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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht
Autoren: Sue Grafton
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Februare relevant? Das Jahr konnte doch nicht von Belang sein, oder? Und warum hatte er die letzten beiden Samstage des Monats durchgestrichen? Ich dachte kurz darüber nach. Wenn diese beiden Samstage wegfielen, sank die Zahl der Tage von achtundzwanzig auf sechsundzwanzig - die Anzahl von Buchstaben im Alphabet. Ich versuchte es mit diesem Ansatz, indem ich die Buchstaben den Wochentagen gegenüberstellte. Das Ergebnis war immer noch HLAKZ. Während ich weiterhin auf Toms Drehstuhl schaukelte, fuhr ich mit ihm aufs Fenster zu. Es war kurz vor halb fünf und draußen schon völlig dunkel. Kalte Luft quoll durch den Spalt, wo ich das Fenster hochgeschoben hatte. Ich konnte beinahe die Hitzewellen sehen, die nach draußen strömten. Das Zimmer war empfindlich abgekühlt. Ich lehnte mich vor, schloß das Fenster und starrte mein Spiegelbild in der beschlagenen Scheibe an. Was zum Teufel bedeuteten diese Zahlen? Von irgendwoher spürte ich einen Luftzug. Zog es etwa durch den Kamin herunter? Neugierig geworden, stand ich auf und verließ das Arbeitszimmer. Ich ging den vorderen Flur entlang bis zum Wohnzimmer, wo ich die Tischlampen anschaltete. Die Vorhänge bebten wie von einer unsichtbaren Hand bewegt. Ich spähte den Kamin hinauf und machte den Rauchfang zu. Dann überprüfte ich die umliegenden Türen. Die Haustür war geschlossen und abgesperrt, genau wie die Hintertür und die Tür zur Garage. Das war es nicht. Ich steckte den Kopf in Seimas Schlafzimmer. Alles war unberührt, aber trotzdem herrschte solche Zugluft, dass sich die Vorhänge vor den Fenstern bauschten. Ich ging weiter den Flur hinab. Sämtliche Fenster in Brants altem Zimmer waren geschlossen. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Die Tür zu meinem Zimmer war nur angelehnt. Hatte ich sie so zurückgelassen? Argwöhnisch stieß ich sie auf. Die Vorhänge wehten und flatterten hin und her. Das Zimmer war ein einziges Chaos. Scharfkantige Glasscherben lagen auf dem Teppich. Das Fenster, das ich so überaus sorgfältig geschlossen hatte, war mit einem Hammer zerschmettert worden, den der Täter auf dem Fußboden hatte liegen lassen. Glassplitter in der Größe von Salzkristallen lagen wie weggeworfene Diamanten auf dem Fensterbrett verstreut. Das Fenster war hochgeschoben worden, vermutlich von außen. Es war eindeutig jemand eingedrungen. Ich ging zum Bett hinüber und schob meine Hand zwischen Sprungfedern und Matratze. Meine Pistole war weg. 203 Ich sah auf die Uhr. 5.36 Uhr. Ich ging in die Küche zurück, um die Polizei zu informieren. Die Hand auf dem Hörer, zögerte ich. Wen sollte ich denn anrufen? Rafer? Brant? Toms Bruder Macon? Ich wußte nicht, ob ich einem von ihnen vertraute. Ich überlegte, auf wen ich mich in dieser Situation verlassen konnte. Ein Frösteln durchlief mich. Es war doch wohl niemand mit mir im Haus? Ich hatte das Gästezimmer seit meiner Rückkehr am frühen Nachmittag nicht mehr betreten, also war der Eindringling wahrscheinlich lange vor meinem Eintreffen hier gewesen und wieder verschwunden. Normalerweise wäre ich in mein Zimmer gegangen, um die Jacke abzulegen. Nach einem Tag, wie ich ihn erlebt hatte, hätte ich sonst vielleicht geduscht oder ein Nickerchen gemacht - irgend etwas, um mich aufzumuntern -, aber ich hatte unbedingt Toms Notizen lesen wollen und war direkt in sein Arbeitszimmer gegangen. Ich fühlte mich, als wäre mein Geist durch das quälende Angstgefühl von meinen Muskeln getrennt worden. Das Telefon gellte mit außergewöhnlicher Lautstärke und löste eine Welle von Übelkeit in mir aus. Ich zuckte zusammen. Meine Nerven lagen blank, während meine Reflexe heftig, ja beinahe schmerzhaft einsetzten. Ich riß den Hörer herunter, bevor es zu klingeln aufgehört hatte. »Hallo?« »Hey, Kinsey. Brant hier. Ist meine Mom schon da?« Er klang jung und unbeschwert, entspannt und gelassen.
    Mein Magen bäumte sich auf. »Sie müssen nach Hause kommen«, sagte ich. Meine Stimme hörte sich seltsam entfernt an.
    Offenbar machte ihn mein Tonfall hellhörig, da sich der seine wandelte. »Warum? Was ist denn los?«
    »Es ist eingebrochen worden. Auf dem Fußboden im Gästezimmer liegen Glasscherben, und meine Pistole ist weg.« »Wo ist Mom?«
    »Ich weiß es nicht. Doch. Warten Sie. Bei Ihrer Cousine in Big Pine. Ich bin ganz allein hier.« »Bleiben Sie, wo Sie sind. Ich komme sofort.« Er unterbrach die Verbindung. Ich legte den Hörer auf, drehte mich um und lehnte mich mit dem Rücken an die Wand, wobei
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