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Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos
Autoren: Sue Grafton
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als er entlassen wurde. Dumm? Himmel! Können Sie glauben, daß ich das getan habe?«
    Ich zuckte kommentarlos die Achseln. Es war ihr ohnehin egal, ob ich das glaubte oder nicht. »Wie haben Sie sich überhaupt kennengelernt?«
    »Durch ‘nen Kumpel von ihm. Billy Polo, mit dem ich gegangen bin. Die haben da gesessen und über Frauen geredet, und mein Name is gefallen. Ich schätze, Billy hat so von mir gesprochen, daß Daggett mich für ‘ne heiße Nummer hielt. Auf jeden Fall hat er sich dann mit mir in Verbindung gesetzt.«
    Ich nippte an meinem Kaffee. Er hatte den schalen, fast säuerlichen Geschmack von Instant, und am Rand schwammen winzige Klümpchen Kaffeepulver herum. »Haben Sie Milch dafür?«
    »Oh, klar, tut mir leid.« Sie ging zum Kühlschrank und holte eine kleine Dose Kondensmilch heraus.
    Das war nicht ganz das, was ich im Sinn gehabt hatte, aber ich tröpfelte trotzdem etwas davon in meinen Kaffee und beobachtete fasziniert, wie die Milch in einer Reihe kleiner, weißer Tupfen an die Oberfläche stieg. Ich fragte mich, ob ein Wahrsager aus dem Muster lesen konnte wie aus Teeblättern. Ich dachte, ich würde Verdauungsschwierigkeiten in meiner näheren Zukunft sehen, war mir aber nicht sicher.
    »Daggett kann sehr charmant sein, wenn er will«, erzählte sie. »Aber geben Sie ihm ein paar Drinks und er ist der gemeinste Kerl der Welt.«
    Diese Geschichte kam mir bekannt vor. »Warum haben Sie ihn nicht verlassen?«
    »Weil er mir nachgegangen wäre, darum«, sagte sie heftig. »Sie kennen ihn nicht. Der hätte mich umgebracht, ohne auch nur einen zweiten Gedanken daran zu verschwenden. Wäre dasselbe gewesen, wenn ich die Bullen gerufen hätte. Geben Sie diesem Kerl Widerworte und der haut Ihnen ins Maul. Der haßt Frauen, das is mit ihm los. Klar, wenn er nüchtern wird, haut er mit seinem Charme alle um. Jedenfalls hoffe ich, daß der für immer weg is’. Hat Montagmorgen ‘nen Anruf gekriegt und is wie der Blitz verschwunden. Seitdem hab ich nich mehr von ihm gehört. Aber das Telefon is’ gestern auch abgestellt worden. Wüßte also nich, wie er sich mit mir in Verbindung setzen sollte, wenn er das wollte.«
    »Warum reden Sie nicht mit seinem Bewährungshelfer?«
    »Schätze, das könnte ich tun«, meinte sie zögernd. »Aber der stellt doch was an, sobald sich der andere umdreht. Hatte zwei Tage lang ‘nen Job, aber den hat er hingeschmissen. Klar dürfte er nich’ trinken. Ich glaub, er hatte zuerst vor, sich an die Vorschriften zu halten, aber das war zuviel.«
    »Warum verschwinden Sie nicht, solange Sie die Chance haben?«
    »Und wohin? Ich hab keinen Pfennig.«
    »Es gibt Häuser für mißhandelte Frauen. Rufen Sie im Frauenzentrum an, dort wird man es wissen.«
    Sie machte eine abweisende Geste. »Herrje, so Leute wie Sie gefallen mir. Sind Sie schon mal von ‘nem Kerl verprügelt worden?«
    »Nicht von einem, mit dem ich verheiratet war. Das würde ich mir nicht gefallen lassen.«
    »Hab ich auch immer gedacht, Schwester, aber ich will Ihnen mal was sagen. So einfach kommt man da nich’ raus. Nich’ bei ‘nem Kerl wie Daggett. Der hat geschworen, er würde mir bis ans Ende der Welt folgen, und das würde er.«
    »Warum war er im Gefängnis?«
    »Hat er nie gesagt, und ich hab nie gefragt. War auch doof. Aber zuerst war mir das egal. Ein paar Wochen lang war alles prima. Er war wie ‘n Kind, verstehn Sie? Und so süß! Herrje, der is hinter mir hergelaufen wie ‘n junger Hund. Wir konnten einfach nich’ genug voneinander kriegen. War alles genau wie in den Briefen, die wir uns geschrieben haben. Und dann hat er eines Abends zu tief in die Flasche geguckt und die Scheiße ging los.«
    »Hat er je den Namen Tony Gahan erwähnt?«
    »Nee. Wer soll das sein?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Ein Kind, das ich für ihn finden sollte.«
    »Womit hat er Sie bezahlt? Kann ich den Scheck mal sehen?«
    Ich zog ihn aus der Handtasche und legte ihn auf die Anrichte. Ich hielt es für besser, den Bankscheck nicht zu erwähnen. Ich glaubte nicht, daß sie es gut aufnehmen würde, daß er sein Geld verschenken wollte. »Soviel ich weiß, ist Limardo ein künstlicher Name.«
    Sie musterte den Scheck. »Ja, aber Daggett hatte wirklich ein bißchen Geld auf diesem Konto. Ich glaube, er hat es abgehoben, bevor er ging.« Sie sog erneut an ihrer Zigarette, als sie mir den Scheck zurückgab. Es gelang mir, den Kopf zu drehen, ehe sie mir wieder den Rauch ins Gesicht blasen konnte.
    »Dieser
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