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Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)

Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)

Titel: Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)
Autoren: Peter Gethers
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des Essens stellte sich heraus, dass er äußerst angenehm und unterhaltsam war. Er strahlte eine alles andere als aufgesetzte Ehrbarkeit aus, wirkte aber gleichzeitig ein wenig traurig. Als wir wieder in unserem Hotelzimmer waren, erwog ich, Norton die Unwägbarkeiten des Ruhms zu erklären – die Fallstricke und Gefahren, die Höhen und Tiefen –, aber da lag er schon in tiefem Schlaf auf dem bequemsten Sessel im Zimmer. Mir wurde klar, dass Katzen sich, wie bei den meisten anderen Dingen, keine Sorgen über menschliche Höhen und Tiefen machen müssen. Katzen sind arglos. Sie müssen ihre Privatgespräche nicht aufzeichnen und haben es nicht nötig, ihre Artgenossen dafür zu ächten, dass sie die Wahrheit sagen. Katzen sind von Natur aus aufrichtige Wesen. Tatsächlich wissen Katzen gar nicht, wie man lügt, und das ist bestimmt einer der Gründe, warum sie ein Hotelzimmer betreten und sofort im bequemsten Sessel einschlafen können.
    In dieser Nacht, fast am Ende unserer Tour, beschloss ich, dass ich nicht mutig genug war, um Norton über die Gefahren des Ruhms aufzuklären. Stattdessen gelangte ich zu dem Schluss, ich müsste einfach nur genauer hinsehen, um zu erkennen, wie er mit dem Leben fertig wurde, und mich dann bemühen, vom Meister zu lernen.



4. Kapitel

Eine Katze im Frühling

    A ls die Lesereise vorbei war, beschloss ich, es sei an der Zeit, uns zur Ruhe zu setzen. Da ich ohne Norton Geld verdienen konnte, Norton aber weitgehend von mir abhängig war, um an seine täglichen Futterdosen zu kommen, fiel mir die Entscheidung leicht. Es war nur vernünftig, dass ich derjenige war, der, wenn Sie den von Katzen so gehassten Ausdruck verzeihen, weiter am Rattenrennen teilnahm. Es handelte sich jedoch nicht um eine ausschließlich finanzielle Entscheidung. Norton kam in die Jahre – er war damals zehn –, und mir lag sehr viel daran, ihn den Rest seines Lebens ruhig und komfortabel verbringen zu lassen. Und so, voilà , einfach so, war sein Leben als literarischer Löwe (okay, nicht ganz ein Löwe, aber Sie müssen die kätzische Übertreibung entschuldigen, es klang zu gut, um es ungesagt zu lassen) vorbei.
    Das hieß aber nicht, dass damit auch sein Reiseleben endete. Das war keineswegs vorüber.
    Was ich gleich als Nächstes erzählen werde, wirkt vielleicht wie eine Abschweifung, aber vertrauen Sie mir, es ist ein relevanter, wenn auch gewundener Weg, um uns zurück auf Nortons Reisen zu bringen. Außerdem fällt mir keine bessere Erklärung ein, warum ich so viel Wert auf die Zeit mit ihm lege.
    Ich bin in keinster Weise, Art oder Form ein religiöser Mensch. Einige Leser sind schon selbst darauf gekommen, weil ich im Laufe der Jahre zwar Tausende begeisterter und warmherziger Briefe von Leuten bekommen habe, die Norton lieben gelernt haben, aber auch einen sehr viel kleineren, dafür aber heftigeren Anteil an wirklich negativen, manchmal sogar ausgesprochen bösartigen Briefen. Und ich muss leider sagen, dass jeder einzelne von letzteren Bezug nahm auf meine halbwegs freundlichen Kommentare zur Religion.
    Ich bekam etliche Briefe, in denen es hieß, dass wegen meiner Frivolität und Respektlosigkeit Norton bestimmt in den Himmel käme und ich ebenso bestimmt in die völlig entgegengesetzte Richtung (in den meisten dieser Briefe kamen tatsächlich Formulierungen vor wie »die völlig entgegengesetzte Richtung«, sie sind sogar zu feige, das Wort »Hölle« hinzuschreiben). Manche Leute hielten sich erst gar nicht damit auf, meiner Katze den Himmel zu versprechen, und schrieben ausschließlich, um sich die Genugtuung zu verschaffen, mir mitzuteilen, dass ich verdammt und verflucht war. Ich bekam seitenweise Bibelstellen von Leuten zitiert, die mich zu erziehen oder umzuerziehen hofften (und falls irgendjemand erwägt, mir mehr davon zu schicken, sollte ich ihm wohl sagen, dass ich solche Sachen nicht lese; wenn ich sowieso in alle Ewigkeit auf dem Höllenrost schmoren muss, denke ich, kann es mir auch nicht weiter schaden, sie zu zerknüllen und wegzuschmeißen. Manchmal hege ich, nur um das Schicksal herauszufordern, dabei sogar noch unkeusche Gedanken). Ich bekam mehrere Briefe, in denen stand, den Absendern hätten meine Bücher ungeheuer gut gefallen, bis sie zu einem Witz oder einer, wie sie meinten, hämischen Bemerkung über Gott kamen, und an dieser Stelle landeten die Bücher im Müll (Nur der Vollständigkeit halber: Sie hatten recht, diese Bemerkungen waren hämisch. Falls
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