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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache
Autoren: Sue Grafton
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Make-up. Sie hatte markante Gesichtszüge, und Nase, Wangenknochen und Kiefer waren so ausgeprägt und wohl proportioniert wie bei einem Model. Ihre Haut wies Anzeichen von Sonnenschäden auf, was ihrem Teint einen leicht rötlichen Schimmer verlieh. Ich stellte mir vor, wie sie stundenlang mit ihrem Aquarellkasten und einer Staffelei im Freien saß.
    Ich sah William an, dass er immer noch über tödliche Krankheiten nachgrübelte, und überlegte, wie schnell ich mich wohl entschuldigen und verdrücken konnte. Dabei plante ich, William mitzuschleppen, damit Henry und Mattie etwas Zeit für sich hatten. Die Uhr stets im Blick, verdrückte ich Brathuhn, Kartoffelsalat, Krautsalat, gebackene Bohnen und Kuchen. Das Essen war köstlich, und ich aß wie immer schnell und voller Begeisterung. Um fünf nach halb neun, gerade als ich mir einen glaubwürdigen Vorwand zurechtlegen wollte, faltete Mattie ihre Serviette zusammen und legte sie neben ihren Teller auf den Tisch.
    »Also, ich breche dann auf. Ich muss noch ein paar Telefongespräche führen, sobald ich im Hotel bin.«
    »Sie gehen schon?«, fragte ich, während ich versuchte, meine Enttäuschung zu verbergen.
    »Sie hat einen langen Tag hinter sich«, erklärte Henry, ehe er sich erhob und ihren Teller wegnahm. Er trug ihn zur Spüle, hielt ihn kurz unters kalte Wasser und stellte ihn in die Spülmaschine. Dabei sprach er die ganze Zeit mit ihr. »Ich kann dir ein Stück Hühnchen einpacken, für den Fall, dass du später noch Appetit bekommst.«
    »Führ mich bloß nicht in Versuchung. Ich bin satt, aber nicht pappsatt, genau, wie ich es mag. Es war wunderbar, Henry. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich die Mühe zu schätzen weiß, die du dir mit diesem Essen gemacht hast.«
    »Freut mich, wenn es dir geschmeckt hat. Ich hole dir deinen Umhang.« Er trocknete sich die Hände an einem Geschirrtuch ab und machte sich auf den Weg ins Schlafzimmer.
    William faltete seine Serviette und schob seinen Stuhl zurück.
    »Ich glaube, ich mache mich lieber auch auf den Weg. Der Arzt hat mir dringend empfohlen, mich an eine geregelte Lebensweise zu halten, und dazu gehören acht volle Stunden Schlaf. Vielleicht mache ich noch ein paar leichte Gymnastikübungen, um meine Verdauung anzuregen. Aber natürlich nichts Anstrengendes.«
    Ich wandte mich an Mattie. »Haben Sie schon Pläne für morgen?«
    »Leider fahre ich schon in aller Herrgottsfrühe wieder zurück. Aber ich komme in ein paar Tagen wieder.«
    Henry kehrte mit einer weichen Stola mit Paisleymuster zurück und legte sie ihr um die Schultern. Sie tätschelte ihm liebevoll die Hand und griff nach ihrer großen Ledertasche, die sie neben dem Stuhl abgestellt hatte. »Hoffentlich sehen wir uns bald wieder«, sagte sie zu mir.
    »Das hoffe ich auch.«
    Henry berührte sie leicht am Ellbogen. »Ich bringe dich nach draußen.«
    William zog seine Weste zurecht. »Nicht nötig. Ich begleite sie gerne.« Er bot Mattie seinen Arm an, und sie hängte sich bei ihm ein. Sie warf Henry noch einen kurzen Blick über die Schulter zu, ehe sie mit William zur Tür hinausging.

3
    Am Samstagmorgen schlief ich bis acht Uhr aus, duschte, zog mich an, kochte mir eine Kanne Kaffee und setzte mich an den Küchentresen, wo ich wie gewohnt eine Schüssel Frühstücksflocken aß. Nachdem ich Schüssel und Löffel abgespült hatte, setzte ich mich wieder auf meinen Barhocker und sah mich in meiner Wohnung um. Ich bin über die Maßen ordentlich und hatte erst Anfang der Woche einen gründlichen Hausputz gemacht. Mein privater Terminkalender war jungfräulich rein, und ich wusste, ich würde Samstag und Sonntag allein verbringen, wie ich es an den meisten Wochenenden tat. Normalerweise macht mir das nichts aus, aber heute empfand ich eine seltsame Unruhe. Mir war langweilig. Ich sehnte mich dermaßen nach einer Beschäftigung, dass ich schon erwog, wieder ins Büro zu fahren, um eine Akte über einen anderen Fall anzulegen, den ich angenommen hatte. Unglücklicherweise ist der Bungalow, in dem sich mein Büro befindet, deprimierend, und ich war nicht motiviert, auch nur eine zusätzliche Minute an meinem Schreibtisch zu verbringen. Was blieb mir also übrig? Ich hatte keinen blassen Schimmer. In einem kurzen Moment der Panik fiel mir auch noch ein, dass ich nicht einmal ein Buch zum Lesen hatte. Ich war kurz davor, mich auf den Weg zur Buchhandlung zu machen, um mich mit Taschenbüchern einzudecken, als mein Telefon klingelte.
    »Hi,
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