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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht
Autoren: Sue Grafton
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benutzte. Falls meine Theorie zutraf, würde der Code bestätigen, was ich bereits wußte: 8 würde für den Buchstaben B stehen. Die Zahl 12 für den Buchstaben R. Die 1 wäre das A, die 11 das N und die 26 das T .
    B-R-A-N-T. 210 Brant.
    Ich merkte, wie ein Lachen in mir aufwallte. Ich saß hier im Haus mit ihm fest. Er hätte ohne weiteres Zugang zu den Notizen seines Vaters gehabt. Die Durchsuchung des Arbeitszimmers und das zerbrochene Fenster - beides waren nur Ablenkungsmanöver gewesen, um uns anderen vorzugaukeln, dass jemand von draußen in der Hoffnung, die Notizen zu finden, ins Haus eingedrungen sei. Es war überhaupt nicht Barrett gewesen. Pinkie hatte Barrett nicht vergewaltigt. Er hatte Brant erniedrigt und gedemütigt. »Was machen Sie da?«
    Ich zuckte zusammen. Brant stand in der Tür. Ich hatte vor Schiß die Hosen randvoll. Sein Anblick waberte, schillerte, und das Bild bewegte sich von einer Seite zur anderen. Mir fiel keine Antwort ein. Augenzittern. Etwas in den Brownies, womöglich Phenzyklidin. Aggression, Paranoia. Ich war klüger als er. Oh, viel klüger. Ich war heute klüger als alle anderen.
    »Was schauen Sie da an?«
    »Toms Notizen.«
    »Weshalb?«
    »Ich werde einfach nicht schlau daraus. Der Code.«
    Er starrte mich an. Ich merkte, dass er festzustellen versuchte, ob das stimmte, was ich sagte. Ich versuchte, meinen Verstand klarzubekommen; ich hatte ihn nie zuvor so schlank und jung und hübsch gesehen. So ist der Tod, ein Liebhaber, in dessen Umarmung man ohne Warnung versinkt. Statt Flucht oder Gegenwehr wollüstige Hingabe. Er streckte die Hand aus. »Ich nehme die Notizen.«
    Ich reichte ihm das Notizbuch und stellte mir die Smith & Wesson vor. Wo hatte ich schon einmal von einer solchen Waffe gehört? Ich konnte mein Hirn knistern spüren, Gedanken hüpften umher wie Maiskörner, die gegen den Deckel eines Popcorn-Topfes knallen. Unter keinen Umständen würde er mir eine Waffe geben, wenn er nicht sehen wollte, wie ich damit getötet wurde.
    Weder stand Rafer LaMott vor der Tür noch sonst irgend jemand. Das Ganze war eine Farce, mit der ich irgendwie hereingelegt werden sollte. Ich malte mir das Szenario aus - wie wir beide durchs Haus schlichen und scheinbar auf einen Angriff warteten, der nie käme. Brant konnte mich jederzeit erschießen, hinterher behaupten, er hätte mich für einen Einbrecher gehalten, auf Notwehr plädieren und erklären, dass ich bis über beide Ohren zugedröhnt war, was zutraf. Noch während sich der Gedanke formierte, spürte ich, wie sich die Wirkung der Drogen um eine Stufe verstärkte. Ich merkte, wie ich mich ausdehnte. Ich konnte ihn überlisten. Er war stark, aber ich hatte mehr Erfahrung als er. Ich wußte mehr über ihn als er über mich. Ich war einmal bei der Polizei gewesen. Ich wußte alles, was er wußte, und noch ein bißchen darüber hinaus.
    »Steht das Auto immer noch draußen?« fragte ich.
    Brant trat ans Fenster, hielt das Gesicht dicht an die Scheibe und spähte nach rechts. »Einen halben Block weiter weg. Man kann es von hier aus kaum sehen.«
    »Ich finde, wir sollten das Licht ausschalten. Ich möchte mir nicht wie auf dem Präsentierteller vorkommen.«
    Er musterte mich kurz und stellte sich wohl das Haus in völliger Finsternis vor. »Sie haben recht. Drücken Sie auf den Schalter. Ich kümmere mich um die anderen Lampen im Haus.«
    »Gut.« Ich schaltete das Licht im Arbeitszimmer aus und wartete, bis ich ihn im Flur nach vorn gehen hörte. Dann schlich ich mich zum Fenster, drückte den Riegel zur Seite und schob es etwa fünfzehn Zentimeter hoch. Ich ließ mich auf alle viere herab, tastete mich durch den Raum zum Aktenschrank und drängte mich mit den Füßen voraus in die Lücke unter den Bücherborden.
    Eine umgekehrte Geburt. Ich war nun nicht mehr zu sehen. Die Zeit verstrich, und das Haus wurde immer dunkler, während in jedem Zimmer, das Brant betrat, die Lampen ausgeschaltet wurden. »Kinsey?« Brant war wieder da. Stille.
    Ich hörte ihn ins Arbeitszimmer kommen. Er mußte in der Tür stehen und abwarten, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Dann ging er zum Fenster hinüber und stieß dabei gegen einige Kisten. Ich hörte, wie er mit Gewalt das Fenster weiter aufschob und hinaussah. Ich war verschwunden. Er konnte mich nicht übers Gras rennen sehen. »Scheiße!« Er knallte das Fenster zu und schimpfte: »Scheiße, Scheiße, Scheiße« Er mußte eine Waffe bei sich haben, da ich ihn
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