die Leute zum Lachen brachte. Er behielt seinen Sinn für Humor bis zum Ende, und das machte es für uns alle leichter.
    Es gab keine gewöhnliche Beerdigung. Stattdessen veranstalteten wir eine Party. So hätte er es gewollt – mein Dad liebte Partys. Er liebte es, Gastgeber zu sein.
    Mein Dad war in einer Weingruppe gewesen, und die Mitglieder brachten sehr guten Wein mit, um damit auf ihn anzustoßen. Eines der besten Restaurants in L. A. übernahm das Catering für den Abend. Drei der engsten Freunde meines Vaters hielten Reden, erzählten von ihm. Ihre Reden waren wunderbar lustig. Ich würde sagen, dass trotz der Tränen auf seiner Beerdigung so viel gelacht wurde wie auf jeder Party, die mein Dad jemals gefeiert hatte.
    In jener Nacht, nachdem alle gegangen waren und auch Janis schlief, ging ich ins Bad, das Bad, das ich als kleiner Junge benutzt hatte, und brach dort zusammen und weinte. Ich weinte ungefähr eine Viertelstunde lang bitterlich, das Schluchzen schüttelte meinen ganzen Körper. Ich weinte, bis ich erschöpft war, bis ich keine Tränen mehr in mir hatte, keine Gefühle mehr.
    Als ich fertig war, blickte ich auf und sah Norton, der neben mir saß und mich anstarrte. Er hatte die Badezimmertür mit der Nase aufgeschoben und war zu mir gekommen.
    Ich hob ihn hoch, küsste ihn auf den Kopf und hielt ihn fest, während ich im Bad saß und aus dem Fenster in den Garten starrte. Norton miaute nicht; er leckte mich auch nicht. Er ließ sich einfach von mir festhalten, solange ich wollte. Ich wusste das Schweigen ebenfalls zu schätzen. Ich war auch nicht in der Stimmung für zu viel Theater.
    Ich weiß nicht, wie lange ich dort sitzen blieb. Ich weiß nur, dass es schon fast hell war, als ich wieder ins Bett ging.
    Ich streckte mich aus, legte den Kopf auf das Kissen, schloss die Augen und schlief ein. Norton legte seinen Kopf auf mein Kissen und kuschelte sich an meine Brust.
    Als ich aufwachte, war ein neuer Tag angebrochen. Viele Dinge hatten sich verändert, aber nicht Norton. Er schlief, immer noch an meiner Seite, immer noch bereit, sich von mir festhalten zu lassen.

Nachwort
    M anchmal mache ich mir Sorgen, dass es vielleicht an mir liegt, dass ich mir nur einbilde, dass Norton großartig und etwas ganz Besonderes ist. Aber manchmal werde ich daran erinnert, dass das nicht der Fall ist.
    Vor nicht allzu langer Zeit bekamen meine Freunde Nancy und Ziggy ein Baby, einen wirklich wunderbaren kleinen Jungen namens Charlie Elroy Alderman. (Ja, für den Fall,
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