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Kismet in Kairo

Kismet in Kairo

Titel: Kismet in Kairo
Autoren: Jason Dark
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ich seltsamerweise keinen Haß gegen sie. Ich war einfach nur gespannt. Vielleicht konnte ich sie auch deshalb nicht hassen, weil sie einfach zuviel wußte. Von einer Zeit, die im historischen Dunkel lag. Über sie konnte nur spekuliert werden, aber jemand wie Fatima war in der Lage, Licht in das Dunkel zu bringen, vorausgesetzt, sie wollte es und würde sich auf unsere Fragen einlassen, die uns auf der Seele brannten.
    Sie kam näher, aber nicht zu nahe an uns heran. In einer gewissen Entfernung blieb sie stehen, lächelnd, den Blick ihrer klaren Augen auf uns beide gerichtet. Und sie schaute zu, wie ich meinen rechten Arm zur Seite bewegte, wobei mein ausgestreckter Finger auf die Leiche wies.
    »Du hast ihn getötet!«
    Obwohl ich es schon kannte, überraschte es mich wieder, daß sie auch in meiner Sprache antwortete. »Ja, ich habe ihm die Kraft genommen. Ich muß überleben, und das geht nur auf diese Art und Weise.«
    »Wie bei einem Succubus üblich.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Und es macht dir nichts aus, Tote zu hinterlassen?« fragte ich die Frau, die ich als eine Frau kaum akzeptieren wollte, obwohl sie so aussah.
    »Nein, es war schon immer so.«
    »Auch in der Zeit, aus der du stammst?«
    »Auch dort.«
    »Aber du warst nicht immer hier in diesem Gebiet. Du bist aus deiner wahren Heimat geflohen. Du bist vertrieben worden, weil sich die Welt plötzlich bewegte. Aus Wärme wurde Kälte, aus Kälte Wärme. Kontinente verschoben sich. Eismassen wanderten. Ozeane bebten, und die gesamte Welt befand sich in einem Chaos. Das alles habe ich gehört. Es gibt Mythen, Sagen und Legenden. Du gehörst zu denjenigen, die sie überlebt haben.«
    »Das hast du richtig erfaßt.«
    »Und wo kommst du genau her? Was bedeutet dein Auftauchen?«
    »Ich habe auf dieser Welt gelebt. Wie viele andere auch. Aber wir gerieten in Vergessenheit. Es wird immer wieder zu Umwandlungen kommen, das steht fest. Auch in dieser Zeit ist die Welt nicht fest. Die Konstellation der Sterne deuten auf einen großen Wechsel hin. Das Zeitalter der Fische ist vorbei. Wir werden eintreten in die Ära des Wassermanns, und es wird zu großen Umstellungen kommen. Vielleicht passiert das, was auch ich erlebt habe.«
    »Dürfen wir das wissen?« fragte ich.
    »Ja, ich werde es euch sagen. Damals wurde unsere Zivilisation zerstört. Aber es konnten sich einige hundert von uns retten. Wissende, die schon zuvor geahnt hatten, daß sich die Erde verschieben würde. In unserem Reich ist die Wärme von der Kälte abgelöst worden, und es blieb uns nur die Chance zur Flucht.«
    »Wohin?« fragte ich.
    Sie lächelte. »Überallhin. Die Welt ist groß. Einige gingen nach Nordwesten, andere nach Norden und hinterließen ihre Botschaften in anderen Teilen dieser Welt. Sie waren die großen Kulturbringer, denn die wilden Stämme, die dort lebten, waren noch ziemlich primitiv. Wir aber waren für sie wie Lehrer. Wir berichteten von unseren Kenntnissen, und wir wurden empfangen wie Götter.«
    Ich konnte nicht mehr an mich halten und flüsterte: »Deshalb also die zahlreichen Gemeinsamkeiten zwischen den Völkern in Südamerika und denen im Orient.«
    Fatima begriff.
    »Sie alle haben irgendwo das gleiche Wissen mitbekommen, aber sie haben sich nicht gleich entwickelt, doch tief im Innern gab und gibt es die Gemeinsamkeiten.«
    »Dann bist du hergekommen«, sagte ich. »So ist es.«
    »Und du bist auf wen getroffen?«
    »Auf niemanden.«
    Ich war überrascht. »Bitte was?«
    »Viele von uns haben den Weg hierher geschafft. Es gab bereits den großen Fluß, und wir ließen uns hier nieder.«
    »Wann war das ungefähr?«
    »Wenn du nachrechnest, wirst du sagen, vor fünfzehntausend Jahren. Da haben wir hier gesiedelt. Wir haben hier unsere Heimat gefunden. Wir haben die Erde fruchtbar gemacht. Wir waren die Vorläufer derjenigen, die es heute noch gibt.«
    »Aber ihr seid keine Atlanter gewesen?«
    »Nein und ja, denn einige von uns haben sich mit den Atlantern vermischt.«
    »Gut, das habe ich verstanden.« Ich wollte auch nicht näher darauf eingehen und kam wieder auf das alte Thema zurück. »Aber die Menschen heute sind nicht aus euch entstanden.«
    »Nein.«
    »Was ist passiert?«
    Waren ihre Antworten bisher zügig erfolgt, so änderte sich dies nun. Ihr Gesicht und auch die Augen sahen plötzlich traurig aus. Sie wirkte wie eine Person, die sich an schlimme Dinge erinnerte. Ich wollte sie nicht zu einer Antwort drängen und wartete darauf, daß sie von allein
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