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Kirschroter Sommer (German Edition)

Kirschroter Sommer (German Edition)

Titel: Kirschroter Sommer (German Edition)
Autoren: Carina Bartsch
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beugte, um meinen Helm aufzuheben. Er drückte ihn mir in die Hand, griff dann nach seinem eigenen und setzte ihn auf.
    »So, jetzt drück mal die Kupplung durch«, sagte er. Ich griff mit meiner Hand nach dem silbernen Hebel und drückte ihn durch, genauso wie er es mir vorhin erklärt hatte.
    »Okay, dann lass uns den ersten Gang einlegen. – Aber danach keinesfalls die Kupplung loslassen! Erst dann, wenn ich’s sage, verstanden?«
    Ich nickte, begann zu zittern und stellte meinen Fuß auf den Schalthebel. »Nach unten, oder?«
    »Exakt«, sagte er. Sofort änderte sich das Geräusch des Motors und wirkte nun noch bedrohlicher auf mich. »Ist der drin?«, fragte ich.
    »Ja«, bestätigte er. »Sehr gut! Und immer schön die Kupplung festhalten.«
    »Elyas …«, murmelte ich. »Ich weiß, es wäre wahrscheinlich klüger, nicht zu fragen … Aber nur fürs Protokoll: Was würde passieren, wenn ich die Kupplung loslasse?«
    Er schmunzelte. »In erster Linie nichts Schlimmes«, antwortete er. »Erinnerst du dich noch an den kleinen Satz, den wir gemacht haben, bevor wir losgefahren sind?«
    Ich nickte. Dass ich ohne Vorwarnung an seinen Körper gepresst worden war, würde ich gewiss nicht so schnell vergessen.
    »Genau das würde passieren«, sagte er. Ich wollte schon erleichtert aufatmen, doch dann fuhr er fort. »Etwas kritisch könnte es aber werden, wenn du vor Schreck am Gas drehen würdest. Dann könnte nämlich unter Umständen passieren, dass wir einen kleinen Wheelie hinlegen. – Und wir wollen doch keinen Wheelie hinlegen, oder?«
    NEIN, WIR WOLLEN KEINEN WHEELIE HINLEGEN!
    Meine Hand verkrampfte sich an der Kupplung, als würde ich eine Handgranate halten.
    »Ich wollte dir keine Angst machen. Halt einfach die Kupplung fest, dann kann nichts passieren, in Ordnung?«
    »Du, Elyas«, stammelte ich, »ich habe es mir gerade anders überlegt. – Du fährst!«
    Er lachte leise und schüttelte den Kopf.
    »Hör auf, dich über mich lustig zu machen«, nuschelte ich und sah nach unten.
    »Du denkst, ich mache mich über dich lustig? Engelchen, du bist wirklich toll darin, niemals würde ich mir einen Spaß darüber erlauben.«
    »Und warum lachst du dann so blöd?«
    »Ich lache, weil du so niedlich bist …«, flüsterte er.
    Ich grummelte. »Mal gucken, ob du mich immer noch niedlich findest, wenn ich mir gleich vor Angst in die Hosen mache.«
    »Selbst dann«, schmunzelte er und brachte meine Wangen zum Erröten. Zum Glück konnte das mein Helm aber weitgehend verdecken.
    »Also«, setzte er neu an und rutschte mit seinem Bauch noch ein bisschen näher an meinen Rücken.
    Gott, ich mache mir wirklich gleich in die Hose!
    Eigentlich war ich genug damit beschäftigt, Elyas so nah hinter mir zu wissen, doch als er seine flache Hand auf meinen Bauch legte, um sich an mir festzuhalten, hatte ich einen neuen Auftrag. Tausende von kleinen Ameisen schienen gleichzeitig über meinen Körper zu krabbeln, während sich mein Herzschlag dramatisch erhöhte.
    Griffe! Diese Dinger brauchten Griffe!
    Blinzelnd blickte ich an mir herunter.
    »Was suchst du denn?«, wollte er wissen.
    »Ameisen …«, murmelte ich vor mich hin und zuckte zusammen, als ich bemerkte, es laut ausgesprochen zu haben.
    »Ameisen?«, wiederholte Elyas.
    »Das … Das ist ‘ne längere Geschichte«, sagte ich schnell, womit er sich glücklicherweise, wenn auch etwas verwundert, zufrieden gab.
    »Gut«, kam er aufs Thema zurück. »Jetzt lässt du ganz langsam die Kupplung kommen.«
    Ich riss meine Augen auf und erinnerte mich an den Wheelie. »Ich dachte, ich soll sie nicht loslassen?«
    »Zum Fahren musst du das aber«, sagte er. »Es ist genauso wie beim Auto. Lass sie langsam los und wenn du den Schleifpunkt gefunden hast, dann halte ihn.«
    Ich schluckte, holte tief Luft und ließ mit zittrigen Fingern den Hebel ein bisschen los, bis ich den Schleifpunkt tatsächlich spüren konnte. Elyas hatte Recht, es war wirklich ähnlich wie beim Auto, nur dass man es auf dem Motorrad eben mit der Hand und nicht mit dem Fuß machte.
    »Hast du ihn?«, fragte er, woraufhin ich nickte.
    »Sehr gut, und jetzt gibst du ganz wenig Gas. Umso mehr du merkst, dass das Motorrad greift, desto lockerer lässt du den Griff um die Kupplung werden.«
    »Aber du behältst deine Beine noch unten!«, rief ich.
    »Alles gut, Emely, versprochen.«
    Ich schnaufte. Auch wenn ich alles soweit verstanden hatte, rutschte mir das Herz tief in die Hose. Vorsichtig drehte ich am
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