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Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Titel: Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser
Autoren: Sue Grafton
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Hauptsache, ich bekam meins. Zum Teufel mit den anderen. Ich hab’ dieses Geld sauer verdient und nichts unversucht gelassen, um es zurückzubekommen.«
    »Und was mußten Sie dafür leisten?«
    »Gar nichts. Das ist doch der springende Punkt. Als ich mein Geld hatte, waren mir die beiden völlig gleichgültig.«
    »Sie hatten kein weiteres Interesse?«
    »Ganz recht.«
    Ich schüttelte verwirrt den Kopf. »Ich verstehe das nicht. Warum hat Eckert das Geld herausgerückt? War es Erpressung?«
    »Natürlich nicht. Herrgott noch mal, ich bin Polizeibeamter. Bezahlt hat er mir keinen Cent. Er hat meinen Verlust wiedergutgemacht. Ich hatte hunderttausend investiert, und das habe ich zurückbekommen. Auf den Penny«, sagte er.
    »Haben Sie Eckert davon erzählt, daß Jaffe das Geld zurückgeben wollte?«
    »Natürlich. Wendell wollte noch am Abend zur Polizei. Ich hatte schon mit Carl gesprochen. Er sollte Freitagmorgen mit dem Geld vorbeikommen, daher wußte ich, daß er es bei sich hatte. Ich wollte sicher sein, daß ich das Geld in der Tasche hatte, bevor Wendell, dieser Verrückte, zu singen anfing. Das war ein echter Wahnsinniger!«
    »Warum sagen Sie >war    »Na, weil er wieder weg ist. Das haben Sie selbst doch eben erzählt.«
    »Vielleicht hat es Ihnen nicht gereicht, Ihr Geld zurückzubekommen.«
    »Was, zum Teufel, soll das heißen?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Vielleicht wollten Sie ihn tot sehen.«
    Er lachte. »Na, das ist aber wirklich weit hergeholt. Weshalb sollte mir an seinem Tod gelegen sein?«
    »Nach allem, was ich gehört habe, hat er Ihre Beziehung zu Ihren Kindern zerstört. Ihre Ehe ging in die Brüche. Ihre Frau ist kurz danach gestorben.«
    »So ein Quatsch! Meine Ehe war von Anfang an eine einzige Katastrophe, und meine Frau war schon seit Jahren krank. Meine Kinder waren nur über das verlorene Geld sauer. Als ich jedem fünfundzwanzigtausend zusteckte, wurden sie gleich wieder freundlich.«
    »Nette Kinder.«
    »Wenigstens weiß ich, woran ich bin«, versetzte er trocken.
    »Sie sagen also, daß Sie ihn nicht getötet haben.«
    »Ich sage, daß ich keinerlei Veranlassung dazu hatte. Ich dachte, Dana Jaffe würde das erledigen, wenn sie von der anderen Frau hörte. Schlimm genug, daß er sie mit den Kindern sitzengelassen hat, aber daß er es auch noch wegen einer anderen getan hat — na, das ist doch ein bißchen viel auf einmal.«

    Ich wohnte nicht weit vom Strand, deshalb ließ ich meinen Wagen vor dem Haus stehen und ging zu Fuß zum Jachthafen. Vor dem abgeschlossenen Tor lungerte ich ein Weilchen herum. Ich hätte über den Zaun klettern können wie ein paar Tage zuvor mit Renata, aber um diese Zeit herrschte ein so reges Kommen und Gehen, daß es sich lohnte, auf jemanden mit Schlüssel zu warten. Der Tag verdüsterte sich. Ich glaubte nicht, daß es zu regnen anfangen würde, aber die Wolken bildeten eine brodelnde graue Masse, und die Luft war kühl. Diese Sommer in Santa Teresa sind wirklich ein Genuß.
    Schließlich kam ein Typ in Shorts und Sweatshirt, der das Tor aufschloß. Er hielt es mir sogar auf, als er sah, daß ich hineinwollte.
    »Danke«, sagte ich und ging neben ihm den Fußweg entlang. »Kennen Sie zufällig Carl Eckert? Ihm gehört ein Boot, das am Freitagmorgen gestohlen wurde.«
    »Davon hab’ ich gehört. Ja, ich kenne Carl vom Sehen. Soviel ich weiß, ist er jetzt unterwegs, um das Boot zu holen. Ich habe ihn vor ungefähr zwei Stunden mit seinem Dinghy lostuckern sehen.«
    Der Typ bog nach links zu den Liegeplätzen »D« ab, und ich ging weiter bis »J«. Eckerts Liegeplatz war immer noch leer, und es war unmöglich zu sagen, wann Eckert zurückkommen würde.
    Es war fast eins, und ich hatte noch keinen Bissen zu Mittag gegessen. Ich ging zu meiner Wohnung zurück und holte die Schreibmaschine aus dem VW. Zu Hause machte ich mir ein dickes Brot — hartgekochte Eier in Scheiben mit Mayonnaise — und aß es genüßlich, während ich tippte. Ich nahm mir einen packen Karteikarten und reduzierte alle meine Kenntnisse zu dem Fall auf kurze Notizen, die auf die Karten paßten. Ich ordnete sie in verschiedene Kategorien und hängte sie an die Pinwand über meinem Schreibtisch. Erst dann knipste ich meine Schreibtischlampe an. Irgendwann holte ich mir eine Cola. Als handelte es sich um ein Gesellschaftsspiel, hängte ich die Karten meiner Garnitur immer wieder anders. Ich wußte selbst nicht, was ich da tat; ich sah mir nur die Aufzeichnungen an und
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