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Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos
Autoren: Sue Grafton
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bedachte die Wetterkarte mit besonderem Interesse, denn sie wies einen Sturm auf, der von Alaska zu uns herübergetrieben wurde. Eine achtzigprozentige Wahrscheinlichkeit für Regenfälle war für den Nachmittag angesagt, außerdem vereinzelte Schauer übers Wochenende und Aufklärung erst am Montagabend. In Santa Teresa ist Regen nichts Alltägliches, und er verbreitet fast so etwas wie Feststimmung, wenn er kommt. Ich habe immer Lust, mich einzuschließen und es mir mit einem guten Buch gemütlich zu machen. Ich hatte gerade einen neuen Roman von Len Deighton daheim und freute mich schon darauf, ihn zu lesen.
    Um neun Uhr zerrte ich widerwillig eine Windjacke hervor, nahm meine Handtasche, sperrte die Wohnung ab und machte mich auf den Weg ins Büro. Die Sonne schien, brachte ein wenig Wärme, während die dunkle Wolkenbank langsam von den Inseln hereingekrochen kam. Ich stellte den Wagen auf dem Parkplatz ab und lief über die Hintertreppe nach oben, vorbei an der gläsernen Doppeltür der California Fidelity, wo man bereits mit der Arbeit angefangen hatte.
    Ich schloß mein Büro auf und ließ die Tasche auf einen Stuhl fallen. Ich hatte wirklich nicht viel zu tun. Vielleicht würde ich ein paar Kleinigkeiten erledigen und dann wieder heimfahren.
    Auf meinem Anrufbeantworter hatte niemand eine Nachricht hinterlassen. Ich sah die Post vom Vortag durch und tippte dann die Notizen zu meinen Besuchen bei Lovella Daggett, Eugene Nickerson und seiner Schwester Essie. Da niemand zu wissen schien, wo John Daggett war, beschloß ich, statt dessen Billy Polo zu suchen. Ich würde Informationen für eine effektive Suche benötigen. Als erstes rief ich in Santa Teresa Police Department an und ließ mich mit Sergeant Robb verbinden.
    Ich hatte Jonah im Juni kennengelernt, als ich eine Vermißtenanzeige bearbeitete. Sein unberechenbarer Ehemann-Status ließ eine Beziehung zwischen uns von meinem Standpunkt aus nicht angeraten erscheinen, aber ich beäugte ihn noch immer mit Interesse. Er war, was man einen schwarzen Iren nennt: dunkle Haare, blaue Augen, (vielleicht) ein Hauch von Masochismus. Ich kannte ihn nicht gut genug, um entscheiden zu können, wieviel von seinem Leiden er sich selbst zufügte, und ich war mir nicht sicher, ob ich es herausfinden wollte. Manchmal glaube ich, daß eine nicht ausgelebte Affäre auf jeden Fall das klügste ist. Kein Zank, keine Fragen, keine Enttäuschungen, und beide Partner halten all ihre Neurosen unter Verschluß. Wie immer es nach außen hin auch erscheinen mag, die meisten Menschen sind mit einer verschlungenen, emotionellen Maschinerie ausgestattet. Mit der Intimität treten die Verwüstungen zutage, und man fügt sich Schaden zu, wenn die Leidenschaften aufeinanderprallen wie Güterzüge auf demselben Gleis. Ich hatte im Laufe der Jahre genug davon erlebt. Ich war auch nicht in besserer Verfassung als er, warum also das Leben schwierig machen?
    Es läutete zweimal, dann wurde der Hörer abgenommen.
    »Vermißtenstelle, Sergeant Robb.«
    »Hallo, Jonah. Hier ist Kinsey.«
    »Hallo, Kleines. Was kann ich für dich tun?«
    Ich lächelte. »Wie wär’s mit der Überprüfung von ein paar Exsträflingen?«
    »Klar, kein Problem.«
    Ich gab ihm beide Namen und das wenige, was ich an Informationen hatte. Er notierte es und versprach, sich wieder bei mir zu melden. Er würde ein Formular ausfüllen und die Anfrage über den National Crime Information- Computer laufen lassen, eigentlich ein Verstoß gegen das Gesetz, denn ich habe nicht das Recht auf einen derartigen Zugriff. Im allgemeinen hat ein Privatdetektiv nicht mehr Rechte als jeder durchschnittliche Bürger und muß sich auf seinen Scharfsinn, seine Geduld und seine Beziehungen verlassen, um die Tatsachen in Erfahrung zu bringen, die den Rechtsinstitutionen des Landes selbstverständlich zur Verfügung stehen. Ich kultiviere deshalb einfach meine Beziehungen zu Leuten, die an verschiedenen Stellen in dieses System eingebaut sind. Ich habe Kontakt zur Telefongesellschaft, der Kreditanstalt, der Southern California Gas, Southern Cal Edison (entsprechen unseren Stadtwerken, Anm. d. Ü.) und der Kfz-Zulassungsstelle. Manchmal kann ich einen Überfall auf gewisse Regierungsstellen machen, aber nur, wenn ich etwas Wertvolles im Tausch zu bieten habe. Was Informationen persönlicher Art angeht, so hänge ich da normalerweise von der menschlichen Neigung ab, sich gegenseitig zu verraten.
    Ich stellte eine Checkliste für Billy Polo
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