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Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos
Autoren: Sue Grafton
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zum letzten Mal sah, klopfte er gerade an ihre Tür. Ich stieg in meinen Wagen und fuhr zum Revier. Am Schalter fragte ich nach Lieutenant Dolan, aber er und Feldman waren in einer Besprechung. Der Beamte rief Jonah für mich, und er kam bis zu der verschlossenen Tür und ließ mich in den Korridor dahinter treten. Wir verhielten uns beide unauffällig — freundlich, aber niemand, der uns beobachtet hätte, wäre darauf gekommen, daß wir uns nur wenige Stunden zuvor splitternackt auf meinem Bett gewälzt hatten.
    »Was ist passiert, als du heimgekommen bist?« fragte ich.
    »Nichts. Alle haben geschlafen«, antwortete er. »Wir haben etwas im Labor, das dich interessieren wird.« Er ging den Gang nach rechts hinunter, und ich folgte ihm. Er drehte sich zu mir um. »Feldman hat auf deinen Vorschlag hin die Abfallkörbe untersuchen lassen. Wir glauben, daß wir den Schalldämpfer gefunden haben.«
    »Wirklich?« Ich war überrascht.
    Er öffnete die Tür ins Labor und hielt sie für mich, als ich vor ihm eintrat. Der Laborant war nicht da, aber ich konnte Billys blutiges Hemd auf einem Tisch liegen sehen, zusammen mit einem Gegenstand, den ich zuerst nicht identifizieren konnte.
    »Was ist das?« fragte ich. » Das ist er?« Was vor mir lag, war eine große Plastiksaftflasche, schwarz gestrichen. Sie lag auf der Seite und hatte ein Loch im Boden.
    »Ein Wegwerf-Schalldämpfer. Selbstgemacht. Tatsächlich unterdrückt er den Lärm. Fingerabdrücke sind abgewischt worden«, erklärte Jonah.
    »Ich begreife nicht, wie der funktioniert.«
    »Ich mußte es mir auch von Krüger erklären lassen. Die Flasche ist mit Stoff gefüllt. Sieh’s dir an. Normalerweise wird der Lauf der Waffe mit Klebestreifen umwickelt, und die Flasche wird mit einem Schlauchbinder daran befestigt. Die Sodaflasche hat einen verstärkten Boden, ist aber nur für ein paar Schuß wirksam, weil der Geräuschpegel mit jedem Schuß steigt, da das Loch größer wird. Das Ganze funktioniert natürlich am besten aus geringer Entfernung.«
    »Großer Gott, Jonah. Woher wissen die Leute über solche Sachen Bescheid? Ich hab noch nie davon gehört.«
    Er nahm ein dünnes Büchlein von dem Tisch hinter mir, blätterte darin, so daß ich es sehen konnte. Jede Seite war angefüllt mit Diagrammen und Fotos, die zeigten, wie man aus alltäglichen Haushaltsgegenständen Schalldämpfer basteln konnte. »Das stammt aus einem Waffengeschäft in Los Angeles«, berichtete er. »Du müßtest mal sehen, was du mit einem Haufen Kapselverschlüssen anfangen kannst.«
    »Jesus.«
    Lieutenant Becker steckte den Kopf durch die Tür. »Leitung eins für dich«, sagte er zu Jonah und verschwand dann wieder. Jonah warf einen Blick auf den Apparat im Labor, aber der Anruf war nicht durchgestellt worden.
    »Ich nehme den an und bin gleich wieder da. Warte hier.«
    »Okay«, murmelte ich. Ich beugte mich näher zu dem Schalldämpfer, versuchte mich zu erinnern, wo ich etwas Ähnliches gesehen hatte. Durch das Loch im Boden erhaschte ich einen Blick auf den blauen Frotteestoff im Innern. Als ich begriff, was es war, setzte der geistige Prozeß bei mir ein, die Maschinerie klickte, ich wußte Bescheid.
    Ich richtete mich auf, lief zur Tür, überprüfte den Gang, der leer war. Ich hastete zum Auto. Ich konnte noch Ramona Westfall die Kellertreppe heraufkommen sehen, den Arm voll blauer Badehandtücher, die sie auf den Stuhl fallen ließ. Die Plastikflasche war mit Saft gefüllt gewesen, sie hatte sie fast fallen lassen, als sie sie Tony gab, der sie in den Kühlschrank stellen sollte.
    Ich hielt gerade lange genug beim Büro, um bei den Westfalls anzurufen. Das Telefon klingelte viermal, dann sprang der Anrufbeantworter an.
    »Hallo. Hier spricht Ramona Westfall. Weder Ferrin noch ich können im Augenblick an den Apparat kommen, aber wenn Sie Ihren Namen, Ihre Telefonnummer und eine kurze Nachricht hinterlassen, rufen wir Sie so bald wie möglich zurück. Danke.« Ich legte auf, als der Ton erklang.
    Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr. Es war Viertel vor fünf. Ich hatte keine Ahnung, wo Ramona war, aber Tony hatte um fünf Uhr eine Verabredung, nicht weit von hier. Wenn ich ihn abfangen konnte, konnte ich ihn wegen ihres Alibis befragen, denn er war der einzige Zeuge, den sie hatte. Wie war ihr das gelungen? Er mußte wegen seiner Migräne starke Medikamente bekommen. Vielleicht hatte sie sich davongestohlen, während er schlief, hatte die Küchentür verstellt, als sie
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